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„Ersticken im Tourismus“

Josef Oberhofer und Hanspeter Staffler

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz spricht sich gegen die Aufhebung der Fahrverbote aus und unterstützt weiterhin – zum Schutz von Gesundheit und Umwelt – die Verminderungsmaßnahmen der österreichischen Verkehrspolitik.

Es häufen sich in Südtirol die Rufe, das Nachtfahrverbot über den Brenner wegen der Baustelle an der Wipptaler Luegbrücke aufzuheben. Handelskammer, Tourismusvertreter und sogar der Landesrat für Mobilität fordern eine komplette oder zeitweise Aussetzung der Tiroler Fahrverbote.

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz spricht sich gegen die Aufhebung der Fahrverbote aus und unterstützt weiterhin – zum Schutz von Gesundheit und Umwelt – die Verminderungsmaßnahmen der österreichischen Verkehrspolitik.

Es sei interessant zu beobachten, dass Vertreter der Handelskammern, des Tourismus und kürzlich auch noch Landesrat Alfreider – gut aufeinander abgestimmt – die Abschaffung der Fahrverbote über den Brenner fordern. „Anscheinend hat sich innerhalb der Mobilitäts-, Tourismus- und Transportindustrie eine Front gebildet, die mit aller Gewalt die österreichischen Fahrverbote kippen und damit einen dramatischen Anstieg des Transitverkehrs durch Tirol und Südtirol in Kauf nehmen will“, kommentiert der Präsident des Dachverbandes, Josef Oberhofer die momentane Entwicklung.

Die Luegbrücke sei für die Transport- und Wirtschaftslobby nichts anderes als ein willkommener populistischer Aufhänger, die gehassten österreichischen Fahrverbote aus dem Weg zu räumen. Die Sanierung der Luegbrücke werde für alles Mögliche verantwortlich gemacht: Weniger Touristen erreichten Südtirol, der Wirtschaftsstandort Italien würde massiv leiden und auch Megastaus würden uns blühen. „Dabei wissen wir alle, dass wir im Tourismus bereits ersticken, dass es Megastaus schon seit Jahrzehnten gibt und dass es auf beiden Seiten des Brenners immer stauerzeugende Gegenverkehrsbereiche gab und zukünftig geben wird“, so der Dachverband.

Die derzeitige Kampagne gegen die österreichischen Fahrverbote sei eine Zumutung für all jene, die sich um vernünftige Lösungen bemühen. Zuallererst brauche es griffige Maßnahmen gegen den Umwegverkehr, denn 30 Prozent der LKWs hätten es über die Schweiz viel näher zu ihren Destinationen. Aber weil die Brennermaut so billig und der Diesel in Österreich so günstig sind, wählten die Speditionen den Weg über den Brenner. „Die Benützung der Schweizer Bahnlinien würde nicht nur die Brennerachse enorm entlasten, sondern auch viele Millionen Kilometer Abgase einsparen“, sagt der Geschäftsführer des Dachverbandes, Hanspeter Staffler.

Die gesamte Brennerautobahn komme in die Jahre und müsse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sowieso saniert werden. „Nach der Luegbrücke kommt mit Sicherheit irgendwo auf der Strecke zwischen Bozen und Innsbruck die nächste stauerzeugende Großbaustelle, vielleicht sogar im Eisacktal. Deshalb ist es höchst unseriös, die Luegbrücke als Ursache allen Übels zu bezeichnen. Seriös hingegen wäre, endlich Maßnahmen zur Reduzierung des LKW- und PKW-Verkehrs auf der Brennerachse zu setzen. Denn Gesundheit und Umwelt sind wichtiger als die Interessen einer vereinten Transport- und Tourismusindustrie“, so der Dachverband.

 

 

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