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„Erwischter Schulbub“

Thomas Widmann will den Fall Hager nutzen, um alte Rechnungen mit dem Landeshauptmann zu begleichen — und sich von der SAD-Affäre „reinzuwaschen“.

Von Matthias Kofler

Dass Thomas Widmann und Arno Kompatscher keine Freunde mehr werden, ist spätestens seit dem „Rauswurf“ des ehemaligen Sanitätslandesrats 2022 aus der Landesregierung und der Gründung seiner eigenen Partei im Jahr darauf offensichtlich. Mit dieser will Widmann vor allem dem Landeshauptmann das Leben schwer machen. Seine gestrige Rede zum Haushalt nutzte er nicht nur für einen Frontalangriff auf den Regierungschef, sondern auch, um den Fall Hager für seine eigene, nachträgliche Reinwaschung zu instrumentalisieren.

Kompatscher habe ein massives Glaubwürdigkeitsproblem, wetterte Widmann. Er habe zahlreiche Versprechen, etwa zur Autobahn A22 oder zur Stärkung der Autonomie, nicht eingehalten. „Wenn der oberste Chef immer wieder Versprechen macht und diese nicht hält, dann hat man ein Glaubwürdigkeitsproblem“, so Widmann.

Zur Affäre Hager fand Widmann besonders deutliche Worte. Es sei kein Problem, wenn man jemanden treffe, „wohl aber, wenn es heimlich passiert“. Laut den Ermittlungsakten habe Kompatscher sich in den hintersten Hinterzimmern mit Hager getroffen. „Einer ist da reingegangen, der andere dort, nur um nicht gesehen zu werden.“ Auf Nachfrage habe Kompatscher so getan, als ob er Hager gar nicht kenne. Dieses Verhalten ähnle dem eines „erwischten Schulbuben“, polterte Widmann.

Aus den Ermittlungen gehe zudem hervor, dass Hager mit einem befreundeten Journalisten und im Einverständnis von Karl Zeller das Buch „Freunde im Edelweiß“ orchestriert habe. „Es würde mich aber nicht wundern, wenn Sie jetzt behaupten würden, Sie kennen auch den Zeller nicht“, giftete der Chef von „Für Südtirol“.

Widmann lenkte auch die Aufmerksamkeit auf die SAD-Affäre, die ihm selbst den Kopf gekostet hatte. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, sei dies eine „Kompatscher-Silbernagl-Affäre“, denn vor Gericht stünden ein Spitzenbeamter und ein mit dem LH befreundeter Busunternehmer. Auch bei der Masken-Affäre habe Kompatscher als oberster Zivilschützer keine Verantwortung übernommen, während Florian Zerzer sich nun vor Gericht verantworten müsse. „Die PPP-Modelle, die zwischen zwei Wahlen beschlossen wurden, sind weitere Beispiele für nicht transparente Verwaltung“, so Widmann.

Kompatscher sah in dieser „Abrechnung“ den Beweis, dass Widmann seine „krachende Wahlniederlage noch nicht verkraftet“ habe. Er sehe die Kritik als Ansporn weiterzumachen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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