Fliegt ein Hirsch durch die Scheibe
In Südtirol ereignen sich im Schnitt 900 Wildunfälle pro Jahr. Das Land zahlt nur in einer Handvoll von Fällen.
Immer wieder gebe es Meldungen von Unfällen mit Wildtieren, schickte Franz Locher (SVP) im Rahmen der Aktuellen Fragestunde im Landtag voraus.
Prallt ein ausgewachsener Rothirsch auf ein Auto, das mit 60 Stundenkilometern unterwegs ist, wirke ein Gewicht von fünf Tonnen auf das Fahrzeug auf ein.
„Das entspricht dem Gewicht eines Elefanten und allein diese Tatsache unterstreicht, dass die Folgen, abgesehen vom materiellen Schaden, auch für die Lenker fatal sein können.“
Bei einem Wildschwein seien es 3,5 Tonnen.
Mit seiner Anfrage in der Landtagswoche hat der SVP-Abgeordnete Informationen über die Häufigkeit von Wildunfällen eingeholt.
Die Zahlen sprechen für sich: Waren es in den Jahren 2018 und 2019 knapp über 1000 Wildunfälle, ist ihre Zahl nach der Pandemie wieder auf ähnliche Werte angestiegen.
Im Schnitt würden in Südtirol 900 Wildunfälle pro Jahr registriert, erklärte Landesrat Luis Walcher.
„Eindeutig zu viel“, sagt Franz Locher.
Geht es nach ihm, müsse sich die öffentliche Verwaltung nun konkret Gedanken machen, wie Schäden künftig vergütet werden.
Die derzeitige Versicherung, die von Seiten der öffentlichen Verwaltung bei Wildunfällen abgeschlossen wurde, habe mit 5.000 Euro einen hohen Selbstbehalt und greife nicht, wenn alle Beschilderungsmaßnahmen eingehalten wurden.
Locher hofft künftig auf eine andere Handhabe: „Der zuständige Landesrat hat in seiner Antwort zugesichert, dass man über die Höhe des Selbstbehalts reden kann. Das wäre schon ein Anfang.“
Doch nicht nur in der Vergütung der Schäden, auch in der Kontaktaufnahme mit den zuständigen Stellen bei einem Wildunfall sieht Locher Nachholbedarf.
„Im Bedarfsfall müssen der Revierleiter, Jagdaufseher oder die Forstbehörde informiert werden. Dass ein Verkehrsteilnehmer diese Kontakte aber auch hat, ist alles andere als selbstverständlich.“
Da die Wildunfälle wieder im Steigen sind, glaubt Locher, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichend sind.
„Die Bemühungen zur Vermeidung von Schadensfällen bewegen sich zwar im gesetzlich vorgesehenen Bereich, aber sie müssen angesichts der Zahlen noch ausgeweitet werden.“
Ebenso sollten die Sensibilisierungsmaßnahmen, die seitens des Jagdverbands bereits auf mehreren Kanälen veröffentlicht wurden, weiter ausgebaut werden. Jeder Wildunfall sollte auch gemeldet werden, damit die geolokalisierte Erfassung der Meldungen durch den Jagdverband auch vollständig ist, so Locher.
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