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„Für eine gute Sache“

Der Südtiroler Heimatbund erinnert am 9. Jänner an den 80. Todestag des Widerstandskämpfers Walter Caldonazzi aus Mals.

Caldonazzi war führend im katholischen Widerstand gegen das NS-Regime in Nordtirol. Die Nazis hatten ihn wegen seiner pro-österreichischen Gesinnung zum Tode durch Enthauptung verurteilt und am 9. Jänner 1945 hingerichtet.

Für den Südtiroler Heimatbund steht der Malser – wie viele vor und auch nach ihm – ganz in der Tiroler Tradition der Freiheit gegen Fremdherrschaft und Faschismus. „Walter Caldonazzi ist ein leuchtendes Beispiel für selbstlose Heimatliebe, ein Bekenntnis für Tirol, welches auch das größte aller Opfer nicht scheut“, betont Roland Lang, Obmann des Heimatbundes, anlässlich der Gedenkfeier in Blumau.

Da es in Südtirol keine Erinnerungstafel od. Ähnliches für Caldonazzi gibt, haben wir beschlossen, am Gedenkstein für die Internierten des KZ Campo Isarco eine kleine Gedenkfeier für den gebürtigen Malser durchzuführen. Auch die dortigen Gefangenen waren vielfach wegen ihres Widerstandes gegen den Faschismus, in ihrem Fall des Italienischen, eingesperrt und Misshandlungen ausgesetzt. Mit einer Gedenkminute, einer kurzen Ansprache und einem Blumengruß haben wir dieses aufrechten Tirolers gedacht, so Obmann Roland Lang.

Walter Caldonazzi

Caldonazzi steht dabei für Gesamttirol, so der SHB.

Sein Vater war Welschtiroler, er ist in Südtirol geboren, flüchtete bzw. lebte dann in Nordtirol.

Da Caldonazzi in Mals geboren wurde,  ersucht der SHB den Malser Bürgermeister, Herrn Josef Thurner, die Möglichkeit der Anbringung einer Gedenktafel  an den NS-Widerstandskämpfer zu prüfen.

Durch seine religiös motivierte pro-österreichische Gesinnung war Caldonazzi auch führend beim Aufbau einer Wiener Widerstandsgruppe („Gruppe Maier-Messner-Caldonazzi“), die das Ziel verfolgte, Mitglieder aus allen politischen Lagern zu sammeln, um einen unabhängigen, katholisch geprägten Staat Österreich mit einem wiedervereinten Tirol zu gründen, beteiligt.

Zeitweise sollen bis zu 400 Mitglieder im Untergrund aktiv gewesen sein. Anfang 1944 flog die Gruppe auf und Caldonazzi wurde verhaftet. Das Landgericht Wien verurteilte ihn mit der Begründung, dass er für die „Selbständigkeitsmachung Österreichs“ gewirkt habe, zum Tode durch das Fallbeil.

Auch Bischof Ivo Muser würdigte in einer Grußbotschaft an den SHB den NS-Widerstandskämpfer:

„Die Erinnerung an Walter Caldonazzi und die vielen Opfer des nationalsozialistischen Verbrechersystems soll uns helfen, dass wir uns unzweideutig für die Menschenrechte, für die Freiheit des Gewissens und der Religionsausübung, für den Schutz der Schwachen und für die Durchbrechung der Logik der Gewalt und des Krieges einsetzen. Sich erinnern, heißt, nach innen gehen und NEIN sagen im Denken, im Reden und im Tun zu jenen Tendenzen, die die Würde des Menschen mit Füßen treten – in Geschichte und Gegenwart.“ (+ Ivo Muser, Bischof)

Walter Caldonazzi kam 1916 als Sohn eines Gendarmen mit Welschtiroler Wurzeln im „Gasthaus Zur Krone“ in Mals zur Welt und verbrachte seine Kindheit zunächst im Vinschgauer Oberland.

Nach der Zerreißung Tirols und dem Aufkommen des Faschismus kehrte die Familie Südtirol den Rücken und übersiedelte ins Nordtiroler Kramsach im Unterinntal. Nach der Matura in Kufstein ging er nach Wien und studierte Forstwirtschaft. Dort schloss er in katholisch-studentischen Kreisen erstmals Bekanntschaft mit späteren Aktivisten im Widerstand.

Im Gefängnis musste er schwere Misshandlungen und Folter erleiden.

In einem seiner letzten Briefe schrieb er an seine Verlobte: „Wisset, daß ich mein Leben gerne für die Heimat hingebe. […] Ich trage mein Los mit Ergebenheit. […] Es ist Gottes Beschluss, dass ich mein Leben für eine gute Sache lasse.“

Auch sein letzter Wunsch vor der Hinrichtung galt seiner geliebten Heimat:

„Bringt mir am schönsten Platz der Welt, wie es mir schien, am Almkranz auf der Praa-Alm ein Marterl an, mit der Bitte um Gebet und den Worten: O Land Tirol, mein einzig Glück, dir sei geweiht mein letzter Blick!“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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