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Der Stärkere

Michl Ebner

Die Hofübergabe im Hause Athesia ist nicht so harmonisch abgelaufen, wie die Beteiligten nach außen hin glauben machen wollen. Hinter den Kulissen tobt ein erbitterter Erbstreit.

von Artur Oberhofer

Die Vorabmeldung der Online-Ausgabe der „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ (SWZ) schlug am späten Nachmittag des 19. Dezember ein wie eine Bombe.

Der Titel der SWZ-Exklusivmeldung: „Athesia: Toni Ebner steigt aus.“

Im Text hieß es dann, dass „Dolomiten“-Chefredakteur Toni Ebner und seine Kinder aus der Holding, die den Athesia Konzern kontrolliert, aussteigen. Toni Ebner bleibe noch „bis auf Weiteres“ Chefredakteur des Tagblattes der Südtiroler. Die Nachfolge werde „in absehbarer Zeit“ geregelt, hieß es.

Nur wenige Stunden nach der SWZ-Enthüllung kam das offizielle Komunique, das – bezeichnenderweise – nicht von den beiden Ebner-Brüdern Michl und Toni unterzeichnet war. Sondern es war eine Aussendung der Familie Michl Ebner.

In dieser offiziellen Stellungnahme teilte die „Familie Michl Ebner“ mit, dass Michl Ebner ab Mitte 2026 die Funktion des CEO der E & Holding & Consulting GmbH, also der Mehrheitseigentümerin der Athesia Gruppe, an seinen Sohn Georg Ebner abgebe. Gleichzeitig gab die „Familie Michl Ebner“ bekannt, dass sich mit dem 13. Dezember 2024 „auch Veränderungen in ihrem Gesellschafterkreis ergeben“ hätten. Nämlich: Michl Ebner und dessen Kinder Georg und Cosima hätten die bisher von Toni Ebner und dessen Kindern Anton und Veronika gehaltenen Anteile übernommen.

Ganz sachlich aber verwundert notierte die SWZ: „Der Generationenwechsel bei Athesia schaut damit wohl etwas anders aus als bisher erwartet. Nicht beide Familienzweige der nächsten Generationen – und somit die (vier) Cousins – werden Athesia gemeinsam in die Zukunft führen, sondern nur der Zweig von Michl Ebner.“

Der Athesia-Stellungnahme war kurioserweise nur der (brillante) Lebenslauf von Georg Ebner beigeheftet.

Viele hochrangige Mitarbeiter des Athesia-Konzerns erfuhren erst über die Medien von den spektakulären Internas und zeigten sich völlig überrascht.

Den MitarbeiterInnen der „Dolomiten“-Redaktion überbrachte Toni Ebner die Nachricht. Dafür unterbrach er seinen Winterurlaub in Seis. Toni Ebner nannte der Redaktion keine Hintergründe, sondern teilte seinem Team nur mit, dass es kurzfristig keine personellen Veränderungen in der Redaktion geben werde und er als Chefredakteur weitermachen. „Bis auf Weiteres.“

Insider wissen: Die ursprünglichen Zukunftspläne der beiden Ebnerschen Familienzweige war ganz andere.

So war eigentlich klar, dass der Zweig von Michl Ebner die Geschäftsbereiche Energie, Informationstechnologie und Touristik bearbeiten würde, während der Zweig von Toni Ebner sich auf die Bereich Medien (Deutsch & Italienisch) und Handel & Verlag konzentrieren würde.

Auch war geplant, dass Toni Ebners Tochter Veronika irgendwann die Chefredaktion der „Dolomiten“ übernehmen würde.

Veronika Ebner hat bei mehreren ausländischen Medien (beim „Tagesanzeiger“ in Zürich und bei den „Vorarlberger Nachrichten“) Erfahrungen gesammelt, um sich auf die ihr zugedachte Rolle vorzubereiten.

Die ersten Gehversuche als Kronprinzessin am Weinbergweg sollen dann nicht optimal verlaufen sein. Durch ihr „selbstbewusstes Auftreten“, so heißt es kryptisch in der Redaktion, habe sich Veronika Ebner nicht nur Freunde gemacht.

Eine der Ursachen des Erbstreits, der nun im Hause Ebner tobt, sei denn auch die künftige medienpolitische Strategie des Hauses Athesia gewesen.

Während der Zweig von Toni Ebner den Bereich Medien – auch familienhistorisch bedingt – als den Schlüsselbereich der Holding ansah und ansieht, soll der künftige CEO der Holding, Georg Ebner, eine ganz andere Strategie verfolgen. Er will die Strategie seines Vaters Michl fortführen und die Athesia-Holding noch breiter aufstellen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Toni Ebner die Strategie seines Bruders Michl, „alles zusammenzukaufen“ – von den Reisebüros über die Hotel Therme GmbH bis hin zu den Schnalstaler Gletscherbahnen –, mit Argwohn und Skepsis begleitet hat.

Gerade die Krise im Medienbereich – der Tageszeitung „Dolomiten“ sterben wie fast allen Print-Medien die Abonnenten weg und das Tagblatt ist faktisch nur mit der jährlichen 6-Millionen-Euro-Spritze aus Rom profitabel – hat das interne Gefüge verschoben.

Der künftige Big Boss der Holding, Georg Ebner, hat an der Harvard University und am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge sowie an der Universitá Del Sacro Cuore in Piacenza studiert. Insider sagen, der blitzgescheite Georg Ebner werde bestimmt auch heilige Kühe schlachten und die Holding rein nach betriebswirtschaftlichen Kriterien führen. Faule Äste, das ist bekannt, gibt es in der Holding zuhauf.

Screen: SWZ

Und noch etwas kommt hinzu: Die junge Ebner-Generation habe erkannt, dass das Tagblatt der Südtirol nicht mehr – wie früher – das Druckmittel und Machtinstrument ist, mit dem der Athesia-Konzern in der Vergangenheit seine politischen und wirtschaftlichen Interessen durchgeboxt hat. Die Methode, dass sich eine Zeitung eine Partei hält, funktioniert nicht mehr.

Die „Dolomiten“ haben für die jüngere Ebner-Generation nicht mehr den ideellen Wert, den sie insbesondere bei Noch-Chefredakteur Toni Ebner hatten, so heißt es hinter vorgehaltener Hand bei Athesia.

Sicher ist, dass es im Vorfeld dieser epochalen Entscheidung im Hause Ebner zu einem scharfen Bruderzwist zwischen Michl Ebner und Toni Ebner gekommen ist. Davon berichten mehrere Quellen übereinstimmend.

Es gilt auch als sicher, dass der neue starke Mann in der Holding, der 36-jährige Georg Ebner, auch bei den von Athesia kontrollierten italienischen Medien („Alto Adige“ und „L’Adige“) mit dem Rechenschieber dreinfahren wird.

Der Umbruch im Hause Athesia ist wohl noch viel umfassender als es anfangs den Anschein hatte.

Denn der Paukenschlag vom 19. Dezember, als bekanntwurde, dass der Zweig Michl Ebner die Anteile des Zweiges Toni Ebner übernimmt, wird nicht der letzte sein. Nach Informationen der TAGESZEITUNG werden in den nächsten Wochen mehrere Manager der mittleren Ebene den Athesia-Konzern verlassen.

So soll neben Harald Werth, der Direktor Deutsche Medien in der Athesia Druck GmbH, auch Alpina-Tourdolomit-Chef Josef Gatterer, gekündigt haben.

Michl Ebner und Toni Ebner wollten gegenüber der TAGESZEITUNG keine Stellungnahme abgeben.

Darüber, wie viel sich der Zweig Michl Ebner die Übernahme der Anteile von Toni Ebner & Co. hat kosten lassen, kann nur spekuliert werden. Die Athesia Holding hatte zuletzt einen Gesamtumsatz von rund 200 Millionen Euro. Insider spekulieren, dass Michl Ebner die Anteile seines Bruders mit einem Betrag zwischen 60 und 80 Millionen Euro bewertet haben könnte.

Auch die Frage, wie lange Toni Ebner noch Chefredakteur der „Dolomiten“ bleibt, ist offen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aus der Redaktion, dass Toni Ebner, der jetzt „nur mehr einfacher Angestellter“ sei, voraussichtlich nicht bis 70 weitermachen werde. Toni Ebner ist 68.

Und erwartet wird, dass dann ein Mann oder eine Frau der Wirtschaft an die Spitze von Südtirols größter Tageszeitung berufen wird.

+++ GEGENDARSTELLUNG +++

Veronika Ebner, die Tochter von Noch-„Dolomiten“-Chefredakteur Toni Ebner, begehrt folgende Gegendarstellung, die wir gern veröffentlichen:

„Veronika Ebner hat ein Jura-Studium in Innsbruck und eine Journalistenschule in Zürich (Print, Online, TV, Radio) abgeschlossen. Zudem war sie bei folgenden Medien angestellt: Der österreichischen Nachrichtenagentur (APA) in Wien (Außenpolitikredaktion), dem größten Schweizer Medienkonzern Tamedia in Zürich (Zentralredaktion und Blattmacher der Tamedia-Videoredaktion für Tages-Anzeiger, 20 Minuten, Basler Zeitung, Berner Zeitung), dem größten deutschen Verlagshaus für Lokalzeitungen Ippen Media in München (Zentralredaktion für Münchner Merkur, TZ, Frankfurter Rundschau, Extratipp und weiteren Titeln des größten Redaktionsnetzwerkes Deutschlands), dem reichweitenstärksten Medienhaus im Onlinebereich in Italien GEDI in Rom (Videoredaktion von la Repubblica).“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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