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„Phase des Abschwungs“

Schließtage, Lohnausgleiche und Stellenabbau: Die Krise der Automobilindustrie schlägt sich auch auf Südtiroler Betriebe nieder. Was jedoch die heimische Wirtschaft laut Gewerkschaftern positiv auszeichnet. 

von Christian Frank 

Die Automobilindustrie blutet – diesseits und jenseits der Landesgrenzen. Die Absätze in ganz Europa brechen dramatisch ein. Die Nachfrage bleibt aus, und somit wird die Produktion europäischer Automobilhersteller ständig geringer. Deutschland befindet sich inmitten des Bebens und zeigt die beängstigenden Folgen: Der Automobilriese Volkswagen will mindestens drei Werke schließen. Einer der größten deutschen Autozulieferer, Gerhardi, kündigt Insolvenz an und lässt die 1.500 Angestellten um ihre Existenz bangen. Auch Bosch streicht 3.000 Stellen, und der Schweizer Zulieferer Feintool nimmt in Süddeutschland Massenentlassungen vor.  Nebst dem massiven Stellenabbau in den umliegenden Ländern sorgte hierzulande der Rücktritt von Carlos Tavares von der Spitze des Automobilherstellers Stellantis, einem der größten Konzerne der Branche, für Überraschung. Der Konzern droht, bis zu 12.000 Stellen in Italien abzubauen.
Die Krise macht sich auch in Südtirol spürbar und sorgt für Verunsicherung bei den Arbeitnehmern der heimischen Automobilzulieferer. So kommt es beim Betrieb GKN Driveline bereits zu einem Stellenabbau. In einem bereits im Oktober unterzeichneten Solidaritätsvertrag soll dies so vorgesehen sein. Der Betrieb spricht von einer geringen Anzahl an Arbeitsstellen, maximal 35. Unabhängig von der Anzahl ist die Richtung, in welche die Segel gesetzt sind, klar.  „Die Arbeitnehmer sind natürlich beunruhigt. Die Entwicklungen sorgen für Bauchweh“, bedauert Klaus Schier, ASGB-Sekretär der Fachgewerkschaft Metall. Er will die Lage nicht beschönigen, auch wenn die Töne noch nicht dermaßen dramatisch erklingen wie in anderen Ländern.
„Aktuell könnte die Situation um einiges besser sein. Situationsbedingt herrscht wenig Arbeit, und es gibt teilweise Schließtage und Lohnausgleiche. Die Automobilzulieferer haben alle ihre Probleme. Die Situation ist momentan nicht rosig, aber nicht so dramatisch wie in Deutschland“, so Schier.
Mit allerlei behelfsmäßigen Maßnahmen halten sich hierzulande die Automobilzulieferer also noch wacker, doch die Krise lauert bereits am Horizont.
„Offen gesagt gibt es keinen Anlass, im Automobilsektor optimistisch zu sein. Man ist auf einem Niveau, wo man sagen muss, es dürfte nicht mehr schlechter werden. Wir sind in einer Phase des Abschwungs. Man fährt zurzeit nicht auf 100 Prozent“, gesteht der Gewerkschafter.
Ob es nun zu einem Stellenabbau in rigorosem Ausmaß wie in Deutschland kommen wird, bleibt für Schier offen: „Es ist immer schwierig zu sagen, wann und wie es zum Abbau von Arbeitsplätzen kommen wird. Momentan herrscht grundsätzlich noch eine natürliche Fluktuation. Es werden aber zurzeit auch keine weiteren Stellen besetzt.“
National betrachtet, tappen die Gewerkschaften nach dem Rücktritt von Tavares im Dunkeln. Das Vermächtnis des Konzernchefs hinterlässt nämlich keine Sicherheiten.
„In Italien macht sich leider die Krise im Zusammenhang mit Stellantis bemerkbar. Es gibt keine industriellen Pläne, und Stellantis greift zunehmend auf Abfindungsfonds und Anreize zum Verlassen des Unternehmens zurück, um Fabriken in Polen und Marokko zu eröffnen. Wir werden sehen, was nach Tavares passieren wird“, berichtet der zuständige Gewerkschafter Marco Bernardoni.
Seit kurzem steht der Nachfolger von Tavares fest: Der ehemalige CEO von Peugeot, Jean-Philippe Imparato, soll die plötzlich leeren Fußstapfen füllen. Was das für die Arbeitnehmer bedeutet, bleibt offen.
Die Gewerkschaften fordern indes bereits seit einiger Zeit einen runden Tisch mit der Regierung und dem Unternehmen. Dahingehend ist laut Bernardoni jedoch noch nichts geschehen.
Die Auswirkungen des kollabierenden Automobilsektors ziehen weite Kreise und betreffen bei weitem nicht bloß die unmittelbaren Zulieferer. Ressourcenschaffende Sektoren wie die Stahlwerke, weiß Bernardoni, sind ebenso von der bedrückten Wirtschaftslage betroffen.
„Die Stahlwerke haben seit Anfang des Jahres einen Produktivitätsrückgang zu verzeichnen. Im letzten Quartal wurde die Ausgleichskasse für einige Abteilungen mit einer Woche pro Monat eingeführt. Die Unternehmen wollen jedoch, dass die entgangenen Löhne der betroffenen Arbeitnehmer im nächsten Jahr ergänzt werden“, schildert der Gewerkschafter.
Doch Südtirols Unternehmen zeichnet eine positive Eigenschaft aus, so der Gewerkschafter Schier: nämlich die kleinstrukturierte, nahezu familiäre Arbeitskultur des Landes.
„Bei uns wollen die Betriebe – und das muss man ihnen hoch anrechnen – Arbeitsplätze erhalten. Sie probieren alles, um diese Plätze zu erhalten“, so Schier. Er hebt dabei den großen Unterschied zur Lage in Deutschland hervor: „In Deutschland gibt es vielleicht kürzere Zündschnüre. Dort stecken allerlei Aktionäre dahinter, mit wirtschaftlichen Überlegungen. Unsere Betriebe sind hier anders aufgestellt. Viele kennen ihre Mitarbeiter persönlich. Die Verbindung zu den Arbeitnehmern ist hier eine ganz andere.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • nobodyistperfect

    Die Politik zwingt uns zu EAutos und wundert sich, dass die Wirtschaft nicht mehr funktioniert. VW wird sich auch mit Milliarden Hilfen des Staates nicht retten können.

    • steve

      Dich sollte man zum Denken zwingen damit du nicht solchen Schwachsinn schreibst!

    • rumer

      während die Deutschen Autohersteller über die E-Autos gelächelt haben…
      gehofft haben, dass dieser Kelch an ihnen vorüber geht…
      während VW die Kunden mit den Diesel betrogen hat…..
      hat BYD 200000 neue Leute eingestellt ……
      Ich fahre immer „Vorsprung durch Technik“, dieser kommt schon seit langem nicht mehr aus Deutschland.

  • steve

    Die Krise lässt sich wie folgt zusammenfassen:
    Die Chinesen wollen keine Verbrenner ausländischer Marken mehr kaufen. Sie kaufen Elektroautos heimischer Produktion.

    Auch Zölle werden sie nicht davon abhalten mit ihren E Autos die Weltmärkte zu erobern. Volvo, Mg, Byd, Polestar ecc. lassen grüßen.
    Der einzige europäische Batterienhersteller ist am Rande des Bankrotts.
    China hat die Technologieführerschaft und kontrolliert die Wertstoffkette.

    Man darf schon Wetten abschließen welche europäischen Autokonzerne überleben werden!

    Auch unsere Pensionistenschreiberlinge, welche meinen die Welt richte sich nach ihnen, haben ihren Beitrag geleistet.
    Aufwachen ihr Penner!

    • placeboeffekt

      Unser „allwissender „ Steve gubt wieder Mal sein Halbwissen zum Besten.

      Dass Nissan.. japanischer Autobauer… such in der Krise steckt und 10000 Stellen gestrichen hat, haben Sie nicht mitbekommen.

      Dass Honda auch in der Krise steckt, genausowenig.
      Dass Toyota glänzende Zahlen schreibt, obwohl sie hauptsächlich Verbrenner und Hybridfahrzeuge herstellen, das ignorieren Sie.

      Aber wozu differenzieren
      und Zahlen studieren
      wenn man dumme Floskeln
      kann plazieren. 🙂

      • placeboeffekt

        Steve
        glauben Sie mir
        Google ist ihr Freund

        As of 2024, the U.S. automotive market is led by General Motors (GM), which holds the largest market share among car manufacturers. Between January and May 2024, GM accounted for 16.2% of the U.S. market, surpassing competitors such as Toyota and Ford. 

        Here is a breakdown of the U.S. market share for major automakers during this period:

        Automaker U.S. Market Share (Jan.–May 2024)
        GM 16.2%
        Toyota 15.2%
        Ford 13.3%
        Honda 8.8%
        Stellantis 8.5%
        Nissan 6.2%
        Hyundai 5.5%
        Kia 4.9%
        Subaru 4.1%
        Tesla 3.7%

        In the electric vehicle (EV) segment, Tesla’s dominance has diminished, with its U.S. market share falling below 50% for the first time, reaching 49.7% in the second quarter of 2024. This decline is attributed to increased competition from manufacturers like BMW, Cadillac, Honda, and Kia, who have introduced new EV models to the market. 

        Overall, the U.S. automotive market remains highly competitive, with both traditional and emerging manufacturers striving to increase their market presence amid evolving consumer preferences and technological advancements.

        • placeboeffekt

          Ehere are your fucking chinese car manufacturers 🙂

        • andreas

          Das Problem der Deutschen ist halt, dass der US Markt nicht wirklich entscheidend für sie ist, da z.B. VW über 40 Werke in China hat und sie dort nicht mehr viel verkaufen, Mercedes geht es ähnlich.

          Auch ist der Standort Deutschland, mit den hohen Energie- und Lohnkosten, zu teuer geworden, um preiswerte Autos zu bauen und die Premiumstrategie der Hersteller geht nicht wirklich auf.

  • hallihallo

    also ist es möglich, daß die manager solche pressemitteilungen rausgeben und die presse dies eins zu eins übernimmt:
    Die Absätze in europa brechen dramatisch ein. stimmt gar nicht. noch sind wir bei + 0,6. siehe:
    https://www.alvolante.it/news/mercato-europeo-immatricolazioni-auto-novembre-2024-400439
    fakt ist, daß die preise der europäschen autobauer in den letzten beiden jahren ganz stark erhöht wurden ( weil die manager sich verkalkuliert haben und bei guten ergebnissen sehr hohe boni bekommen). die grüne eu hat das ihrige dazugetan, mit ihrer ständigen weltuntergangspolitik.

    • hallihallo

      auf südtirol bezogen hat der giudiceandrea ja jahrelang behauptet die exportindustrie sei die beste. so schnell kann sich das blatt wenden. zum glück gibt es in südtirol ja noch arbeit genug in sehr vielen branchen.

  • brutus

    Ich kaufe ein E-Auto, tausche meinen Verbrenner ein, der weitere 20 Jahre in Afrika zirkuliert!
    …ich kaufe billiges Fleisch nach dem Mercosurabkommen aus Südamerika, damit Verbrenner dorthin verkauft werden können!
    Die EU ist auf einem Scheintripp gegen den Klimawandel, und zerstört sich seine Wirtschaft selbst!

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