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„Haben es nicht leicht“

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Während die Beherbergungsbetriebe grüne Zahlen schreiben, beklagt die Hälfte der Cafés und Bars einen Umsatzrückgang. hds-Präsident Philipp Moser erläutert die Probleme der Betreiber und warum gerade Luxushotels ihnen das Geschäft zunichtemachen.  

von Christian Frank  

Ob Astat, Istat oder nun das Wirtschaftsbarometer des WIFO, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Tourismus boomt. Ein Rekordjahr löst das nächste ab, und selbst auf dem mutmaßlichen Zenit werden noch einmal positive Prozentsätze draufgelegt. Von Januar bis Oktober wurden laut WIFO in Südtirol mehr als 33,5 Millionen Nächtigungen gezählt, das bedeutet einen Anstieg von 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Übernachtungen der italienischen Gäste gingen zwar um 2,1 Prozent zurück, doch der Zuwachs der Nächtigungen von Gästen aus dem Ausland nahm um 11,3 Prozent zu.

93 Prozent der gastgewerblichen Unternehmen sind mit der Ertragslage zufrieden, besonderer Optimismus schlägt sich in den Beherbergungsbetrieben nieder. Doch neben den üppigen grünen Zahlen dieser Sparte zeichnet sich auch ein trüberes Bild ab. In der Gastronomie stagnieren die Umsätze, eine Tatsache, welche die Betreiber auf die geringen Ausgaben der italienischen Touristen zurückführen. Noch wesentlich drastischer gestaltet sich die Situation bei Cafés und Bars. Rund die Hälfte meldet einen Umsatzrückgang. Ein Fünftel klagt offen über eine schlechte Ertragslage. Tatsächlich haben Cafés und Bars ein schweres Kreuz zu tragen, weiß Philipp Moser, Präsident des Handels- und Dienstleistungsverbands Südtirol. Die Gründe sind vielfältig und allgegenwärtig.

„Cafés und Bars sind bei uns meist sehr kleine Dienstleister, und sie haben es nicht leicht. Ein Problem, welches in letzter Zeit massiv beanstandet wurde, waren die Gutscheinprovisionen“, so Moser.

Die Essensgutscheine, von denen zahlreiche Arbeitnehmer Gebrauch machen, werden, so Moser, von großen Unternehmen ausgestellt. Diese versehen den Verkauf dieser Boni jedoch mit Wucherkommissionen zulasten der Gastrobetriebe.

„Diese Kommissionen, inklusive versteckter Nebenkosten, vereinnahmen oftmals 20 Prozent des Umsatzes. Wir haben hier massiv interveniert und die monni FOOD Card lanciert, welche nur eine fünfprozentige Kommission vorsieht. Südtirols Gastronomie mit ihren Bars, Cafés, Restaurants und Pizzerien sorgt für lebendige und attraktive Dörfer und Städte. Diese Betriebe gilt es zu entlasten“, erklärt Moser.

Doch allein mit Essensgutscheinen zu günstigeren Konditionen kann dies nicht veranlasst werden, das ist auch dem hds-Präsidenten bewusst: „Mit Café macht man grundsätzlich keinen Umsatz. Es ist mehr ein Anlass zum sozialen Treffen mit Aussicht darauf, dass die Gäste sonst noch etwas konsumieren. Mit 100 Kaffee erwirtschaftet man 150 Euro Umsatz. Bis diese 100 Kaffee zustande kommen, dauert es eine Weile.“

Warum der einstige, in vielen Ortskernen soziale Knotenpunkt mit seiner Existenz hadert, führt Moser auch auf den Zeitgeist zurück. Hierbei lautet das Stichwort Alkohol.

„Alkohol wird immer mehr zum Thema. Besser gesagt, der rückläufige Konsum davon. Früher wurde mit Alkohol wesentlich mehr Umsatz erzielt“, erinnert sich Moser. Als Ursache dafür nennt er die verschärfte Gesetzeslage, welche der Straßensicherheit zugutekommt, jedoch dem Umsatz hinter der Theke schadet.

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Kommentare (16)

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  • brutus

    …bei den Preisen kein Wunder!

  • segadigon

    nein die preise sind in ordnung und der service ist super nur ein parkplatzproblem hab ich immet

  • pingoballino1955

    Das Café und Barsterben,sieht man in ganz Südtirol,speziell in den Dörfern,bei den Restaurants nicht anders! Als Pächter.in kannst du einpacken!

  • stefanrab

    Zum einen ist man als Einheimischer in der Hochsaison in vielen Gastbetrieben nicht erwünscht und zum anderen können bzw. wollen sich viele den „Luxus“ Barbesuch nicht mehr leisten

  • andreas1234567

    Hallo zum Abend,

    diese „Monni-Gutscheine“ sind so ziemlich das Unverschämteste was es gibt, vor allem wenn sie dank gnädiger steuerlicher Unterstützung des Landes als regulärer Lohnbestandteil missbraucht werden.Wie löblich wenn es jetzt eine Sonderausgabe geben soll welche den Gastronomen nur mikroskopische 5% aus der Kasse klauen soll.

    Da wäre noch: Es gab mal Zeiten da war es unerwünscht sich auf der Strasse blicken zu lassen und wenn dann nur allein und mit allerlei Schikanen wie permanente Kontrollen, Schandmaske und dann husch, husch wieder heim.

    Da haben die Leute sich doch tatsächlich solche modernen Kaffeeautomaten angeschafft.
    Dunkle Zeiten weg, Kaffeeautomat noch da..

    Zum Anderen, wer in der Aussengastronomie hockt mutiert mehr und mehr zu Freiwild für Schnorrer aller Art.

    Hier schon angesprochen, der nachgeradezu als Hass bezeichnete Argwohn gegenüber jedem der es wagt mit dem Privat-PKW in eine grössere Stadt einzureisen trägt auch nicht zum Umsatz bei.

    Meiner Meinung nach eine Summe von Entwicklungen und kein 1,20/1,50/1,80-Euro-Problem und gewiss kein spezielles Südtiroler Problem.

    Auf Wiedersehen in einer Bergeinkehr, da geht sich ein Besuch noch überraschend oft gut, günstig und gemütlich aus..

  • olle3xgscheid

    Prosecco-NoName, 5€ , kriegst die Flasche für 3,50€ .
    Nicht besser bei einem Campari mit Eis oder einem Glas Wein.
    Man muß halt richtig zulangen…
    In Rom, Zentrum… 1 Macchiato 1€ mit Glas Wasser!
    Und… für 1 Kaffee brauchts 4 gr !! Kaffeepulver. Da dürfte schon was verdient sein .
    Wie bereits erwähnt sind 1.80€ auch kein Thema, es muss halt alles passen 😉

  • andreas

    Früher haben meine Kumpels und ich eine Bar alleine finanziert, aber wird sind halt auch älter geworden. 🙂

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