Akustisches Finale
Der Bozner Stadtrat genehmigt endgültig den umkämpften Akustikplan und weist dabei den Einwand zum geplanten Quartier Rombrücke von Heinz Peter Hager ab. Einwände von zwei Industriebetrieben werden dagegen angenommen.
von Thomas Vikoler
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi hatte den Akustikplan am Dienstag im Gemeinderat als einen weiteren Beweis dafür dargestellt, dass sich die Stadtverwaltung den Wünschen des Duos René Benko/Heinz Peter Hager nie gebeugt habe. Hager plant bekanntlich zusammen mit den Unternehmern Robert Pichler und Paolo Tosolini die Errichtung eines „Quartier Rombrücke“ in der Lanciastraße. Also in der Bozner Industriezone. Es sollen dort tausend Wohnungen, ein Studentenheim mit 500 Plätzen, Büros und Geschäfte entstehen.
Ein Projekt, das durch die jüngsten Ermittlungen der Antimafia-Staatsanwaltschaft Trient mehr als in Frage gestellt ist. Wohnbaulandesrätin Ulli Mair (Freiheitliche) erklärte es gestern im Rahmen der Haushaltsdebatte im Landtag sogar für „tot“ (siehe Kasten).
Auf jedem Fall hatte sich der Stadtrat gestern bei der Genehmigung des Akustikplanes, bei dem die akustische Klassifizierung der Flächen der Ex-Industriezone im Vordergrund steht, mit einem Einwand zum Quartier Rombrücke zu befassen.
Die Promotorengesellschaft um Hager & Co. beantragte die Rückstufung ihrer Flächen von Akustikklasse vier auf Akustikklasse drei. Mit dem klaren Ziel, auf den Flächen insbesondere Wohnbauten errichten zu können.
Der Stadtrat wies den Einwand mit der Begründung ab, dass sich in unmittelbarer Nähe die Valbruna-Stahlwerke (Akustikklasse fünf) befänden und eine erhebliche Lärmquelle für die Umgebung darstellten.
Die Einwände von zwei Betrieben gegen eine als zu niedrig empfundenen Einstufung zurück, ihre Flächen wurden in die Akustikklassen fünf bzw. sechs hochgestuft, wodurch eine größere Lärmentwicklung zulässig ist. Der Antrag des Unternehmerverbandes, die gesamte Ex-Industriezone als Akustikklasse fünf einzustufen, wurde dagegen vom Stadtrat abgelehnt. Nach dem alten, seit 2013 geltenden Akustikplan ist die gesamte Industriezone als Akustikklasse vier eingestuft – für die Valbruna-Stahlwerke gibt es eine Ausnahmegenehmigung des Landes. Im kommenden Jahr muss die Betriebskonzession erneuert werden, Landeshauptmann Arno Kompatscher hat das Ziel ausgegeben, keine Ausnahmegenehmigung mehr zu gewähren.
„Der nun vom Stadtrat beschlossene Gemeindeplan für die akustische Klassifizierung ist das Ergebnis eines Ausgleichs der Interessen für ein gemischtes Gebiet, in dem viele Dienstleistungen verrichtet werden. Wir wollen, dass in Bozen Süd weiter Industrie betrieben wird, wir müssen aber auch die Auswirkungen des Lärms und den Schutz der Gesundheit achten. Der Plan ist nicht in Stein gemeißelt und kann jederzeit abgeändert werden, zudem sind die technischen Möglichkeiten zur Reduzierung der akustischen Emissionen heute vielfältig“, sagt Chiara Rabini, die Bozner Umweltstadträtin, die für die Erstellung des Planes verantwortlich ist.
Der nun beschlossene Plan hatte zuvor ein positives Gutachten (mit Auflagen) der Landesumweltagentur erhalten und kommt voraussichtlich Ende Jänner in den Gemeinderat. Zuvor befassen sich auch die Stadtviertelräte und die Umweltkommission des Gemeinderates damit.
Ähnliche Artikel
Kommentare (1)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
pingoballino1955
Geht im Bozner Stadtrat plötzlich die ANGST um??????