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Challenge & Frust

Foto: SEAB

Das sonderbare Phänomen der brennenden Ökoinseln in Bozen, das allein der SEAB Schäden rund 200.000 Euro verursacht hat. In Brand gesetzt werden – aus unterschiedlichen Beweggründen – vor allem gelbe Sammelglocken für Papier.

von Thomas Vikoler

Bozen ist beileibe nicht die einzige Stadt, in der regelmäßig Sammelglocken brennen. Aber die Häufigkeit, mit der an sogenannten Ökoinseln Brände gelöscht werden müssen, ist beeindruckend.

Allein im vergangenen Jahr verzeichneten die städtischen Umweltbetriebe SEAB 60 abgebrannte Recyclingglocken, um Sylvester brannten weitere 30.

Und nach einer jüngsten Meldung der Umweltbetriebe waren es in den ersten zwei Wochen dieses Jahres deren acht. In der Mailandstraße, der Galilei-Straße und im Weingartenweg. Bis Ende Jänner sollen dort wieder neue Sammelglocken stehen.

Bei der SEAB geht man davon aus, dass ein Großteil der Brände vorsätzlich gelegt worden sind. Es trifft zumeist die Container für Papier, ihren Inhalt in Brand zu setzen ist vergleichsweise einfach: Mit einem Feuerzeug ein Stück Papier anzünden und es anschließend durch die Öffnung der Glocke werfen. Oder gleich einen brennenden Schweizerkracher hineingeben.

Die Behälter aus Plastik, mit deren Hilfe die Stadtverwaltung die Recyclingquote heben will, brennen zumeist völlig aus. Übrig bleibt, wie vor kurzem nach einem Brand am Weingartenweg, ein Gerüst aus Metall und ein Klumpen geschmolzenen Plastiks.

Die SEAB beklagt allein innerhalb eines Jahres einen Schaden von bis zu 200.000 Euro, die abgebrannten Glocken müssen nicht nur ersetzt werden, auch ihre Beseitigung kostet Geld und Arbeit.

In einigen Fällen wurden auch neben den Wertstoffinseln geparkte Autos vom Feuer beschädigt.

Wer legt die Brände?

Fotos: SEAB

Vergangene Woche berichtete der „Alto Adige“ von einem Ermittlungserfolg der Staats- und der Stadtpolizei.

Sie hätten eine Gruppe Jugendlicher identifiziert, die im Rahmen einer Art Wettkampf (Challenge) regelmäßig Sammelglocken angezündet hätten. An zehn der Wertstoffinseln hat die SEAB zwecks Identifizierung von Müllsündern Überwachungskameras angebracht, die Täter sind aber auch aufgrund von anderen Videoaufnahmen ausgeforscht worden. Dies zu bewerkstelligen sei nicht einfach gewesen, weil die Brandstifter häufig vermummt auftraten, heißt es.

Doch es gibt auch andere Täterprofile: Etwa jenen Bozner, der Ende Dezember – offenbar aus Frust – drei Glocken in Brand setzte. Seine Partnerin hatten ihn aus der Wohnung gesperrt und der Mann reagierte sich dadurch ab, indem er sich Ökoinseln vornahm.

Außerdem geht man bei der SEAB davon aus, dass um Silvester Jugendliche ihre Bölleraktivitäten auf die Sammelglocken konzentriert haben. Offenbar hat die vermeintliche Challenge zu einer Art Nachahmungseffekt geführt.

Wer strafrechtlich wegen Brandstiftung belangt wird, muss auch mit zivilrechtlichen Folgen rechnen.

Der durch die Brände angerichtete Schaden wird von den Umweltbetrieben eingefordert werden. Sollten die Täter minderjährig und nicht für derartige Schäden haftpflichtversichert sein, müssen die Eltern finanziell herhalten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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