„Helfen kann jeder“
Das Weiße Kreuz sucht Freiwillige für den Sozialdienst. Welche Voraussetzungen für die Tätigkeit mitzubringen sind.
Tageszeitung: Herr Pattis, was unterscheidet den freiwilligen Sozialdienst von der Arbeit als Freiwilliger beim Weißen Kreuz?
Andreas Pattis: Das normale freiwillige Mitglied, der freiwillige Helfer, zeichnet sich dadurch aus, dass er seinen Dienst unentgeltlich verrichtet. Er darf lediglich eine dokumentierte Spesenvergütung erhalten. Der Sozialdienst hingegen ist im Grunde ein mit Landesgesetz eingeführter Zivildienst für Erwachsene, der eine kleine Spesenvergütung vorsieht.
Welche Voraussetzungen sollte man – neben einem Alter zwischen 29 und 65 Jahren und dem Interesse – noch mitbringen?
Wichtig ist vor allem, dass man Zeit mitbringt. Hier kann entschieden werden, ob man 15, 20 oder 30 Wochenstunden Sozialdienst leisten möchte, was zwei, drei bzw. vier Arbeitstagen pro Woche entspricht. Die Aufwandsvergütungen richten sich nach der gewählten Zeit, die man einbringen möchte, und reichen von 300 Euro bei 20 Wochenstunden bis 400 Euro netto im Monat bei 30 Wochenstunden. Daneben sollte man natürlich physisch und psychisch für die Tätigkeiten geeignet sein, was anhand eines ärztlichen Zeugnisses nachgewiesen werden kann.
Der Sozialdienst dauert zwischen 8 und 32 Monaten. Ist die Zeit frei wählbar?
Man kann zwischen 8, 16, 24 und eben 32 Monaten wählen. Die meisten entscheiden sich für einen Zeitraum von acht Monaten, um zu sehen, wie ihnen die Tätigkeit gefällt und ob es ihnen vom Aufwand passt. Anschließend gibt es die Möglichkeit, den Dienst bis zu 32 Monate zu verlängern.
Können die Personen nach der Zeit im freiwilligen Sozialdienst beim Weißen Kreuz bleiben und andere Aufgaben wahrnehmen?
Nach dem freiwilligen Sozialdienst kann man als ganz normaler Freiwilliger, also ohne Vergütung, beim Weißen Kreuz tätig bleiben. Viele machen von dieser Möglichkeit Gebrauch, weil sie von der Tätigkeit überzeugt und begeistert sind. Sie bekommen viel zurück und empfinden ihr Tun als sinnvoll.
Wie sieht die Ausbildung der Freiwilligen aus?
Unsere Kerntätigkeit ist der Krankentransport. Dort ist eine Theorie von sechs Tagen vorgesehen. Zusätzlich erfolgt eine praktische Ausbildung und Praxiseinheiten zur Einübung der Techniken. Insgesamt dauert die Ausbildung zwei Monate. Gelernt werden die grundlegenden Tätigkeiten der Ersten Hilfe, aber auch die Anwendung der Geräte im Krankentransport und wie man in der Patienten-Sanitäter-Beziehung in Kommunikation tritt. Es geht darum, die Patienten so angenehm wie möglich auf dem Transport zu betreuen und zu begleiten.
Welche weiteren Tätigkeiten warten auf die Freiwilligen?
Neben dem Krankentransport sind auch individuelle Projekte im Rahmen des freiwilligen Sozialdienstes möglich. Man kann den Dienst beispielsweise beim Zivilschutz, in der Einsatzzentrale oder in der Verwaltung leisten. Dort können wir die Aufgabe, die Ausbildung und den Zeitrahmen individuell regeln.
Was unterscheidet die Arbeit als Freiwilliger beim Weißen Kreuz von der anderer Einrichtungen?
Die Möglichkeit des freiwilligen Sozialdienstes nutzen auch andere Einrichtungen, die die gesetzlich geregelten Voraussetzungen mitbringen, wie zum Beispiel Altenheime oder Non-Profit-Organisationen. Bei uns arbeiten viele Menschen mit unterschiedlichem Erfahrungs- und sozialen Hintergrund gemeinsam für das Ziel, Menschen zu helfen. Das bringt uns zusammen. Das andere ist die große Gemeinschaft, die Begegnung zwischen dem jungen freiwilligen Zivildiener und den älteren, lebens- und arbeitserfahrenen Sozialdiener. Hierdurch entsteht ein toller und sehr bereichernder Mix, bei dem alle voneinander lernen. Das macht uns besonders. Bei uns gibt es viele, die machen diese Arbeit nicht der Arbeit wegen sondern aus Leidenschaft.
Interview: Sandra Fresenius
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