Teure Freiheit
Seit der Corona-Pandemie geht der Trend zu Ferien mit Wohnmobil. Warum immer mehr Urlauber diese Form des Reisens bevorzugen. Und mit welchen Kosten zu rechnen ist.
von Sandra Fresenius
Beliebt war Campen schon vorher, aber seit der Corona-Pandemie hat sich dieser Trend noch einmal verstärkt. Immer mehr Urlauber reisen mit dem eigenen oder gemieteten Wohnwagen bzw. Wohnmobil. „Dieser Eindruck wurde durch die Pandemie ausgelöst. Der Trend in der Campingbranche war allerdings auch über die letzten Jahre stetig ein wenig steigend“, bestätigt Thomas Rinner, Präsident Vereinigung der Campingplatzbetreiber Südtirols (VCS).
Vor allem der zunehmende Wunsch nach Freiheit sei für diesen Anstieg verantwortlich. „Im alltäglichen Leben ist der Mensch zunehmend dem Druck der Zeit und verschiedenen Abhängigkeiten ausgesetzt. Das Camping hingegen ist eine Lebensphilosophie, um sich zumindest im Urlaub frei bewegen, entscheiden und gestalten zu können. Und das Wohnmobil trägt entscheidend dazu bei. Im Urlaub soll das nachgeholt werden, was sonst immer mehr verloren geht“, erklärt Rinner. Immer mehr Reisende würden daher dem strukturierten Aufenthalt in Hotels, Clubs und Ferienwohnungen oder -häusern den Rücken kehren und stattdessen einen Urlaub mit Camper oder Wohnwagen bevorzugen.
Für diese Form der Ferien sei der Sommer nach wie vor die Hochsaison. Dennoch gebe es für die warme Jahreszeit des gerade begonnenen Jahres noch freie Plätze auf den Campingplätzen. Die Buchungslage sei aktuell wie auch in den vorigen zwei Jahren „recht in Ordnung“ urteilt der Präsident der VCS. Auffallend sei, dass die Besucher immer kurzfristiger – gerne auch online – eine Buchung vornehmen und sich dabei nicht zuletzt am Wetter orientieren. Für die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst seien ebenfalls gute Besuchszahlen zu verzeichnen. „Was aber immer mehr aufkommt, ist die Winterzeit. Das ist ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch stärker bemerkbar machen wird“, meint Rinner, auch wenn nicht alle Campingplätze in Südtirol zur kalten Jahreszeit geöffnet hätten. Gut nachgefragt würden vor allem jene Plätze, die über eine entsprechende Infrastruktur verfügen, das heißt an Langlaufloipen und Skipisten angeschlossen seien.
Vor allem aber in den Sommermonaten würden immer mehr Urlauber ein Wohnmobil oder einen Kastenwagen, ein Wohnmobil mittlerer Größe, welches „überwiegend für junge Leute interessant ist – mieten. Dennoch sei diese Form der Ferien nicht mehr zwangsläufig die günstigere im Vergleich zu Hotel oder Ferienwohnung. „Bereits für Anschaffungskosten von 70.000 Euro, für die es heute allerdings kaum noch Fahrzeuge gibt, kann man eine ganze Weile im Hotel urlauben. Ein Übernachtungspreis von 30 bis etwa 60 Euro ist sicher noch angemessen, aber 90 Euro sind vielleicht nicht notwendig. Die Spanne der Kosten pro Platz ist relativ groß“, meint Rinner. Allerdings seien bei einem Vergleich immer auch die verschiedenen Kategorien und die Ausstattung der Campingplätze zu berücksichtigen. Hinzu kommen Ausgaben für Strom und im Winter für Heizung – ganz abgesehen von den Urlaubskosten für Kurtaxe, die in die Campingpauschale integriert sind.
Ähnlich wie in der Hotellerie seien überdies die Mietpreise der Fahrzeuge abhängig von der Größe, der Saison und der Ausleihdauer, weiß Christoph Rier von Cierre Holiday, Vermieter von Wohnmobilen in Brixen: „Man kann von einer Kostenspanne zwischen 120 und 190 Euro pro Tag ausgehen.“ Früher wäre man beim Camping eher preissensibel, das heißt mit Zelt bei Wind und Wetter unterwegs gewesen. Heute hingegen würde der Campertourist andere Schwerpunkte setzen. Es ginge vielmehr um Mobilität. Mit einem Wohnmobil sei es möglich, ganze Küstenabschnitte oder Regionen in einem Mal zu erkunden. „Günstig ist das Campen mit den modernen und über jeglichen Luxus verfügenden Fahrzeugen nicht mehr, viel mehr eine andere Art Urlaub zu machen und unterwegs zu sein“, sagt Rier, dessen Kundschaft größtenteils aus Südtirol kommt. Immerhin könnten so in zwei Wochen zwischen fünf und acht Realitäten und ihre Umgebung erkundet werden.
Während Familien sich überwiegend auf die Sommermonate konzentrieren und Frühling sowie Herbst von Paaren und Senioren bevorzugt würden, wird beim Anbieter aus Brixen auch vermehrt das Wintercampen nachgefragt. „Im Verhältnis zum Sommer ist das Campen im Winter noch eher ein Nischenprodukt, das wir zwar im Angebot haben, für das der Kunde aber erst beworben werden muss“, so Rier.
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