Exzesse und Tipps
Das Kinoangebot nimmt mit „Cranko“, „The Outrun, „Emilia Pérez“, Wasserstoff von Andreas Pichler und den Favoritner „DocDays“ wieder Fahrt auf.
Von Renate Mumelter
Während Pablo Larraíns „Maria“ bereits nach 30 Minuten langweilt, zieht Joachim A. Langs „Cranko“ in eine ungewöhnliche, reale Geschichte hinein. In beiden Filmen geht es um die sogenannte Hochkultur, einmal um Musik, einmal um Tanz, beides klassisch, nur dass die allseits bekannte Callas-Story in dieser Jolie-Fassung sehr spekulativ wirkt, während der Choreograph John Cranko bisher außerhalb von Fachkreisen unbekannt war. In einer Tanzstadt wie Bozen besteht da Nachholbedarf.
Cranko
John Cranko schrieb mit seinen Choreographien Geschichte, und er brachte das Stuttgarter Ballett auf höchstes Niveau und bis nach New York. Der Film erzählt diese ungewöhnliche und komplexe Persönlichkeit, Originalchoreographen werden im Film getanzt, und die Tänzerinnen und Tänzer sind wirklich vom Stuttgarter Ballett. Wer klassischen Tanz mag, ist hier richtig. Wer vergessene Geschichten mag, auch, wer Sam Riley mag, ebenso. Riley wurde in Südtirol als rächender Greider aus Prohaskas „Das finstere Tal“ bekannt. Das war jener „Schneewestern“, der 2013 in Schnals gedreht wurde.. Diesmal spielt Riley den Mann, der „mit Tanz das sagen will, was man mit Worten nicht sagen kann“. Manchmal redet der Film ein bisschen viel, aber insgesamt verdient er einen Besuch.
The Outrun
Das Publikum wird von einer betrunkenen Kamera empfangen, die Rona begleitet. Rona ist jung und alkoholkrank, und sie versucht, sich von der Sucht zu befreien. Dazu geht sie an ihre Wurzeln zurück, auf die Orkney-Inseln nördlich von Schottland. Dort ist sie aufgewachsen. Dort ist die Natur rau, der Wind laut, die Sonne rar, und kühl und feucht ist es auch. Regisseurin Nora Fingscheidt (“Systemsprenger“) legte dem Film die Memoiren von Amy Liptrot zugrunde. Saoirse Ronan konnte sie als Hauptdarstellerin gewinnen. Ihr Spiel hält auch extremen Großaufnahmen stand.
„The Outrun“ ist ein wilder Film, ein windiger Film, ein aufgewühlter Film. Chronologie gibt’s und gibt’s nicht, Ronas wechselnde Haarfarben lassen Phasen erahnen. Wer sich was Geordnetes und möglicherweise Melodramatisches erwartet, wird enttäuscht sein, wer sich darauf einlässt, das Thema Sucht zu fühlen, ist hier richtig. „The Outrun“ passt sehr gut in den Dry January.
Favoriten
Ruth Beckermanns Dokumentarfilm über eine Grundschulklasse im Wiener Bezirk Favoriten läuft und läuft und läuft – in Österreich. Nach Bozen kommt er im Rahmen der DocDays auf Einladung von FAS, ZeLIG und Filmclub.
Mit dem Film kommt Filmemacher Johannes Hammel nach Bozen. Als DoP stand er bei vielen Filmen von Ruth Beckermann hinter der Kamera, eine besondere Herausforderung in einer Schulklasse. Davon und von der Arbeit an „Favoriten“ wird Johannes Hammel erzählen, vorausgesetzt, er bekommt genügend Raum. Denn beim Talk nach dem Film wird vermutlich die im Südtiroler Herbst so akute Schuldebatte wieder Fahrt aufnehmen, denn zum Talk im Anschluss kommt nicht nur DoP Hammel sondern auch Schulinspektor Christian Walcher und einer Elki-Vertretung.
Johannes Hammel jedenfalls hält am Freitag, 17. Jänner ab 9.30 Uhr eine Masterclass an der ZeLIG. Die Teilnahme ist frei, es braucht nur eine Voranmeldung unter zeligfilm.it.
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