„Moderate Zuversicht“
Die Herbstumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt ein gemischtes Geschäftsklima im Dienstleistungssektor und im Transportgewerbe, mit deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen. Insgesamt sind aber mehr als neun von zehn Unternehmen mit der heuer erzielten Ertragslage zufrieden und auch die Aussichten für 2025 sind in den meisten Fällen positiv.
Die Einschätzungen der Dienstleister zur Ertragslage im Jahr 2024 sind weiterhin uneinheitlich.
Zufriedenheit gibt es vor allem in den Branchen der freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten, der Informatik und Telekommunikation sowie im Kredit- und Versicherungssektor. Die Banken melden aber einen Rückgang der Kreditvergabe und eine leichte Verschlechterung der Eigenmittelausstattung der Kunden. Hingegen halten mehr als ein Drittel der Unternehmen im Verlags- und Kommunikationsbereich und ein Viertel der Unternehmen der persönlichen Dienstleistungen die heuer erzielte Rentabilität für unzureichend.
Für 2025 gehen fast alle Dienstleistungsunternehmen von einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis aus und etwa die Hälfte davon erwartet ein Umsatzwachstum, das teilweise auf höhere Verkaufspreise zurückzuführen ist. Optimistisch sind vor allem die größeren Unternehmen, die – auch dank besserer Rentabilitätsmargen – mit einem deutlichen Umsatzanstieg, einer steigenden Beschäftigung und höheren Investitionen rechnen.
Im Transportsektor sind die Einschätzungen der Unternehmen zur Ertragslage im Jahr 2024 in mehr als neun von zehn Fällen positiv.
Im Hinblick auf das kommende Jahr ist man moderat zuversichtlich, wenn auch mit einigen Ausnahmen. So wird im Personenverkehr für 2025 einen Umsatzanstieg erwartet und die Ertragslage sollte fast immer befriedigend (wenn auch nur selten wirklich gut) ausfallen.
Im Gegensatz dazu wird im Güterverkehr auch im nächsten Jahr mit einer Stagnation des Umsatzes gerechnet und die Investitionen, insbesondere in Fahrzeuge, werden voraussichtlich zurückgehen. Etwa ein Fünftel der Warentransporteure rechnet mit einem unbefriedigenden Betriebsergebnis. Die Branche der Aufstiegsanlagen profitiert von der guten Buchungslage für die neue Skisaison: Alle Betreiber erwarten für die kommenden Monate eine befriedigende bis gute Rentabilität und steigende Umsätze, vor allem mit ausländischen Kunden.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, betont die Problematik des Arbeitskräftemangels: „Auch im Dienstleistungs- und Verkehrsbereich haben die Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, neue Mitarbeitende zu finden. Es ist notwendig, den Kontakt junger Südtirolerinnen und Südtiroler zu den Unternehmen zu fördern und passende Rahmenbedingungen für diejenigen zu schaffen, die hier leben und arbeiten, insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Wohnraum.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände:
Philipp Moser, Präsident Wirtschaftsverband hds
„Die Entwicklung bei den unternehmensorientierten und bei den persönlichen Dienstleistern ist durchwachsen. Es herrscht Zufriedenheit, aber auch die Meinung, dass die Rentabilität heuer unzureichend war. Der Sektor ist vielfältig, aber diese Herausforderungen vereinen alle Betriebe: Mangel an Arbeitskräften, Implementierung von KI und strukturierter Innovation, Nachhaltigkeit. Die Betriebe brauchen dafür professionelle Unterstützung vom Interessensverband und unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen von der Politik.“
Juri Galvan, Präsident CNA-SHV FITA Südtirol
„Die geringen Rentabilitätsaussichten im Güterverkehrssektor sind durch die steigenden Kraftstoffkosten und die unhaltbaren Verkehrsbedingungen auf der Brennerachse bedingt. Die Arbeiten an der Lueg-Brücke werden die gesamte Straßenachse bereits 150 km vor der Staatsgrenze lahm legen. Unter diesen Bedingungen droht vielen Kleinbetrieben die Schließung. Wir fordern konkrete Maßnahmen wie die Aufhebung des Nachtfahrverbotes in Österreich.“
Roger Hopfinger, Präsident der Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol
„Der Transport spielt für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region eine zentrale Rolle. Südtirols Transportunternehmen haben in den vergangenen Jahren stark in umweltfreundliche Antriebstechniken investiert. Dies muss anerkannt werden, z.B. durch die Aufhebung des LKW-Nachfahrverbots in Tirol, denn ansonsten wird die Sanierung der Lueg-Brücke enorm negative Auswirkungen auf Südtirol und die heimischen Transportunternehmen haben.“
Hansjörg Thaler, Obmann der Berufsgruppe Transport im lvh
„Die Transportbranche ist eine unverzichtbare Säule unserer Wirtschaft, doch sie steht vor enormen Herausforderungen. Neben der Bewältigung bürokratischer Hürden und der Förderung des Nachwuchses müssen wir dringend in moderne Lösungen investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu sichern.“
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