Krieg konkret
Einen sehr leisen aber sehr beeindruckenden Dokumentarfilm gibt es bei den DocDays am 11. Dezember. Regisseurin Shoghakat Vardanyan wird selbst in Bozen sein.
Von Renate Mumelter
Soghomon Vardanyan hieß der 21jährige Student und Musiker, der seinen Pflichtwehrdienst gerade beendete, als 2020 der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan ausbrach. Er musste an die Front und kam nie wieder, obwohl der Krieg nur 44 Tage dauerte. Bereits ab dem siebten Kriegstag gab es keine Nachrichten mehr von ihm. Als Vermisster bekam er die Nummer 1489.
Seine Schwester Shogakat nahm irgendwann zwischen Hoffnung und Verzweiflung ihr Mobiltelefon zur Hand und begann, dieses Warten festzuhalten. Es dauerte zwei Jahre. Andere Familien warteten noch länger auf Gewissheit. Shogakat gab ihrem Film den nüchternen Titel „1489“ – Menschen werden zu Nummern.
„1489“ sagt mehr über den Krieg als die vielen lauten, blutigen oder sonstwie aufgeregten Filme, er lässt Krieg fühlen und ist deshalb schwer auszuhalten.
Noch schwieriger wird’s beim Googeln, denn im Netz sind nach wie vor Youtube-Videos mit Soghomon Vardanyan als begabten Pianisten zu sehen.
Ohne Musik und ohne Geld
Shogakat Vardanyan selbst ist auch ausgebildete Pianistin. Dass sie zur Kamera gegriffen hat, war dem Schmerz geschuldet. Im Film verzichtet sie bewusst auf Musik. Trotz der Finanzierungsprobleme, die es gab, lehnte sie einen Preis des armenischen Premiers ab. „Ich habe Nein gesagt, weil ich nicht wollte, dass irgendein politischer Aspekt diesen Film in irgendeiner Weise beeinflusst oder färbt.“ Sie habe den Film „für die Menschen gemacht, die immer noch in Gefangenschaft sind, und für alle Familien, die jemanden verloren haben.“
Shogakat Vardanyan in Bozen
Am 11. Dezember gibt es in Bozen gleich mehrere Gelegenheiten, mit Shogakat Vardanyan zusammenzutreffen. Um 14h wird sie beim Tag der Offenen Tür der Filmschule ZeLIG (11-16h) vorbeischauen. Um 16h ist sie von der Uni Bozen zum Gespräch über „Konflikt und Verlust“ gemeinsam mit Roberto Farneti, Emanuela Fronza und Daniela Giannetti eingeladen. Um 20h läuft dann „1489“ im Filmclub. Im Anschluss: Q&A mit der Regisseurin. Organisation: FAS, ZeLIG, Unibz, CLS.
Gabriele Münter
war Künstlerin, eine gute. Sie wurde nicht weltberühmt, Wassily Kandinsky schon. Das ist nicht unbedingt darauf zurückzuführen, dass er der bessere Künstler war. Münter war ein Frau, und für die war es in der Kunstszene nicht einfach. Fakt ist, dass Münter und Kandinsky mit anderen den Expressionismus stark prägten, die Bewegung „Der Blaue Reiter“ schufen. Sie waren über viele Jahre ein Paar. Gedreht hat den Film „Münter&Kandinsky“ Marcus M. Rosenmüller, zu sehen ist er im Filmclub. Bei der Vorführung am 13.12. wird Martin Hanni davon erzählen, dass die beiden 1908 in Kampill, Eppan und Lana waren.
Jugend empfiehlt Fellini
In der von Jugendlichen kuratierten Reihe GO,GO!Cinema gibt es am Dienstag einen Fellini-Klassiker zu sehen. 1963 erzählte Federico Fellini, der Regisseur, der nie Dialoge vorgab, die Geschichte von Guido (Marcello Mastroianni) einem Regisseur in einer Lebenskrise.
The Room Next Door
der hoch gelobte neue Almodóvar-Film ist in allen Kinos angelaufen, und er wird wohl einige Zeit bleiben. Mehr dazu nächste Woche.
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