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„Stur und isoliert“

Roland Seppi (Foto: SSB)

Im Schützenbund wird es zu einem Führungswechsel kommen. Warum Roland Seppi nach nur drei Jahren seinen Hut als Landeskommandant wird nehmen müssen. Und wer sein Nachfolger werden könnte.

von Artur Oberhofer

Die Nachricht ist noch streng geheim. Daher gibt es aus dem Südtiroler Schützenbund derzeit nur Informationen hinter vorgehaltener Hand.

Fix ist: Roland Seppis Tage als Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes sind gezählt. Ein Insider sagt gegenüber der TAGESZEITUNG: „Alle sieben Bezirke des Bundes haben sich darauf verständigt, dass Roland Seppi keine zweite Amtszeit bekommt.“

Der Eisacktaler Unternehmer Roland Seppi wurde am 18. Juni 2022 – als langjähriger Hauptmann der Schützenkompanie „Peter Kemenater“ von Schabs/Aicha – zum neuen Landeskommandanten des Südtiroler Schützenbundes bestellt.

Der Frei.Wild- und Rammstein-Fan Seppi setzte sich in einem regelrechten Wahlkrimi mit 71 Stimmen ganz knapp gegen den Burggräfler Kandidaten Stephan Gutweniger (66 Stimmen) durch.

Bei der Wahl des Stellvertreters setzte sich der Neumarkter Christoph Schmid (mit 87 Stimmen) gegen den Bozner Kandidaten Arthur Bacher (49 Stimmen) durch.

Der Sinneswandel innerhalb des Schützenbundes in Bezug auf den Landeskommandanten ist auch eine Spätfolge des Falles Michael Demanega.

Der ehemalige Medienreferent des Schützenbundes, der inzwischen zum Persönlichen Referenten von Sicherheits-Landesrätin Ulli Mair aufgestiegen ist, war im September vergangenen Jahres auf Betreiben von Roland Seppi (und mit fadenscheinigen Argumenten) seines Postens enthoben worden.

Doch die Art und Weise, wie der Landeskommandant die Causa Demanega gemanagt hat, wurde bundesintern heftigst und kontrovers diskutiert.

Dem Landeskommandanten wurde Führungsschwäche vorgeworfen. Und mangelnde Transparenz. Anstatt den Fall Demanega offensiv anzugehen, hatte sich Roland Seppi wochenlang auf Tauchstation begeben.

Der Hauptvorwurf, der dem Landeskommandanten jetzt im Hinblick auf die Neuwahlen Ende April dieses Jahres gemacht wird, ist: Roland Seppi habe die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen können. Er habe

volkstumspolitisch keine Akzente setzen können und scheue die medialen Auftritte.

Der Umstand, dass Landeskommandant Seppi in drei Jahren nicht ein einziges Mal bei der Rai-Sendung „Pro & Contra“ aufgetreten und nie ein größeres Interview gegeben habe, sei rekordverdächtig, heißt es im Schützenbund.

Die verschiedenen Aktionen seien nicht vom Landeskommandanten, sondern vom Kulturreferenten Martin Robatscher konzipiert und organisiert worden. Roland Seppi wird schützenbundintern als „unflexibel, stur und isoliert“ beschrieben. Er sei wenig unterwegs und wenig präsent gewesen, weder in den Bezirken noch in den Kompanien. Er habe nur Dienst nach Vorschrift geleistet, so die Kritik.

Der Wunschkandidat als Seppi-Nachfolger der sieben Bezirke ist Christoph Schmid aus Neumarkt, also Seppis Stellvertreter.

Schmid, der bereits Geschäftsführer des Südtiroler Wirtschaftsringes war, sei „intellektuell und weltanschaulich ein anderes Kaliber als Seppi“, heißt es. Er sei parteipolitisch nicht zuzuordnen, aber gut vernetzt.

Christoph Schmid (Foto: SSB)

Von Christoph Schmid versprechen sich die sieben Bezirkschefs, dass er den Schützenbund professioneller führt und moderner aufstellt.

Die Frage ist nur, ob Schmid will, ob er sich das Amt des Landeskommandanten überhaupt antun will.

In jedem Fall wäre Christoph Schmid eine breite Unterstützung sicher. Und ihm traut man zu, dass er den Versuchen der verschiedenen politischen Kräfte im Lande – allen voran die Süd-Tiroler Freiheit und die Anhänger des einstigen Landeskommandanten Jürgen Wirth Anderlan – Einfluss auf den Bund zu nehmen, widerstehen kann.

Stichwort JWA: Bundesgeschäftsführer Egon Zemmer darf wohl – wie es heißt – „auf Bewährung“ weitermachen, obwohl er sehr eng mit Jürgen Wirth Anderlan vernetzt ist.

Wirth Anderlan hatte Zemmer 2018 zu seinem Adjutanten ernannt und diesen ein Jahr später bei der Wahl zum Bundesgeschäftsführer unterstützt. Insider sagen, Egon Zemmer sei JWA „immer treu geblieben“, mit dem amtierenden Landeskommandanten Seppi habe es nur ein Zweckbündnis gegeben.

So viel Macht wie unter Roland Seppi werde Zemmer aber künftig nicht mehr haben, heißt es im SBB.

Die Architekten des sanftes Putsches gegen Roland Seppi erhoffen sich, dass der Schützenbund „nach drei verlorenen Jahren unter Seppi und mit Christoph Schmid an der Spitze einen notwendiger Neubeginn starten“ könne – damit, so ein Insider, „der Bund wieder zu einem Faktor in Südtirol wird.“

Und Roland Seppi? Auf eine Anfrage der TAGESZEITUNG, erklärte er : „Dazu wird vorerst nichts ausgesagt.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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