Du befindest dich hier: Home » Sport » „Wir brauchen eine Torgarantin“

„Wir brauchen eine Torgarantin“

Foto: Ufficio Stampa FCS-Bordoni

Der FC Südtirol Women muss ein neues Trainerteam suchen. Warum Ruggero Santuari den Verein verlassen hat und warum der Aufstieg in die Serie B nicht heuer erfolgen muss.

Tageszeitung: Herr Schraffl, Ruggero Santuari und Massimo Salvi sind als Trainer des FC Südtirol Women aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Was sind die Gründe für diesen Schritt?

Alex Schraffl: Sie haben die Entscheidung selbst getroffen, da ihnen das Vertrauen der Spielerinnen gefehlt hat. Sie waren der Ansicht, dass ein anderes Trainerteam daher besser wäre.

Momentan liegt das Team in der Serie C auf dem vierten Platz und spielt damit hinter den Erwartungen. War auch das ein Grund?

Unser Ziel war es, nach dem dritten Platz in der letzten Saison, uns zu verbessern. Daher haben wir uns im Sommer auf einigen Positionen verbessert. Rein statistisch gesehen sind wie voll im Soll. Venezia macht eine außerordentliche Meisterschaft. Sie haben bisher nur einmal verloren und gegen uns Unentschieden gespielt. Trient macht auch eine gute Meisterschaft, wir wären vor ihnen, wenn wir das direkte Duell gewonnen hätten. Wenn wir die verbleibenden Spiele in der Hinrunde gegen Ravenna und Isera, die beide am Tabellenende zu finden sind, gewinnen, haben wir mehr Punkte als in der letzten Saison. Wir haben zugegebenermaßen einige Unentschieden zu viel gemacht, dafür gebe ich aber nicht den Trainern die Schuld. Seitdem Katharina Pföstl – mit sieben Toren unsere beste Torschützin – sich das Kreuzband gerissen hat, haben wir ein kleines Stürmerinnen-Problem. Wir haben keinen gleichwertigen Ersatz in der Mannschaft. Die Trainer haben versucht das System umzustellen, sie haben aber nicht das nötige Vertrauen der Gitschen gespürt. Sie waren der Ansicht, dass es jetzt an der Zeit ist, einen neuen Impuls zu setzen. Sie hatten aber dauerhaft das Vertrauen des Vereins.

Der Aufstieg in die Serie B wurde also nicht ursprünglich als Ziel ausgegeben?

Nein, Venezia hat sechs oder sieben Profi-Spielerinnen, die 15.000 Euro pro Nase verdienen. Wir haben auch keine Nadine Nischler, die im letzten Jahr für Meran 40 Tore geschossen hat. Unser Ziel war es, uns zu verbessern und das können wir uns nach wie vor. Wir hätten den Abstand zum ersten Platz etwas geringer halten können, allerdings nur zwei Spiele verloren.

Ist ein neuer Trainer schon in Aussicht?

Im Dezember einen neuen Trainer zu finden, der die Spielerinnen kennt, ist nicht einfach. Wir haben bereits mit drei oder vier Kandidaten Gespräche geführt. Ich hoffe, dass wir die Gespräche noch in dieser Woche abschließen können. In der Zwischenzeit wird das Team von Athletik-trainer Marco Longo und vom technischen Direktor Marco Marano betreut. Sie haben bereits ein Spiel gemacht, am Wochenende steht ein weiteres Pokalspiel an. Danach gibt es ohnehin eine Pause, ich hoffe aber, dass wir spätestens am Montag einen neuen Trainer präsentieren können.

Meran Women hat im letzten Jahr beweisen, dass Südtirols Fußballerinen durchaus das Potenzial hätten, eine Mannschaft in der Serie B zu stellen…

Dieser Meinung bin ich auch. Wenn alle Spielerinnen, die im Ausland zurückkehren würden, hätten wir eine gestandene Serie-B-Garant. Für einen Aufstieg braucht es aber einen Torgarant, der mindestens zweistellig trifft. So jemand fehlt uns aktuell.

Wird also im Winter eine neue Stürmerin verpflichtet?

Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werden wir das sicher tun. Allerdings gibt es hierzulande nicht viele geeignete Spielerinnen. Wenn wir jemand von auswärts holen würden, müssten wir ihr eine Wohnung und ein Gehalt geben. Als Verein wollen wir aber aus unseren Mitteln das Beste herausholen. Wenn wir nicht Meister werden, weil Venezia 180.000 Euro für die Mannschaft ausgibt, dann ist das so. Wir müssen neidlos anerkennen, dass wir das nicht haben. Wir investieren hauptsächlich in die Jugend. Wir wollen, dass Frauen von der Jugend bis in die Serie C bei uns spielen können. Dafür erhalten sie selbstverständlich ein professionelles Umfeld und eine Spesenvergütung – aber momentan nicht mehr.

Spätestens in der Serie B müssten diese Summen wohl ohnehin ausgegeben werden…

Das stimmt. Dann würden wir den Spielerinnen auch etwas geben, obwohl wir nicht dazu verpflichtet wären. Wir müssten aber einige Spielerinnen von auswärts holen und auch den Einheimischen Geld geben, weil der Aufwand groß ist. Als Trient vor zwei Jahren aus der Serie B abgestiegen ist, haben sie 350.000 Euro ausgegeben. Das weiß der Verein natürlich. Unser Ziel ist es, uns Schritt für Schritt zu verbessern. Wir müssen nicht zwingend heuer in die Serie B aufsteigen. Wenn der Aufstieg erst in drei Jahren gelingt, gelingt er erst in drei Jahren.

Kann der Aufstieg aber gelingen, wenn der richtige Trainer engagiert wird?

Wir haben in Riccione und Tavagnacco Unentschieden gespielt, wenn wir diese gewonnen hätten, wären wir auch in einer anderen Situation. Dann wäre alles drinnen. So wird es schwierig. Im letzten Jahr hatte der Tabellenführer fünf Punkte weniger als Venezia heuer. Der Tabellenführer spielt aktuell wirklich herausragend.

Interview: Markus Rufin

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen