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„Wir verdienen Unterstützung“

Anlässlich des Tags des Ehrenamtes, der diese Woche gefeiert wurde, sprechen Südtirols Vereinsvorsitzende über die Bedeutung der Freiwilligenarbeit – und beklagen vor allem die bürokratischen Hürden.

Ulrich Seitz, Dienstleistungszentrum für das Ehrenamt Südtirol

In Südtirol gibt es derzeit 4.582 Vereine. Allein in diesem Jahr hat das DZE Südtirol rund 80 interessierte Gruppierungen bei der Vereinsgründung begleitet. Die Herausforderungen der Vereine bleiben erheblich, denn es gilt auf jeden Fall im Vorstand der Organisationen Menschen aufzubauen, die affin für Digitales und für die Buchhaltung sind. Zudem leiden viele Organisationen unter der Last bei den Beitragsansuchen und vor allem den verspäteten Ausschüttungen der Zuschüsse, die viele Vereine in arge Turbulenzen stürzen.

Alexander Schmid, Landesrettungsverein Weißes Kreuz

Das Ehrenamt ist wie ein unsichtbarer Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Es verbindet Generationen, Kulturen und Lebenswelten und stellt das Gemeinwohl in den Mittelpunkt. Außerdem bring es auch einen volkswirtschaftlichen Wert, denn das starke Freiwilligenwesen in Südtirol trägt maßgeblich zum Wohlstand und sozialen Frieden bei. Damit das so bleibt, müssen sowohl die Politik als auch wir als Organisationen optimale Rahmenbedingungen schaffen: Dazu zählen vor allem Wertschätzung, gute Begleitung und flexible Einsatzmöglichkeiten.

Raffael Peer, Südtiroler Bauernjugend

Ehrenamtliche Organisationen machen eine Stadt- oder Dorfgemeinschaft erst richtig lebenswert und attraktiv. Wir als Bauernjugend erhoffen uns von der Politik weiterhin starke Unterstützung. Wichtig ist vor allem die Entlastung von unnötiger Bürokratie, damit das Ehrenamt weiterhin mit Freude ausgeübt werden kann. Ein Anliegen von uns ist auch die Einbindung der Südtiroler Bauernjugend bei der Aufnahme in das Landesregister für ehrenamtliche Organisationen.

Karin Hochrainer, Bibliotheksverband Südtirol

Die öffentlichen Bibliotheken beschäftigen 2.379 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wovon 85,5 Prozent ihren Dienst ehrenamtlich leisten. Diese Zahl spricht für sich und zeigt, dass diese Form der kulturellen Nahversorgung bis in den kleinsten Ort nur dank des Einsatzes und des Engagements von zahlreichen Ehrenamtlichen möglich ist. Auch im Bibliothekswesen wird es immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden.

Wolfram Gapp, Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren Südtirols

Wir als Freiwillige Feuerwehr können mit Genugtuung feststellen, dass sich immer wieder junge Menschen dazu Bereiterklären, in die Fußstapfen ihrer Vorfahren zu treten und das über viele Generationen weitergegebene Erbe in die Zukunft zu tragen. Die zunehmende Bürokratie macht den Freiwilligen Feuerwehren jedoch zu schaffen, zumal diese vielen auch die Suche nach Verantwortungsträgern erschwert.

Werner Steiner, KVW

Mehr als 2.000 unserer Mitglieder organisieren sich neben Beruf, Familie oder anderen Verpflichtungen und sorgen so dafür, dass wir lebendige Dorfgemeinschaften haben. Während die einen Wertschätzung und Anerkennung erfahren und vom wohltuenden Gefühl berichten, gebraucht zu werden, sind die anderen bloß dankbar für Zeit in der Gemeinschaft und kleine Lichtblicke im Alltag. Allerdings beobachten wir, dass die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, auch in unseren Reihen merklich abnimmt.

Roland Seppi, Südtiroler Schützenbund

Das Ehrenamt in Südtirol bildet einen zentralen Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Dieser Einsatz steht jedoch zunehmend unter Druck, vor allem durch die wachsende Bürokratisierung, unzureichende finanzielle Unterstützung und eine immer komplexer werdende, gesellschaftliche Lage. Immer häufiger sehen sich die Vereine mit einer Flut von Vorschriften aus Rom konfrontiert, die ihren Handlungsspielraum einschränken und damit die Motivation zermürben. Statt schöner Sonntagsreden unserer zuständigen Landespolitiker, brauchen die Vereine endlich das Landesregister mit den von „Ehrenamt in Not“ geforderten Inhalten.

Felix Irsara, Südtiroler Pfadfinderschaft

Das Ehrenamt ist das Fundament unseres Vereins – es verbindet uns ein Leben lang und ermöglicht es uns, Werte und Erfahrungen weiterzugeben. Es schafft Gemeinschaft und gibt jungen Menschen Perspektiven. Die größte Herausforderung bleibt es, genügend engagierte Personen zu finden und sie langfristig zu motivieren – besonders in einer Zeit, in der die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt immer anspruchsvoller wird.

Alexandra Felderer, Katholische Jungschar Südtirols

Über 2.000 Menschen engagieren sich bei der Jungschar ehrenamtlich, die das Gemeinde- und Pfarrleben mitgestalten. Wer ehrenamtlich tätig ist, lebt Nächstenliebe: Mit Zeit, Fähigkeiten und Herz wird die Gemeinschaft gestärkt, bereichert und anderen geholfen. Herausforderungen dabei sind die Sichtbarkeit von Wertschätzung, Zeitmangel und Bürokratie, die es zu reduzieren gilt. Ehrenamtliche verdienen nicht nur Dank, sondern auch Unterstützung.

Umfrage: Sylvie Debelyak

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