„Sie wollen gehört werden“
Jugendliche zeigen immer öfters extremistische Tendenzen. Im Interview erklärt Lukas Schwienbacher vom Forum Prävention, welche Faktoren dieses Phänomen begünstigen – und welchen Einfluss soziale Medien darauf haben.
TAGESZEITUNG: Herr Schwienbacher, beobachten Sie bei Jugendlichen oft extremistische Haltungen?
Lukas Schwienbacher (Koordinator der Fachstelle Gewalt): Ich beobachte generell, dass extreme ideologische Einstellungen in erster Linie nicht ein Jugendproblem sind, sondern eines, das sich aus der gesellschaftlichen Mitte heraus entwickelt.
Was treibt Jugendliche dazu, Halt in extremen Ideologien zu suchen?
Das ist nicht eindeutig zu beantworten, allerdings können eine Reihe von Faktoren ausfindig gemacht werden, die Menschen dahingehend beeinflussen. So suchen Jugendliche die Nähe zu extremen Ideologien oft aus dem Wunsch nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Stärke. In Gruppen finden sie Selbstvertrauen und Identifikationsmöglichkeiten, die sie in anderen Bereichen des Lebens nicht erleben. Häufig fühlen sich diese Jugendlichen von der Gesellschaft im Stich gelassen, insbesondere bei fehlender beruflicher Perspektive oder nach Misserfolgen. Auch negative Erfahrungen in der Familie können die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen begünstigen. Dieses Verhalten wird durch ein geringes Selbstwertgefühl und die Unfähigkeit, mit Belastungen umzugehen, verstärkt. Zudem wird in bestimmten extremen Gruppierungen, vor allem unter jungen Männern, oft ein verzerrtes Männerbild propagiert, das Gewalt als Stärke darstellt. Nicht zuletzt fördern die Medien und eine gesellschaftliche Vernachlässigung von Jugendlichen die Bereitschaft zu aggressiven Reaktionen. Wenn Jugendlichen nicht zugehört wird, suchen sie radikalere Wege, um sich Gehör zu verschaffen.
Wird beim Thema Extremismus in unserer Gesellschaft zu oft weggesehen?
Ja, ich denke schon. Extreme Ideologien entwickeln sich häufig schleichend, und es ist nicht immer einfach, rechtzeitig problematische Anzeichen zu erkennen. Leider werden sie oft als Randproblem abgetan. Daher ist es wichtig, die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren. Politische Bildung und vor allem soziale Unterstützung könnten entscheidend dazu beitragen, Radikalisierungsprozessen entgegenzuwirken.
Welche Rolle spielen soziale Medien bei der Verbreitung extremistischer Inhalte und Ideologien?
Soziale Medien haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, dass junge Menschen extremen Ideologien näherkommen. Extremistische Gruppen nutzen die Plattformen, um gezielt junge Menschen zu erreichen, ihre Botschaften ansprechend zu präsentieren und das Teilen von Inhalten zu erleichtern. Algorithmen zeigen oft Inhalte, die den bisherigen Interessen der Nutzer entsprechen, wodurch sie in Filterblasen geraten und zunehmend extremistische Inhalte sehen. Radikale Gruppen bieten Gemeinschaft und Anerkennung, was für junge Menschen, die sich unsicher oder einsam fühlen, attraktiv sein kann. Zudem bieten sie einfache Erklärungen für komplexe Probleme und ermöglichen einen anonymen Austausch, der es leichter macht, extremistische Inhalte zu konsumieren und überhaupt erst Kontakt zu solchen Gruppen aufzubauen.
Interview: Sylvie Debelyak
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Kommentare (5)
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quaaki
Noch nie wurde die Jugend so gehört wie heute also entweder verzapft der Mann Blödsinn oder wir haben die verwöhnteste, werweichlichste und arrogantesteste Jugend aller Zeiten.
Leider ist das zweite zutreffen, ein Rudel FFF-Plärrer, die nichteinmal wüssten wie man die Ärmel hochkrempelt…
brutus
…kein Wunder, wenn man sich immer mehr fremd im eigenen Land fühlt!
robby
Herr Lukas Schwienbacher – mit Verlaub – sie reden Blödsinn.
peppe
Ein wichtiges Thema – allerdings verstehe ich nicht, warum Herr Schwienbacher es vermeidet, das Wort Rechtsextremismus zu verwenden? Außerdem könnte man da noch mehr ins Detail gehen, Max Horkheimer, Natascha Strobl, Oliver Nachtwey,.. haben uns schon ausführliche Analysen geliefert, an denen man Ansetzen kann.
andreas1234567
Hallo zum Stephanstag,
endlich greift mal jemand dieses Thema auf.
Fängt meistens ganz harmlos an mit einem „hey, lass uns Freitag die Schule schwänzen und für das Klima rumhüpfen“. Später werden die geköderten Jugendlichen dann indoktriniert, nicht zuletzt auch von interessierter deutscher Seite welche mit Klimakoffern und politischen Bildungspaketen in Südtiroler Schulen ein und aus gehen.
Schnell folgt ein Abdriften in linksextremistische Kreise in denen Gewalt zunehmend als Protestmittel verherrlicht wird um was weiss ich, Tiere, das Klima oder die dritte Welt zu retten.
Binnen Monaten hat man dann weitere arbeitsscheue, steineschmeissende Helfershelfer für allerlei krude kommunistisch-sozialistische Interessen gewonnen.
Deswegen ein dreifaches hoch auf das „Forum Prävention“ welche die Jugend vor diesem Abgrund
bewahren will und ich bin mir sicher das Anliegen wird von reichlich Gönnern und privaten Spenden gestützt und es ist keiner der üblichen Problemerfindervereine welche sich mit reichlich wichtigtuerischem Geplärr um eine 100%-ige Steuerfinanzierung bemühen und auch oft bekommen.
Auf Wiedersehen bei der Rettung der Tugend der Jugend