„Gleichwertiger Job“
Die beiden großen italienischen Blöcke in Bozen suchen weiterhin nach Bürgermeisterkandidaten: Vize-Landeshauptmann Marco Galateo schließt eine Kandidatur für Mitte-rechts nicht aus, bei Mitte-links gibt es bisher keine ernstzunehmenden Bewerbungen.
von Thomas Vikoler
„Es wäre eine große Ehre für mich, doch bisher bin ich offiziell von niemanden gefragt werden“. Das sagt Vize-Landeshauptmann Marco Galateo (Fratelli d‘ Italia) zu seiner möglichen Kandidatur als Bürgermeisterkandidat von Mitte-rechts bei den Gemeinderatswahlen am 4. Mai. „Ich bin bisher von einzelnen Personen auf diese Möglichkeit angesprochen worden. Sollte ich formell vorgeschlagen werden, schließe ich aus heutiger Sicht eine Kandidatur nicht aus. Bürgermeister in Bozen zu werden, wäre sicherlich ein Posten auf gleicher Höhe wie jener, den ich aktuell innehabe“.
Hinter diesen Aussagen kann man entweder ehrliche Absicht erkennen oder ein Ablenkungsmanöver. Galateo, so heißt es aus seiner Partei, habe seine Bereitschaft zu einer Kandidatur unter Bedingungen lediglich deshalb erklärt, um die aktuellen Diskussionen um mögliche Bewerber und die Standfestigkeit des anvisierten Bündnisses abzuwürgen.
Wenn Südtirols höchstrangigster italienischsprachiger Politiker angibt, in Bozen in den Ring steigen zu wollen, müssten die Spekulationen erst einmal aufhören.
Dabei ist bekannt, dass etwa Roberto Zanin, vor viereinhalb Jahren gescheiterter Bürgermeisterkandidat von Mitte-rechts, gegen eine Bürgermeisterkandidatur Galateos ist. Zanin ist immerhin der Anführer der mit acht Sitzen größten oppositionellen Fraktion im Bozner Gemeinderat, die Bürgerliste Oltre/Weiter. Zanin hat kürzlich die Losung ausgegeben, erst einmal abzuwarten und sich keinem der großen Blöcke anzuschließen.
Nachdem die beiden übrigen potenziellen Bündnispartner Lega und Forza Italia konsensmäßig, organisatorisch und politisch derzeit ziemlich darniederliegen, erheben die Fratelli d‘ Italia den Anspruch, den Bürgermeisterkandidaten einesetwaigen Mitte-rechts-Bündnisses vorzuschlagen. Das bestätigt auch Galateo gegenüber der TAGESZEITUNG. Er sagt, dass der Bürgermeisterkandidat/die Bürgermeisterkandidatin bis Mitte Jänner feststehen müsse.
Eine ähnliche Zeitvorgabe gibt es auch bei den Parteien aus der Mitte-links-Sphäre, die regelmäßig zu Kandidatur-Treffen zusammenfinden. Ein Name sei, jedenfalls auf den bisherigen Sitzungen, schwören die Teilnehmer. Zuerst spreche man über das Programm.
Wohl nicht infrage kommen jene Namen, die bisher als mögliche Bewerber in den Gazetten aufgetaucht sind: Die Ex-PD-Parlamentarierin und INPS-Vizepräsidentin Luisa Gnecchi, Ex-„Alto Adige“-Direktor Paolo Faustini, aktueller Pressesprecher von Fabio Pinelli, Vizepräsident des Obersten Richterrates in Rom, oder Claudio Corrarati, scheidender Präsident des italienischen Handwerks- und Dienstleisterverbandes CNA.
Größer sind da die Chancen von Sandro Repetto, dem aktuell einzigen Landtagsabgeordneten des PD. Die Grünen wollen ebenfalls einen Vorschlag machen, es soll möglichst eine Frau sein.
Die SVP ist bisher die einzige Partei, die mit Vizebürgermeister Stephan Konder, einen Bürgermeisterkandidaten bestimmt hat. Sehr wahrscheinlich ist, dass auch der Landtagsabgeordnete Angelo Gennaccaro für seine Civica-Liste ins Rennen um den Posten des Bozner Bürgermeisters geht.
Die Amtsentschädigung für diese ist ungefähr gleich hoch wie die eines Landesrates. Marco Galateo müsste, sollte er tatsächlich in Bozen antreten und gewählt werden, keine finanziellen Einbußen hinnehmen. Das Risiko einer Kandidatur ist für ihn ohnehin gering. Er bräuchte für diese nicht von seinem Posten in der Landesregierung zurücktreten.
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