Zu viel Krampus?
Der Krampushype hält in Südtirol bereits seit Jahren an. Immer mehr Läufe ziehen immer weitere Besucher an. Warum einige Gruppen nun sogar zurückschrauben müssen.
von Markus Rufin
Eigentlich wird der Krampustag am 5. Dezember gefeiert, doch in Südtirol wird der Krampus nicht nur an einem Tag gefeiert
In den letzten Jahren ist ein regelrechter Hype um den Brauch entstanden, der nicht abzubrechen scheint. Im Gegenteil: In immer mehr Gemeinden entstehen neue Gruppen und werden neue Umzüge organisiert.
Der älteste und größte findet am 7. Dezember in Toblach statt. 50 Gruppen und insgesamt 700 Krampusse nehmen daran teil. Heuer ist bereits die 27. Auflage des beliebten Umzugs, der über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.
Mitorganisator und Gründungsmitglied Meinhard Fauster erklärt: „Unser Umzug ist etwas Besonderes. Wir haben uns vor einigen Jahren dazu entschieden, den Fokus wieder mehr auf die Krampusse zu legen. Das war eine Entscheidung, über die wir viel diskutiert haben, die aber die Grundlage für den Erfolg ist.“
Von Jahr zu Jahr kommen nicht nur mehr Gruppen zum Umzug, auch die Besucher werden mehr. Im letzten Jahr kamen rund 14.000 bis 15.000 Besucher nach Toblach. „In den nächsten drei vier Jahren könnten es noch mehr werden, auch wenn wir gerne sehen würden, dass der Umzug die aktuelle Größe beibehält“, meint Fauster. Der Umzug sei nämlich von Jahr zu Jahr schwieriger zu organisieren. Vor allem die Verkehrslenkung sei eine Herausforderung. Die Zuschauer werden immer wieder um eine Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gebeten, allerdings kommt es dennoch zu Parkplatzschwierigkeiten und Staus auf der Pustertalerstraße am Tag des Umzugs.
Dass der Krampusbrauch so viele Leute anzieht, wundert Fauster nicht: „Man verbringt in einer Krampusgruppe Zeit mit seinen Freunden, man ist viel unterwegs, indem man sich an andere Umzüge beteiligt und man feiert miteinander. Die Gruppenzugehörigkeit und die Freundschaft werden dadurch gefördert.“
Obwohl Fauster Organisator des größten Krampuslaufs in Südtirol ist, ist für ihn die Tradition in Österreich und Deutschland faszinierender. Auch dort setze man eher auf die Anzüge und die Masken und weniger auf die Show drumherum.
Dabei wird klar, dass nicht jeder Krampusumzug gleich abläuft. Während sich einige Umzüge um ein familienfreundliches und massentaugliches Event bemühen, setzen andere auf die Beibehaltung von eigenwilligen Traditionen. Das Schlagen von Besuchern mit Ruten oder das Einreiben mit schwarzer Creme gehört bei vielen Umzügen dazu. Ebenso gibt es Umzüge, die mit lauter Musik oder auffälligen Lichtshows für Stimmung zu sorgen.
Für Fauster ein heikles Thema: „Vielen Zuschauern gefällt es, von den Krampussen geschlagen zu werden und wollen danach mit ihnen Fotos machen. Sie wollen mit dieser Tradition in Verbindung gebracht werden. Wir versuchen aber von Jahr zu Jahr ,normaler‘ zu werden.“
Werbung brauche es für den Umzug in Toblach kaum mehr. Beigetragen haben dazu unter anderem die sozialen Medien. So haben in den vergangenen Jahren auch einige Influencer das Event besucht und so zu mehr Aufmerksamkeit verholfen. Doch das sei nur teilweise im Sinne der Veranstalter: „Wir brauchen eigentlich nicht mehr Leute. Es ist fast zu viel.“
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Krampusumzug in Natz, der von den „Oachna Krampussen“ organisiert wird. 8.000 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr auf das Hochplateau – zu viel für die Organisatoren, wie Obmann Iwan Priller erklärt: „Ich kann selbst nicht erklären, wie es so groß geworden ist. Früher waren die Umzüge vor allem in den Städten. Mittlerweile gibt es diese vermehrt in den Dörfern.“
Die „Oachna Krampusse“ haben sich aufgrund des großen Andrangs im letzten Jahr für ein neues Konzept entschieden, da die Sicherheit am Veranstaltungsort nicht mehr gewährleistet werden kann. So soll der Umzug nur mehr alle vier Jahre stattfinden.
Toblach und Natz sind mit dieser Entwicklung aber nicht alleine. Die Krampustradition sorgt dabei teilweise auch für Polemiken. Erst vor wenigen Tagen erschien in der Onlineausgabe der Münchner Boulevardzeitung tz ein Bericht über ein Video von zwei Südtiroler Krampusse, das wohl wieder vermehrt auf TikTok erscheint. Die Überschrift ist wenig schmeichelhaft: „Alpen-Horror wegen Grusel-Tradition“. National für sehr viel Aufsehen sorgten auch die Aufnahmen des Tuifltogs in Sterzing vor fünf Jahren, bei dem zu sehen war, wie die Tuifl einen sogenannten „Tratzer“ brutal schlagen. Hinzu kommen immer wieder Berichte über Gewaltausschreitungen bei diversen Umzügen.
Mindestens genauso alt wie die wachsende Begeisterung für den Brauch sind aber auch die Aufrufe, die Gewalt nicht zu verherrlichen. Südtirols Katholische Jugend ruft beispielsweise in einer Aussendung dazu auf, den Fokus in diesen Tagen auf den heiligen Nikolaus zu setzen: Die Kultur der Krampusumzüge müsse darauf bedacht sein, Gewalt und Angst nicht zu verharmlosen, sondern sich für ein Miteinander einzusetzen wo Freude, Respekt und Verantwortung im Vordergrund stehen. „Gewalt in jeder Form, sei es in der Realität oder im spielerischen Kontext, ist niemals ein an-gemessenes Mittel zur Erziehung oder Unterhaltung“, betont Simon Klotzner, 1. Vorsitzender der SKJ.
Ähnliche Artikel
Kommentare (6)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
olle3xgscheid
Ein Schmarrn… was soll daran Brauch sein ?!
cosifantutte
Es geht um die Verherrlichung Luzifers. Es ist Satanismus. Die Gesellschaft ist falsch abgebogen.
robby
Cosifantutte lass den Weihnachtspunsch weg.
schwarzesschaf
Cosifantutte, wenn das dein gröstes Problem ist dann seh ich das nicht schlimm. Ich glaube die da hat die Gesellschaft ganz andere Probleme wie Drogen Habgier und unsere Politik.
dulcinea
Was schon total interessant ist: Draufhauen, schlagen, bewusst Schmerzen zufügen scheint richtig toll zu sein an diesen Tagen. Wird echt gutgeheißen seitens der Zuschauer, Veranstalter und seitens der Krampusse sowieso. Ich hoffte lange, wir seien etwas reflektierter, zivilisierter. Und das Skurrilste: An den Straßen, an denen hauend und schlagend Tumult gemacht und Angst verbreitet wird, hängen sie noch, die Schilder mit roter Schrift: Keine Gewalt gegen Frauen. Tja, ich frag mich manchmal schon….
dulcinea
@ schwarzesschaf:
… Ganz genau, schwarzes Schaf, die Gesellschaft hat ganz andere Probleme, wie Drogen, Habgier, unsere Politik …. und GEWALT. Utalienweit 120 Femizide jährlich und da macht wohlgemerkt auch Südtirol mit.