Enttäuschte Kunden
Explodierende variable Stromtarife: Verbraucher im gestaffeltem Schutzdienst zahlen weniger als diejenigen im freien Markt.
Die Abschaffung des geschützten Energiemarktes, die viele italienische Verbraucher mit der Hoffnung auf niedrigere Strom- und Gaspreise begrüßt hatten, hat sich als Enttäuschung erwiesen.
Die schreibt der Verbraucherschutzverein Robin.
Mit dem Einbruch des Winters steigen die variablen Tarife stark an, sodass Verbraucher im freien Markt deutlich höhere Rechnungen haben als diejenigen, die im Grundversorgungsmarkt (sogenannte schutzbedürftigte Kunden die älter als 75 Jahre sind, ein geringes Einkommen haben oder sonst benachteiligt sind) oder im Übergangsregime (Tutele Graduali – gestaffelter Schutzdienst) geblieben sind, weil sie nicht einen Vertrag auf dem freien Markt abgeschlossen haben, so der Verein Robin.
Alarmierende Zahlen: Der Strompreis im Übergangsregime und der Grundversorgung bleibt der günstigste
Aktuell zahlen Verbraucher in der Grundversorgung 0,2411 €/kWh, was einem Anstieg von 8 % ab 1. Oktober entspricht. Dennoch bleibt dieser Tarif günstiger als die des freien Marktes. Die Tarife im Übergangsregime (Tutele Graduali) sind sogar noch günstiger als im Grundversorgungsmarkt.
Die Entwicklung des PUN (Prezzo Unico Nazionale) verdeutlicht die Problematik: Seit April 2024 ist der PUN um 67,8 % gestiegen, was alle daran gekoppelten variablen Tarife im freien Markt belastet.
Monatliche Entwicklung des PUN im heurigen Jahr
Monat | PUN (€/kWh) |
Dezember 2024 | 0,146 |
November 2024 | 0,131 |
Oktober 2024 | 0,117 |
September 2024 | 0,117 |
August 2024 | 0,128 |
Juli 2024 | 0,112 |
Juni 2024 | 0,103 |
Mai 2024 | 0,095 |
April 2024 | 0,087 |
März 2024 | 0,089 |
Februar 2024 | 0,088 |
Januar 2024 | 0,099 |
Quelle: Gestore dei Mercati Energetici (GME), Der PUN-Wert für Dezember 2024 ist provisorisch und ist zum 17. Dezember 2024 aktualisiert).
Robin fordert Reformen in Südtirol
Walther Andreaus, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, kritisiert die Preisentwicklung in einer Provinz wie Südtirol, die mehr Strom produziert, als sie verbraucht. Trotz dieser Überproduktion profitieren die Verbraucher nicht von günstigeren Tarifen. „Es ist Zeit aus dem bestehenden Stromsystem auszubrechen. Ansetzen müssen wir an der schwächsten und unsinnigsten Stelle, der Strompreisbildung. Das Land – die Zuständigkeit hat es dank der Weitsichtigkeit der Autonomieväter – sollte die Stromverkäufer verpflichten, die Haushalte und Unternehmen, ähnlich wie in der Schweiz, zu ihren Durchschnittskosten zu beliefern. Den Gratisstrom hat man den Südtiroler Familien in letzter Minute weggeschnappt.“
Öffentliche Güter und Dienstleistungen so wie Strom sollten keine Ware sein. Sie sind Gemeineigentum, auf die alle Menschen einen Anspruch haben und die allen gleichermaßen zugänglich sein müssen. Die Beschränkung des Zugangs zu ihnen drängt Menschen an den Rand der Gesellschaft, schließt sie aus und missachtet damit ihre Grundbedürfnisse und verletzt ihre Grundrechte. Als Verbraucherschutzverein Robin lehnen wir daher die Privatisierung von öffentlichen Dienstleitungen der Daseinsvorsorge ab.
Ein Beispiel aus Deutschland: Der Boom der Energiespeicherung
In Deutschland wird auf Energiespeicherung gesetzt, um die Kosten zu senken. Die Kapazität privater Speichersysteme hat sich in vier Jahren verzehnfacht, von 1,4 auf 14 GWh. Auch die Kosten für Speicher- und Photovoltaiksysteme sinken weiter, mit Heimspeichern ab 1500 Euro und Balkon-Kraftwerken unter 200 Euro. Lösungen, die es Verbrauchern ermöglichen, ihre Energiekosten drastisch zu reduzieren, insbesondere in den Sonnenmonaten.
Kommentare (4)
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