Peinliche Panne
Die Südtiroler Volkspartei braucht unbedingt Geld und will deshalb einen Teil ihres Parteisitzes verkaufen. Nur: Die Sache hätte nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen.
von Artur Oberhofer
Die vertrauliche „Kurzbeschreibung“ der Immobilie ging am 22. Oktober dieses Jahres aus der SVP-Zentrale an einen erlauchten Kreis von Immobilienmaklern ab. SVP-Landessekretär Martin Karl Pircher bot darin den letzten Rest der Immobilie in der Brennerstraße 7/A in Bozen feil.
Nachdem die Schatzmeister im Edelweiß vor zwei Jahren Teile des Sitzes im ersten Stock verkauft hatten, um einen Teil der Schulden – von ursprünglich sechs Millionen Euro – zu tilgen, besitzt die Volkspartei – Stand heute – noch eine Bruttofläche von 448 Quadratmetern.
In der „Kurzbeschreibung“ heißt es:
„Beim Gebäude, in dem die Büroräumlichkeiten untergebracht sind, handelt es sich um ein mehrstöckiges Gebäude in Zwölfmalgrein. Die Büroräume sind durch die Ausrichtung recht günstig gelegen. Das gesamte Gebäude ist in einer durchschnittlichen Bauausführung Mitte der achtziger Jahre errichtet worden. Das Gebäude ist mit allen gängigen Infrastrukturen (Gasanschluss, Abwasseranschluss, Weißwasserableitung, Trinkwasserleitung, Stromanschluss und Telefonanschluss) versorgt. Erst im Jahre 2022 wurde eine komplette Fassadenrenovierung vorgenommen.
Die zum Verkauf stehende Baueinheit betrifft den materiellen Anteil 18 mit einer Bruttofläche von 448 Quadratmetern. Hinzu kommt noch der materielle Anteil 112, welches ein Stellplatz für vier Pkw darstellt sowie ein Magazin im zweiten Kellergeschoss mit einer Bruttofläche von 186 Quadratmetern. Außerdem gibt es noch ein kleines Büro im Untergeschoss mit 47 Quadratmetern Bruttofläche.
Die Fläche des Materiellen Anteils 18 ist aufgeteilt in sieben Einzelbüros, wobei in einem der Büros Platz ist für drei Arbeitsplätze. Hinzu kommt ein Empfangsbereich, sowie ein Druckerraum und insgesamt drei Magazine. Außerdem befindet sich westseitig ein Sitzungssaal in einer Größe von ungefähr 200 Quadratmetern, der durch eine Trennwand teilbar ist.“
Die energetische Klassifizierung des Gebäudes: Energieklasse F.
Nachdem diese „Kurzbeschreibung“ rausgegangen war, passierte ein diplomatisches Missgeschick: Weil der erste Interessent – laut Informationen der TAGESZEITUNG handelt es sich dabei um das Vorsorgeinstitut Laborfonds – nur einen Teil der Immobilie (rund 280 Quadratmeter) erwerben möchte und die Volkspartei einen Teilverkauf ablehnt, hat der Bozner Immobilienmakler Martin Pichler die restlichen 170 Quadratmeter ganz ungeniert im Internet angeboten.
Eine Schnapsidee.
Denn wenige Tage später bekamen die lokalen Medien Wind von der Geschichte und berichteten in großer Aufmachung, dass die SVP sich zwecks Schuldentilgung auch noch vom letzten Rest ihres Parteisitzes trennen wolle.
Die Nachricht, dass die SVP den eigenen Parteisitz wie das letzte Tafelsilber im Netz zum Verkauf anbietet, war nicht unbedingt eine positive Message – noch dazu wenige Monate vor den Gemeinderatswahlen.
Zum Ärger des SVP-Landessekretärs „sparierte“ der Immobilienmakler Martin Pichler gegenüber der Tageszeitung „Dolomiten“ sogar noch einen Verkaufspreis: 2 bis 2,5 Millionen Euro für die 170 Quadratmeter.
Bozner Immobilienmakler halten im Hintergrundgespräch dagegen: Die 170 Quadratmeter seien höchstens 1,5 Millionen Euro, eher weniger wert.
Nun bleibt zu sehen, ob das Vorsorgeinstitut Pensplan am Ende doch den gesamten Rest der SVP-Immobilie – also die gesamten 448 Quadratmeter – ankauft. Oder ob die klamme Volkspartei doch einem Teilverkauf zustimmen muss.
Der Chronik halber: Die Schulden der Volkspartei belaufen sich auf rund 1,8 Millionen Euro.
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Kommentare (15)
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brutus
…die Einnahmen der Mitgliedsbeiträge sind der SVP abhanden gekommen!
…warum wohl wird der aktuelle Mitgliederstand vor der Öffentlichkeit geheim gehalten!
artimar
Es ist symptomatisch für die geistig und auch finanziell abgehalfterte SVP – die Untote. Die Untote braucht es längst nur noch als Name – als Fixierung der eigenen Macht.
Hans Egarters, Friedl Volggers … Silvius Magnagos geistiges und materielles Erbe ist längst weg.
Da bleibt nur noch der eigene Sitz, den man wie anderes ja auch, am liebsten ganz heimlich verkauft. So ist es nun mal in Südtirol, erklärte man mir.
andreas
Ein Paradebeispiel dafür, wie man aus einer mehr oder weniger interessanten Meldung einen „Sensationsartikel“ schreibt.
Es ist doch legitim zu versuchen die Schulden zu tilgen und auch einen recht hohen Preis für eine Immobilie zu verlangen, ist ja keiner dazu gezwungen, sie zu diesem Preis zu kaufen.
Auch ist es nicht wirklich verwerflich, im Internet damit zu werben, da dort auch weitaus höherwertige und -preisige Immobilien angeboten werden.
pingoballino1955
Natürlich sollte alles wieder verschwiegen werden,genau wie die offiziellen Mitgliederzahlen der SVP! Die Bürger sollen ja bewusst nicht informiert werden sonst würden sie ja unangenehme Wahrheiten der SVP mitbekommen,geht ja gar nicht?????
heracleummantegazziani
Wenn Sie etwas verkaufen wollen, können Sie es nicht verschweigen.
andreas
Welche Relevanz hat für den „Bürger“ die Meldung, dass die SVP eine Immobilien verkauft?
Und so geheim ist die Mitgliederanzahl gar nicht, Typen wie dir, würde ich sie aber, schon aus Prinzip, nicht mal unter Folter sagen. 😉
brutus
…na dann erzähl mal!
…du scheinst mehr zu wissen als Fraktionschef Stauder!
hermannh
Na Bongobongo erzählst uns mal wieviel Ihr Kölles Mitglieder habt 🙂
Recht überschaubar 🙂
Bei der Landes-Jahresversammlung deines Teams waren 23 Mitglieder anwesend 🙂 🙂
Da muss natürlich kein Meraner Kurhaus angemietet werden. Demokratische Parteien werden allerdings nicht nach dem Gründer benannt und sind tief in der Bevölkerung verankert.
Da Lob ich mir die Grünen und auch dir STF
morgenstern
Wie frustrierend muss das Ganze wohl sein, wenn man es nicht mehr schafft den schläfrigen Südtiroler Seppl eine Mitgliedschaft zu verkaufen.
hallihallo
also wenn ich da so richtig errechne, will man die büros so zwischen euro 9.000,00 und 12.000,00 pro m² verkaufen. wenn der bürger eine wohnung um diesen preis verkauft, wird er ganz offiziell als spekulant dargestellt. man solle doch die neuen wohnungen gefälligst an die einheimischen für euro 3.000,00 den m² verkaufen. die aus den achzigern um euro 2.000,00.
pe
„sparierte“… Ihr Medium bekommt, weil es in einer Minderheitensprache erscheint, jedes Jahr viel öffentliches Geld. Man dürfte sich also eine gepflegtere und korrektere Sprache erwarten. Dabei könnte man in diesem Fall problemlos sagen, dass er einen Preis „schoss“.
zeit
den parteisitz könnte man ja als gefägnis vermieten
nobodyistperfect
#zeit – spitzen Idee, dann könnten einige gleich dort bleiben, welche nicht rechnen können. Man kann nur soviel ausgeben, wie viel ich einnehmen. 😉
gulli
Wo liegt das Problem, die selbsternannten Götter können doch einfach ihre Entlohnung um 10% anheben (als Rechtfertigung verkauft man es als Inflationsausgleich), 6% fließen in die Parteikasse zum Schuldenabbau, 4% ins eigene Säckle.
Da die Opposition ebenfalls daraus profitiert wird es keinen größeren Aufschrei geben; Problem gelöst.
kritischerbeobachter
Eine Partei, die nicht mal imstanstande ist, mit ihrer eigenen Partei zu haushalten, entscheidet über die Wirtschaft in unserem Lande… welche Fachleute bzw. Taugenichtse sind den hier am Werk… Quo Vadis Südtirol ?