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Doppeltes Böllern   

In Ratschings werden gleich an zwei Tagen in Folge Feuerwerke gezündet: zu Silvester von Hotels und Privaten und am 1. Jänner an der Talstation im Skigebiet. Was die einen begeistert, erzürnt andere. Wie lange sind solche Spektakel noch tolerierbar?  

von Erna Egger 

Alle Jahre wieder: Die Feuerwerke zu Silvester scheiden die Geister, aufgrund der Nachhaltigkeit, der Feinstaubbelastung und des Tierwohls.

Ein besonderes Diskussionsthema sind die Knallkörper auch in Ratschings: Dort werden gleich an zwei Tagen in Folge Böller in die Luft geschossen. Zum Jahreswechsel lassen Hotels und Private Feuerwerke den Himmel erhellen, am 1. Jänner folgt im Skigebiet die traditionelle Neujahrsshow – mit Feuerwerk. Dieses Event wird gemeinsam von der Skischule, der Liftgesellschaft und der Ratschings Tourismus Genossenschaft organisiert. 

Zur Gesetzeslage: In Südtirol sind Feuerwerke grundsätzlich verboten, außer sie werden vom jeweiligen Bürgermeister genehmigt. Aber kaum jemand sucht um eine Genehmigung an und weil nicht kontrolliert wird, werden die alljährlichen Verstöße auch nicht geahndet. 

Zurück nach Ratschings: Vor Jahren versuchte es die Liftgesellschaft mit einer Drohnenshow. Es blieb beim einmaligen Versuch. Im Folgejahr kehrte man wieder zum Feuerwerk zurück. Auch heuer war das Gelände an der Talstation wieder voll von Gästen und Einheimischen, die unter anderem eigens wegen des Events angereist waren. Josef Schölzhorn, Präsident der Liftgesellschaft, sagt: „In vielen hat das Feuerwerk sehr gut gefallen und man hört auch, dass unter den Zusehern einige waren, die diese Lichtershow zwar kritisieren, aber trotzdem hier waren.“ 

Die Kritik an diesen Feuerwerkskörpern wird aber immer lauter. Hinzu kommt, dass sich die Ratschings Tourismus Genossenschaft die GSTC-Zertifizierung und das Nachhaltigkeitslabel Südtirol erhalten will. Andere Destinationen, wie die Brixen Tourismus Genossenschaft, haben den Zertifizierungsprozess bereits durchlaufen. 

Nun stellt sich die Frage: Ist ein Feuerwerk mit dieser Zielsetzung vereinbar? 

In Ratschings heißt es nun, dass heuer die letzte Auflage des Feuerwerkes zu Neujahr stattfand, weil die Ratschings Tourismus Genossenschaft aussteigt. Ist dem so? 

Schölzhorn reagiert verwundert: „Wir entscheiden immer erst im Oktober“, sagt er. 

Auch Thomas Gschließer, Geschäftsführer der Ratschings Tourismus Genossenschaft, dementiert: „Wir organisieren gemeinsam mit der Liftgesellschaft und der Skischule dieses Event und unter uns gibt es kein Problem. Dass es Diskrepanzen zum Feuerwerk gibt, ist eine Fehlinformation. Wir stehen gemeinsam hinter der Veranstaltung.“

Er sagt auch: „In der heutigen Zeit haben Feuerwerk viele Gegner – aber auch Befürworter. Auch heuer war eine Menschenmasse im Skigebiet, die ausschließlich wegen des Feuerwerkes angereist ist. Wohin die Reise aber nächstes Jahr führt und ob das Skigebiet im nächsten Jahr noch ein Feuerwerk veranstalten will, weiß ich heute noch nicht.“ 

Gschließer betont: Noch habe die Ratschings Tourismus Genossenschaft noch Zertifizierung. „Wir müssen die Auszeichnung erst erlangen. Dann sieht die Sache anders aus und man wird vielleicht über Alternativen reden müssen.“  

Indes haben in Ratschings einige Hoteliers einen anderen Weg eingeschlagen: Einer der Vorreiter ist der Erlebnisort Gassenhof. Das Vier-Sterne-Superior hat bis vor einigen Jahren gemeinsam mit den zwei benachbarten Wellnesshotels Plunhof und Taljörgele zu Silvester immer ein großes Feuerwerk steigen lassen. 

Mittlerweile verfügt das Hotel über das Nachhaltigkeitslabel Level 3 – die höchste Nachhaltigkeitsauszeichnung. Ein Feuerwerk ist mit dieser Betriebsführung und Gesinnung nicht mehr kompatibel. Man hat andere Wege gesucht, um die Gäste zu Silvester zu erfreuen.

Der Hotelier Manfred Volgger sagt: „Ich persönlich bin gegen Feuerwerke, aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Tierwohls. Wenn wir schon Nachhaltigkeit predigen, dann kann ich nicht Feuerwerk abfeuern.“ Während die Wellnesshotels Plunhof und Taljörgele auch heuer wieder Ferwerkskörper abgeshcossen haben, setzt der Gassenhof seit drei Jahren zum Jahreswechsel auf eine Lasershow. „Diese kommt recht gut an“, sagt Volgger. 

Aber: „Sie ist viel teurer. Und man muss sagen: Gegen ein Feuerwerk kommt nichts an.“ 

Daher muss auch der Hotelier einräumen: Es sei eine schwierige Diskussion, auch weil man für Alternativen viel tiefer in die Tasche greifen muss und ein Feuerwerk immer noch mehr begeistert. 

Er habe aber seinen Weg gewählt. „Und was andere tun, liegt in ihrer Entscheidung“, so Volgger. 

 

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