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„Man muss kreativ bleiben“

 

Walter Maffei aus Tramin schnitzt Krampusmasken. Wie er auf diese Idee gekommen ist, welche Tradition der Krampus hat – und warum er die Zukunft der Holzschnitzerei nicht positiv einschätzt.

TAGESZEITUNG: Herr Maffei, seit über 30 Jahren schnitzen Sie Krampusmasken. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Walter Maffei: Das war eigentlich ein glücklicher Zufall. Ich habe damals, vor etwa 30 Jahren, zum Spaß mit dem Maskenschnitzen begonnen. Zu dieser Zeit war es in Tramin noch Tradition, mit Stoffmasken bei den Krampusläufen teilzunehmen. Allerdings kam es immer wieder zu wilden Randalen. Deshalb kam die Idee auf, mehr Ordnung reinzubringen, indem nur jene mit Holzmasken dabei sein durften – Masken, die nicht jeder besaß und bei denen mehr auf die Sicherheit geachtet werden musste. So habe ich meine ersten Masken für Traminer geschnitzt. Danach kamen recht schnell auch Anfragen aus anderen Orten wie Neumarkt, Girlan und Kaltern. Es hat sich herumgesprochen, dass ich Masken schnitze, und die Nachfrage wurde immer größer.

War das Schnitzen schon früh ein Thema in Ihrem Leben?

Ja, ich habe schon in der Volksschule angefangen, kleinere Sachen zu schnitzen. Das Talent habe ich von meinem Vater geerbt. Er hat früher selbst geschnitzt, wenn auch nur als Hobby. Kurzzeitig habe es es auch mit Stein versucht, aber ich liebe den Geruch von Holz und Zirbe. Das ist lebendes Material. Nachdem ich die Schule zum Holzschnitzer abgeschlossen hatte, hatte ich zwar anfangs gute Aufträge – aber es wurde immer schwieriger, nur davon zu leben. Die Idee mit den Masken hat mir letztendlich den Weg geebnet, damit ich mein Handwerk weiterhin ausüben und mein Hobby zum Beruf machen konnte. Obwohl ich zugeben muss, dass ich anfangs selbst skeptisch war und nicht gedacht hätte, dass diese Idee ein so großes Interesse wecken würde.

Angefangen haben Sie aber mit Krippenfiguren?

Ja, anfangs habe ich vor allem Krippenfiguren, Kreuze oder Bauernfiguren geschnitzt. Einzelne Figuren oder kleinere Reparaturen mache ich auch heute noch, aber nur mehr ab einer bestimmten Große – ansonsten zahlt sich das nicht mehr aus. Die Nachfrage nach sakralen Figuren ist plötzlich stark gesunken. Früher hatte noch jeder einen Haussegen oder eine Krippe, aber heute haben die jungen Leute andere Interessen. Deshalb muss man eben ein bisschen flexibel sein, sonst ist es schwer, in diesem Beruf zu überleben. Es ist wichtig, kreativ zu sein und sich der Zeit anzupassen.

Aber auch Krampusmasken waren zu Beginn nicht weit verbreitet?

Nein, als ich angefangen habe, Holzmasken zu schnitzen, war das im Raum Überetsch/Unterland noch Neuland. Im Pustertal und Vinschgau dagegen geht die Tradition bereits etwas weiter zurück. Aber immer noch nichts im Vergleich zu Österreich, woher der Krampus ja ursprünglich stammt. Mittlerweile kommen aber Kunden aus ganz Südtirol, Deutschland, der Schweiz oder Trient zu mir, zumal die Konkurrenz auch nicht unbedingt sehr groß ist.

Was macht Ihre Krampusmasken so besonders?

Jede Maske ist ein Unikat und von Anfang bis Ende handgemacht. Es ist eine Mischung aus Kunst und Handwerk.Ich verwende hauptsächlich Zirbenholz, weil es leicht und gut zu bearbeiten ist. Die Kunden kommen oft mit eigenen Vorstellungen und ich setze ihre Ideen um. Selbst wenn ich eine Maske zweimal mache, ist jede ein Einzelstück mit einem anderen Ausdruck. Auch die Hörner sind zum Großteil echt, meist von Kühen, Ziegenböcken oder Widdern – andere sind zu schwer. Leider werden vor allem Kuhhörner immer seltener. Hinzu kommt, dass sich immer mehr junge Menschen moderne Elemente wünschen, etwa beleuchtete Augen. Aber im Großen und Ganzen ist es mir wichtig, traditionelle Masken herzustellen: Keine Zombies oder Totenköpfe – das hat nichts mehr mit Krampus zu tun. Der Krampus ist für mich schlicht und einfach das Sinnbild des Bösen, der Teufel. Der Begriff „Krampus“ kommt übrigens aus dem Althochdeutschen, von „Grampen“, den Krallen. Traditionelle Masken sind meist braun, rötlich oder grau. Das versuche ich beizubehalten.

Wie lange dauert es, eine Maske zu schnitzen?

Bis eine Maske fertig ist, brauche ich 14 Tage bis drei Wochen. Die Maske wird exakt an den Träger angepasst und mit Schaumgummi ausgestopft, damit sie perfekt sitzt. Wenn jemand eine Maske aufsetzt, darf sie nicht verrutschen, und die Sicht – die ohnehin schon begrenzt ist – muss optimal sein. Eine Maske wiegt meist 2,5 bis 3 Kilo, höchstens 5 Kilo, wenn sie sehr aufwendig ist. Das ist dann schon extrem schwer.

Sie schnitzen auch live bei den langen Mittwochen in Tramin. Wie reagieren die Menschen darauf?

Es ist schön zu sehen, wie interessiert die Leute sind. Vor allem Touristen bleiben stehen, stellen Fragen und wollen mehr über die Tradition erfahren. Das bringt auch viel Leben ins Dorf, was mich natürlich sehr stolz macht.

Neben Masken haben Sie in den letzten Jahren auch andere Projekte umgesetzt.

Ja, in der Blätterbachschlucht habe ich beispielsweise für eine Ausstellung überdimensionale Saurier, Fossilien und Pflanzen geschnitzt. Oder letztes Jahr durfte ich ein Jubiläumsfass für die Kellereigenossenschaft zum 125-jährigen Bestehen gestalten. Solche Projekte sind eine schöne Abwechslung, aber meine große Leidenschaft sind die Krampusmasken.

Wie sehen Sie die Zukunft des Holzschnitzens?

Leider nicht positiv. Die technischen Fortschritte haben das Handwerk stark verändert. Leute, die Wert auf Einzelstücke legen, kommen weiterhin zu mir. Allerdings weiß ich von vielen Freunden, mit denen ich die Schnitzschule besucht habe, dass sie ihre Werkstätten schon längst geschlossen haben. Ich hatte das Glück, auf die Idee mit den Krampusmasken zu kommen – ansonsten wäre es mir wahrscheinlich gleich gegangen. Auch die Schnitzschule selbst gibt es nicht mehr. Heute studieren die meisten Leute allgemeine Kunst, wo plastische Kunst ebenfalls Teil des Programms ist. Das ist die Zukunft. Es ist einfach günstiger und zeiteffizienter, auf Maschinen zurückzugreifen, und das schlägt sich auch in den Verkaufszahlen nieder. Auch Masken werden zunehmend maschinell hergestellt. Ein gutes Beispiel sind die Kronthalermasken, die trotz Maschinenfertigung immer noch teuer sind. Bei diesen Masken wird alles mit Spachtelmasse überzogen und sogar die Zähne und Hörner bestehen aus Kunststoff. Das Kunsthandwerk wird immer weiter zurückgehen und einige Berufssparten wird es irgendwann nicht mehr geben.

Sie haben Ihr Hobby zum Beruf gemacht. Wie geht es für Sie weiter?

Seit drei Jahren bin ich in Pension, aber das Schnitzen bleibt nach wie vor meine große Leidenschaft – nur dass es für mich inzwischen mehr ein Hobby als ein Beruf ist. Ich mache weiter, solange die Nachfrage da ist und es mir Freude bereitet. Mittlerweile kommen auch viele Sammler zu mir, die bereits mehrere Masken besitzen und auf der Suche nach neuen Ausstellungsstücken sind. Viele, die sich eine neue Maske wünschen, behalten ihre alte wie ein Kunstwerk. Es ist natürlich schön, zu wissen, dass sich auch junge Leute dafür begeistern, sodass die Tradition erhalten bleibt und das Handwerk nicht ausstirbt.

Interview: Sylvie Debelyak

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