Selbstbestimmt sterben
Pedro Almodòvars „The Room Next Door“ spielt weit weg von Krankenhäusern, obwohl – oder gerade weil es ums Sterben geht.
Von Renate Mumelter
Im Zimmer daneben zu schlafen, wenn ein Mensch auf den Tod zugeht, ist eigentlich selbstverständlich. Es gibt aber viele Menschen, die es nicht schaffen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Der Tod ist ein Tabu.
Im Zimmer daneben zu schlafen und zu wissen, dass sich ein kranker Mensch dem Leben entziehen will, ist noch einmal anders. Dazu braucht es Großzügigkeit und Mut.
Pedro Almodòvars „The Room Next Door“ erzählt davon. Es gehe um die persönliche Freiheit des Menschen, um sein Recht, nicht die Krankheit entscheiden zu lassen, wann das Ende naht, sondern selbst die Zügel in der Hand zu behalten, sagt er dazu. Ein legitimer Wunsch.
Zwei Frauen
Die Schriftstellerin Ingrid (Julianne Moore) und die Kriegsreporterin Martha (Tilda Swinton) sind Freundinnen. Sie haben sich berufsbedingt über Jahre nicht mehr gesehen und treffen fast schon durch Zufall aufeinander.
Ingrid stellt gerade ihren autofiktionalen Roman „The Sudden Death“ (Der plötzliche Tod) vor, mit dem sie versucht, ihre Scheu vor dem Thema zu überwinden. Martha ist todkrank und will selber bestimmen, wann es soweit ist. Sie bittet Ingrid, sie dabei zu begleiten. Die Frauen ziehen sich in ein Haus mitten im Wald zurück. Dort ist es ruhig. Das Vogelgezwitscher erlebt Martha wie Musik und genießt es.
Action gibt es in diesem Film keine, und das wird in diversen Kommentarspalten im Netz bemängelt. Dort ist auch von „Quatsch“ oder „Quark“ die Rede. Die Erwartungshaltung war wohl eine andere. Die Filmkritiken reichen sie von großem Lob bis zu zurückhaltenderen Bewertungen. Den Goldenen Löwen von Venedig gab es auch.
Zwiespältige Reaktionen also, dabei ist der Tod einfach der Tod, ein Weggang oder ein Übergang. „Langsam schwand seine Seele, als er den Schnee leise durch das Universum fallen hörte, leise herabfallen hörte wie das Nahen ihrer letzten Stunde auf alle Lebendigen und Toten“ wird James Joyce wird im Film zitiert. Als Martha stirbt, fällt auch Schnee.
Manche werfen Almodòvar vor, dass er in diesem Film den Tod ästhetisiere, verharmlose. Dabei ist es gerade das, was den Film besonders macht, dieses Eins-Sein mit der Natur und dieses bei sich bleiben. Symbolisiert wird es im Bild von Martha, die sich vor dem Sterben schminkt und schön anzieht. Ein würdiger Abgang.
Stummfilme am Montag
Filmvorführer Buster lebt in einer beschaulichen Kleinstadt und liebt ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Er hat jedoch auch einen hinterhältigen, körperlich überlegenen Nebenbuhler. Während seiner Arbeit schläft er ein und träumt sich in die Rolle des Meisterdetektivs „Sherlock Jr.“ Es gibt viel Action mit harten Stunts in diesem Stummfilm aus dem Jahr 1925, soviel Action, dass sich Keaton dabei sogar das Genick anbrach, wie sich viele Jahre später herausstellen sollte.
Buster Keaton (1895-1966) gilt als einer der ganz Großen des Stummfilms. Zu Unrecht steht er oft im Schatten von Charlie Chaplin.
Keaton kam aus dem Varietè-Milieu und schwierigen Familienverhältnissen. Auch Charlie Chaplin (1889-1977) wuchs mit dem Varietè auf.
Am Montag bietet der Filmclub die legendären Regisseure im Vergleichspaket. Nach Keatons „Sherlock Jr.“ läuft Chaplins „The Kid“ (1921), in dem ein Tramp (Chaplin) auf einen Waisenjungen (Jackie Coogan) trifft, „a picture with a smile – and perhaps, a tear”, erklärt der erste Zwischentitel.
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Kommentare (1)
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pingoballino1955
PEDRO ALMODOVAR,eine Choriphäe der spanischen Regisseure!