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Die Pionierinnen

In den 90er Jahren gab es einen Mädchenchor, der bei diverseren Bezirksversammlungen die musikalische Umrahmung übernahm. (Bildmitte 5. Landesleiterin Rosi Gamper)

Die Südtiroler Bauernjugend feiert 50 Jahre Doppelführung: Wie schwer es für Mädchen war, sich zu behaupten, und warum weibliche Vertreterinnen in der Organisation von entscheidender Bedeutung sind.

von Sylvie Debelyak

Die Südtiroler Bauernjugend feierte kürzlich ein besonderes Jubiläum: Seit 50 Jahren basiert die Organisation auf dem Modell der Doppelführung – mit einem Landesobmann und einer Landesleiterin an ihrer Spitze. Ein Meilenstein, der anfangs vor allem von der Kirche stark abgelehnt wurde, da sie es nicht gerne sah, dass Mädchen und Jungs gemeinsam in einem kirchlichen Verein tätig waren.

Nachdem die Südtiroler Bauernjugend 1969 gegründet wurde, traten nach und nach immer mehr weibliche Mitglieder bei. Vor allem von Seiten der Kirche stieß dies auf erheblichen Widerstand.

Die Landesleiterinnen hatten sich bei ihrem Treffen viel zu erzählen

Erst nach langen Gesprächen mit Bischof Gargitter kam es 1974 zu einem Wendepunkt, der den Weg für die Einführung der Doppelführung ebnete. Diese ermöglichte es fortan, dass sowohl ein Landesobmann als auch eine Landesleiterin die Organisation führten. Bis heute hat dieses Konzept Bestand und wird auch auf Ortsebene angewendet.

Anlässlich des Jubiläums trafen sich die ehemaligen Landesleiterinnen vergangenen Montag, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen und von ihren Erfahrungen zu erzählen. „Wir mussten uns wehren wie verrückt“, erinnert sich Maria Clementi, die erste weibliche Landesleiterin der Südtiroler Bauernjugend, bei dem Treffen. „Die Männer haben uns Frauen zu Beginn nicht viel Beachtung geschenkt.“ So mussten sie sich beispielsweise sehr gut auf die Sitzungen vorbereiten, um gehört zu werden. „Wir wollten nicht nur fürs Sticken, Kochen und Häckeln zuständig sein. Auch bei den landwirtschaftlichen Themen wollten wir uns aktiv einbringen“, betont die Pionierin.

In den 90er Jahren gab es einen Mädchenchor, der bei diverseren Bezirksversammlungen die musikalische Umrahmung übernahm. (Bildmitte 5. Landesleiterin Rosi Gamper)

Mit großer Freude und Stolz blickten die ehemaligen Landesleiterinnen auf ihre ersten Jahre in der Bauernjugend zurück. Gemeinsam schauten sie sich alte Bilder von Festen mit der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend sowie von Ausflügen nach Tunesien und Apulien an und erinnerten sich unter anderem an Protestaktionen, bei denen die jungen Mitglieder oft radikaler vorgehen wollten als die älteren Vertreter des Bauernbundes. „ Früher waren die Zeiten anders, ohne die Südtiroler Bauernjugend, wäre ich nie so weit gekommen, die Leute sind nicht so viel gereist und dies war oft die einzige Gelegenheit“, erzählte Rosi Gamper.

Heute ist die Südtiroler Bauernjugend ohne Mädchen kaum mehr vorstellbar, wie Landesobmann Raffael Peer betont. Auch Landesleiterin Anna Knottner hebt hervor: „Die Doppelführung ermöglicht es uns, verschiedene Perspektiven in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, was zu ausgewogeneren und fundierteren Entscheidungen führt.“ Die gelungene Veranstaltung war nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Blick in die Zukunft. „Jede Landesleiterin ist ein Teil der Geschichte und hat die Bauernjugend ein Stück weitergebracht“, schließt die aktuelle Landesleiterin.

Auch wenn es zu Beginn nicht einfach war, merken die Männer schnell, dass die Mädchen einiges zu sagen hatten. Auf dem Bild: Die erste Landesleiterin Maria Clementi mit den Landwirtschaftsministern und dem damaligen SBJ-Landesobmann Karl Framba

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • schwarzesschaf

    Zum Glück war beim Treffen kein Krampus dabei.

  • erich

    Nach diesen Vetoeinsprüchen der Kirche, beginnt die Bauernjugend ihre Versammlungen immer noch mit einer Messe, wäre besser sie würden diesen Wirtschaftsclan in die Wüste schicken.

  • gerhard

    Und dabei müssen die Frauen im Jahr 1974 ja noch froh sein, das die Kirche sie nur in der Bauernjugend nicht wollte.
    Keine 200 Jahre vorher hat die Kirche in einem widerwärtigen Exzess von Brutalität, Perversion und Frauenhass eben diese noch als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen.
    Unvorstellbar, dass heute die Bauernjugend jede Versammlung noch mit einer Messe beginnt.
    Die Macht der katholischen Sekte verschwindet berechtigter Weise ins Bedeutungslose.
    Und auch die Macht der Bauern schrumpft unaufhaltsam.
    Und Beides ist gut so.

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