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Die Kronplatz-Prinzessin

Foto: Gianvito Coco

Die mehr als 10.000 Zuschauer auf den Tribünen der ERTA warteten auf den Triumph der „Tigerin“ Federica Brignone, doch am Ende siegte die Neuseeländerin Alice Robinson und wurde zur Prinzessin vom Kronplatz gekrönt.

Die Hoffnungen, den Sieg der Halbzeitführenden Federica Brignone zu feiern, wurden jedoch zunichtegemacht, da sie im zweiten Lauf nach wenigen Toren ausschied. Eine hervorragende Leistung zeigte Lara Colturi mit Platz 4 sowie Lara Della Mea, die vom 22. auf den 11. Platz vorrückte und die drittbeste Laufzeit im zweiten Durchgang erzielte.

Der Renntag, der mit leichtem Schneefall und bedecktem Himmel begann, entwickelte sich dank der wärmeren Temperaturen und der Sonne, die pünktlich zum Start des ersten Laufs herauskam, rasch zu einem Volksfest. Federica Brignone, die Führende im Gesamtweltcup, setzte sich mit Startnummer 2 sofort an die Spitze und legte den Grundstein für das, was ihr Triumph auf der Piste hätte werden sollen, wo sie 2017 die erste Ausgabe des Audi FIS Ski-Weltcups Kronplatzgewonnen hatte.

Mit einer Zeit von 56,04 übernahm sie die Führung im ersten Lauf und ließ die Vorjahressiegerin, die Schweizerin Lara Gut-Behrami (+0,19), sowie die Siegerin von 2022, die Schwedin Sara Hector (+0,27) hinter sich. Innerhalb einer Sekunde lagen insgesamt acht Rennläuferinnen, darunter die Norwegerin Thea Stjernesund (+0,42), die Neuseeländerin Alice Robinson (+0,49) und die für Albanien startende Italienerin Lara Colturi (+0,96). Ein Konzentrationsfehler kostete hingegen Skistar Sofia Goggia das Rennen, als sie im flachen Abschnitt des ersten Laufs einen banalen Innenskifehler beging.

Gute Leistungen zeigten hingegen die weiteren Italienerinnen Asja Zenere (20.), Lara Della Mea (22.) und Ilaria Ghisalberti (26.), diesich für den zweiten Lauf qualifizieren konnten. Knapp gescheitert ist hingegen die einzige Südtirolerin im Rennen, Elisa Platino, die um eine Hundertstelsekunde die Top 30 verpasste, ebenso wie Giorgia Collomb, Alessia Guerinoni und Carole Agnelli.

Tribünen, Parterre und der Zielbereich waren dicht gedrängt für den zweiten Durchgang, dessen unterer Teil im Schatten lag und die Bedingungen zusätzlich erschwerte. Darüber hinaus hatte der verantwortliche norwegische Trainer den zweiten Lauf im Vergleich zum ersten eckiger gesteckt, was das Risiko eines Ausfalls erhöhte. Den ersten Höhepunkt setzte eine Italienerin, die Friaulerin Lara Della Mea, die mit der drittbesten Laufzeit für lange Zeit auf dem Thron der Führenden sitzen konnte und schließlich vom 22. auf den 11. Platz vorrückte, zeitgleich mit der Norwegerin Kajsa Vickhoff Lie.

Asja Zenere (ITA), die nach dem ersten Lauf auf Platz 20 lag, erzielte nur die 25. Laufzeit und musste sich mit dem 24. Endrang zufriedengeben. Es folgte ein turbulentes Hin und Her der US-Amerikanerinnen A.J. Hurt, Nina O’Brien und Paula Moltzan, die sich in schneller Abfolge die Führung in der Rangliste gegenseitig abrangen, bis Lara Colturi an der Reihe war. Die junge Italienerin, die unter albanischer Flagge fährt und nach dem ersten Lauf Achte war, erzielte die fünftbeste Laufzeit und platzierte sich direkt hinter Moltzan, die damit zur Gejagten wurde.

Alice Robinson (Foto: Gianvito Coco)

Das Finale war dann eines von der Sorte, die einem den Atem rauben – Alice Robinson, Neuseeländerin und Fünfte nach dem ersten Lauf, erzielte mit 58,75 die beste Laufzeit und übernahm die Führung. Sie wehrte zunächst den Angriff der Norwegerin Stjernesund, die nach dem ersten Lauf Vierte war, erfolgreich ab – die Top Drei erledigten dann den Rest. Sara Hector (SWE) kam im oberen Teil der Piste bei einer kleinen Welle aus dem Gleichgewicht und stürzte. Lara Gut-Behrami (SUI) nahm dieselbe Welle zu weit, blieb nur durch Glück im Rennen, verspielte aber denmöglichen Sieg. Schließlich verlor die hoch favorisierte Federica Brignone, Führende nach dem ersten Lauf, an derselben Stelle die Ideallinie und verpasste das nächste Tor. Damit platzte der Traum vom Doppelsieg der „Tigerin“ nach ihrem Erfolg von 2017, und die Tausenden von Fans verstummten schlagartig. Jubel hingegen bei Alice Robinson und dem gesamten neuseeländischen Team für diesen großartigen Sieg auf einer der härtesten Strecken des Damen-Weltcups und für die Übernahme des roten Trikot der Führenden im Riesenslalomweltcup. Zweite wurde die Titelverteidigerin Lara Gut-Behrami (SUI), Dritte Paula Moltzan (USA).

Sonderpreis für die „Best Rookie“

Erneut wurde der vom Organisationskomitee „Al Plan Events“ ins Leben gerufene Sonderpreis „Best Rookie“ verliehen. Der Preis, welcher der Athletin überreicht wird, die mit der höchsten Startnummer in den zweiten Lauf einzieht, besteht aus einem Urlaubsgutschein im Wert von 2000 Euro. In diesem Jahr ging der Preis an die junge Lara Della Mea (ITA), die mit der Startnummer 39 unter die Top 30 gekommen ist.Zusammenfassung des Endergebnisses:

1) ROBINSON Alice NZL 1:55.28

2) GUT-BEHRAMI Lara SUI 1:55.84 (+0.56)

3) MOLTZAN Paula USA 1:56.22 (+0.94)

4) COLTURI Lara ALB 1:56.50 (+1.22)

5) LJUTIC Zrinka CRO 1:56.60 (+1.32)

Die Stimmen des Tages

Alice Robinson – Siegerin– NZL

„Es ist ein ganz besonderer Moment – ich hatte seit letztem Jahr viele Podiumsplätze erreicht, aber es ist wirklich lange her, dass ich zuletzt gewonnen habe; in dieser Zeit habe ich mich oft gefragt, ob ich überhaupt noch in der Lage bin zu siegen. Ich denke an meine Familie, die mir zuschaut, und ich bin auch für sie stolz. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt, ich war jung, als ich zu gewinnen begann, und vieles hat sich verändert, mein Leben insgesamt. Außerdem war ich im letzten Monat wegen einer Grippe nicht in bester Verfassung, ich hatte Höhen und Tiefen, aber dieses Rennen entschädigt für alles.“

Danny Kastlunger – OK-Chef Kronplatz

„Natürlich hätte ein Sieg von Federica Brignone unser Stadion am Fuße der ERTA in einen Hexenkessel verwandelt, aber wir freuen uns über jede Athletin, die es schafft, diese mittlerweile legendäre Piste zu bezwingen, denn wer hier gewinnt, hat es absolut verdient. Alice Robinson ist eine Kronplatz-Prinzessin auf höchstem Niveau, und wir freuen uns alle für sie. Insgesamt war es ein Tag, der in Erinnerung bleiben wird, und wie immer möchte ich allen unseren über 400 Freiwilligen und Mitarbeitern danken, ohne die nichts von all dem möglich wäre.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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