Die skeptische Präsidentin
Auch in Meran hat die Initiative „Make tourists pay“ eine Kundgebung abgehalten und kostenlose Öffis für die Einheimischen gefordert. Warum Kurpräsidentin Ingrid Hofer von der geforderten 2-Euro-Mobilitätsabgabe wenig hält.
von Karin Gamper
Die Idee klingt durchaus verlockend. Aber kann sie auch umgesetzt werden?
Eine „Mobilitätsabgabe“ von zirka zwei Euro pro Gast und Übernachtung sollten künftig in die Finanzierung der öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol fließen. Durch diese Querfinanzierung sollte es für die Einheimischen möglich sein, Bus und Bahn kostenlos zu benutzen. Die Finanzierung durch Steuergelder und Fahrscheine würde dadurch wegfallen.
So lautet der Vorschlag der Initiative „Make tourists pay“, welche seit einiger Zeit in Südtirol von sich reden macht. In mehreren Fremdenverkehrshochburgen haben bereits Kundgebungen stattgefunden, die eine solche Mobilitätsabgabe fordern. Dies hätte laut den Organisatoren gleich zwei Vorteile: Zum einen würde die Akzeptanz der Einheimischen gegenüber dem Fremdenverkehr steigen, zum anderen würden vermehrt Menschen auf Bus und Bahn umsteigen und solcherart die Straßen vom Verkehr entlasten.
Am vergangenen Wochenende machte die Initiative auch in Meran halt. Etwa 45 Personen zogen mit Transparenten durch die Altstadt, um ihrem Ansinnen Ausdruck zu verleihen.
Kurpräsidentin Ingrid Hofer kann mit den Forderungen der Initiative naturgemäß nur wenig anfangen. „Das ist ein wenig durchdachter Schnellschuss“, findet sie. Kostenlose Öffis würden nicht dazu führen, dass mehr Menschen auf das Auto verzichten. „Dazu müsste das Angebot ausgebaut und attraktiver gestaltet werden“, meint sie, „bereits heute sind die öffentlichen Verkehrsmittel zu Stoßzeiten überlastet“. Die Forderung sei deshalb nur eine Teillösung für ein Problem, das sie schon verstehen könne. Gratis-Öffis würden aber nicht zu mehr Akzeptanz der Touristen führen, ist die Kurpräsidentin überzeugt.
Außerdem dreht sie den Spieß um: Es sei bereits heute so, dass die Beherbergungsbetriebe über die bereits bestehende Mobilitätskarte den öffentlichen Nahverkehr in Südtirol bezahlen. „Dabei wollen wir in Meran diese Karte überhaupt nicht“, unterstreicht sie, „nur etwa 60 Prozent der städtischen Beherbergungsbetriebe machen mit, und das auch nur gezwungenermaßen“. 40 Prozent hätten sich dagegen entschieden, weil sich die Karte nicht rentiere und viele Gäste diese gar nicht nutzen würden.
„Wir schlagen deshalb bereits seit Langem vor, dass sich die Gäste die Mobilitätskarten selbst bezahlen, sofern sie sie im Urlaub benutzen möchten“, erklärt Ingrid Hofer. Diese Karten könnten als Ein-, Zwei- oder Sieben-Tageskarten angeboten werden. Die Gäste seien durchaus bereit, für dieses Angebot selbst aufzukommen. „Wir waren mit unseren Vorschlägen auch bereits bei Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider“, berichtet die Kurpräsidentin.
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