„Jetzt müssen wir rudern“
Vier neue Feldspieler, ein neuer Tormann, volle Kampfbereitschaft und eine Rückrunde mit 27 Punkten: Wie der FC Südtirol den Klassenerhalt schaffen will.
von Artur Oberhofer
Dietmar Pfeifer ist ein Meister im Entwickeln von eindrucksvollen und prägnanten Sprachbildern. Um die derzeitige Situation des FC Südtirol plakativ zu beschreiben, sagt der Generaldirektor des Vereins: „Wir müssen nicht auf den Mars fliegen, sondern einfach nur Fußball spielen und punkten.“
Wer glaubt, dass sich die Vereinsspitze nach einer ziemlich verkorksten Hinrunde im Panikmodus befindet, der irrt. „Wir dürfen jetzt nicht alles über Bord werfen und Verunsicherung aufkommen lassen“, so lautet Dietmar Pfeifers Rezept, „wir müssen eine Rückrunde spielen wie im vergangenen Jahr, dann retten wir uns.“
Dietmar Pfeifers simple Rechnung: In der vergangenen Saison hat der FC Südtirol in der Hinrunde 20 Punkte eingefahren und in der Rückrunde 27 Punkte. In der laufenden Saison hat es in der Hinrunde nur für 18 Punkte gereicht, doch mit einer so starken Hinrunde, wie der FCS sie im vergangenen Jahr gespielt hat, wären die Weiß-Roten sicher gerettet.
Das Credo lautet: Keine Panik. Aber den Vereinsverantwortlichen ist bewusst, dass sie den Kader verstärken müssen. „Die Gesellschafter des FC Südtirol“, bestätigt Dietmar Pfeifer, „sind dafür auch bereit, Geld in die Hand zu nehmen.“
Der FCS will auf dem Jänner-Transfermarkt vier- bis fünfmal zuschlagen. So soll ein Verteidiger gekauft werden, zwei Mittelfeldspieler und ein Stürmer, ein Knipser. Denn eines der größten Probleme des FC Südtirol ist die Abschlussschwäche der Offensivleute. In den letzten Spielen haben Raphael Odogwu, Matteo Rover, Silvio Merkaj & Co. mehrmals hundertprozentige Chancen ausgelassen. Hinzu kam, als zweiter Negativfaktor, eine Häufung von individuellen Fehlern, die den FC Südtirol in den Tabellenkeller haben abrutschen lassen.
Wenn sich die Chance bietet, wird der FC Südtirol auch einen neuen Torhüter verpflichten. Zwar genießt Giacomo Poluzzi das Vertrauen des Vereins, aber der Umstand, dass sich der Stammgoalie in zwei Monaten drei verschiedene Verletzungen – Kreuz, Wade und Oberschenkel – zugezogen hat, hat in der sportlichen Abteilung des FCS die Alarmglocken schrillen lassen. Ersatztorhüter Giacomo Drago hat sich durch seine Patzer nicht für weitere Einsätze empfohlen und wird den FCS wohl verlassen. Mit dem erst vor wenigen Tagen verpflichteten Eugenio Lamanna steht zwar ein Serie-A-erfahrener Keeper im Kader, dennoch hält FCS-Sportdirektor Paolo Bravo Ausschau nach einem Tormann, der „Jack“ Poluzzi als Stammtorhüter im Fall der Fälle gleichwertig ersetzen kann.
Bei der Suche nach einem Goalgetter sondiert der FCS nicht nur den italienischen Markt, sondern blickt auch ins Ausland, bestätigt Dietmar Pfeifer. Mit Ausland meint er: Deutschland, Österreich, Schweiz. „Aber auch Frankreich ist Ausland“, sagt kryptisch der FCS-Geschäftsführer.
Die Vorgabe an den FCS-Sportdirektor lautet: Er soll Spieler nach Rungg lotsen, die zum Spielsystem von Trainer Fabrizio Castori passen. Der erfahrene Cheftrainer steht für ein Vertikalspiel mit aggressiven Pässen nach vorne, wobei die Stürmer den Ball in den eigenen Reihen halten und die Mittelfeldspieler nachrücken und die Zweikämpfe gewinnen müssen.
Aus diesem Grund stehen zwei physisch starke Mittelfeldakteure auf der Wunschliste des Trainers.
Zwei Dinge habe Fabrizio Castori bereits erledigt, sagt FCS-Generaldirektor Dietmar Pfeifer: Die Mannschaft habe wieder den Kampfgeist entwickelt, der unbedingt notwendig sei, um in der Serie B bestehen zu können. Und auch im Training arbeite die Mannschaft jetzt wieder mit der erforderlichen Intensität. „Jetzt geht es darum, über den Jänner-Transfermarkt noch etwas Qualität in die Mannschaft hineinzubringen, dann können wir eine Rückrunde, so wie wir sie voriges Jahr hingelegt haben, durchaus schaffen“, gibt sich Dietmar Pfeifer optimistisch. Und er fügt noch kämpferisch hinzu: „Jetzt müssen wir alle rudern.“
Zu glauben, der Klassenerhalt wäre eine gemähte Wiese und der FCS habe so etwas wie ein Spielrecht in der Serie B, sei genauso abwegig, wie zu sagen: Der Abstieg wäre das Ende des FCS, so Pfeifer.
Im Fußball gebe es keine Garantien. „Das Ziel einer jeden Mannschaft ist es, Saison für Saison zu versuchen, so weit oben wie möglich zu stehen“, gibt Dietmar Pfeifer die Richtung vor und verweist auf ein krasses Beispiel aus Deutschland, wo der Traditionsclub Schalke 04 mit einem Jahresbudget von 140 Millionen Euro in der Zweiten Bundesliga bei Platz 13 herumkrebst. „Ein Club“, so analysiert Dietmar Pfeifer, „sperrt nicht auf, wenn er aufsteigt, und er sperrt auch nicht zu, wenn er absteigt.“ Über einen Abstieg des FCS aus der Serie B zu sinnieren, sei für ihn keine Option, sagt Pfeifer und ergänzt: „Ich kann nur sagen, dass wir alles daran setzen werden, den Klassenerhalt zu schaffen.“
Und, wie gesagt, es gehe ja nicht darum, auf den Mars zu fliegen, sondern – wie Dietmar Pfeifer es ganz einfach ausdrückt, „einfach nur darum, Fußball zu spielen und zu punkten“.
Kommentare (5)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.