„Starker Rückgang“
Die jüngste, von der Eurac koordinierte Studie, stellt einen dramatischen Rückgang des Schneefalls in den Alpen fest. Zwischen 1920 und 2020 hat sich der Niederschlag um ein Drittel reduziert.
von Christian Frank
Der fortschreitende Klimawandel drückt sich in zahlreichen Facetten aus. Allem voran gerät dabei der Schneefall zusehends in Bredouille. Diese Tatsache, dass es immer weniger schneit, bedarf mittlerweile keiner wissenschaftlich-empirischen Kenntnis mehr. Allein der ständig zunehmende Gebrauch von Schneekanonen dürfte jedem auf der Skipiste einen suggestiven Eindruck von der Lage vermitteln. Über das Ausmaß des Schneerückgangs zeigt sich jedoch auch die Wissenschaft überrascht. Die von Eurac Research koordinierte Studie untersuchte den Schneefall über das gesamte Alpengebiet und kam zu einem alarmierenden Ergebnis.
Der Rückgang reicht laut Studie von 23 Prozent weniger Schneefall in den Nordalpen bis zu nahezu einer Halbierung im südwestlichen Teil der Alpen. Die Winterdaten zu Schneefall und Niederschlag stammen von 46 Orten aus dem gesamten Alpenraum. Der Zeitraum reicht von 1920 bis 2020. Die jüngsten Daten wurden von modernen Wetterstationen aufgezeichnet, die ältesten stammen aus Registern, in denen eigens beauftragte Beobachter handschriftlich notierten, wie viele Zentimeter Schnee an bestimmten Orten gefallen waren. Bei der Analyse wurde auch berücksichtigt, wie stark die Höhe und klimatologische Parameter wie Temperatur und Gesamtniederschlag die Schneesituation beeinflussen.
Die Beteiligten der Studie, darunter zahlreiche meteorologische Dienste, Umweltämter, Vereinigungen von Hobbymeteorologen sowie die Universität Trient, konnten die Informationen zusammenführen. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Eurac Research hat diese ausgewertet und so ein umfassendes Bild der Schneefälle in den Alpen in diesem hundertjährigen Zeitraum gezeichnet.
„Die Entwicklung des Neuschneefalls in den Alpen ist stark negativ. Wir können von einem Gesamtrückgang von 34 Prozent sprechen, mit einer deutlichen Verschlechterung nach 1980, die mit einem ebenso deutlichen Temperaturanstieg zusammenfällt“, erklärt Michele Bozzoli, Umweltmeteorologe von Eurac Research und Erstautor der Studie.
„Der stärkste Rückgang ist in Orten unterhalb einer Höhe von 2.000 Metern und in südlich gelegenen Gebieten zu verzeichnen, also in Italien, Slowenien und Teilen der österreichischen Alpen.“
Vor allem in den nördlichen Alpen, in der Schweiz und in Nordtirol, beobachtete das Forschungsteam, dass die Höhenlage eine zentrale Rolle spielt. Zwar haben die Niederschläge in der Wintersaison zugenommen, doch in tieferen Lagen geht der Schneefall aufgrund der steigenden Temperaturen zunehmend in Regen über. Die Lage und der damit zusammenhängende Temperaturanstieg sind laut der Studie maßgebend für das Ausmaß des Schneerückgangs. So hält sich in höheren Lagen der Schneefall dank noch ausreichend tiefer Temperaturen. In den südwestlichen und südöstlichen Gebieten hingegen sind die Temperaturen so stark angestiegen, dass es auch in höheren Lagen nicht mehr schneit, sondern regnet.
Bozzoli warnt vor den tiefgreifenden Auswirkungen eines Rückgangs des Schneefalls: „Der Schnee ist essenziell für die Wasserverfügbarkeit. Ohne das Schmelzwasser im Frühling können die Wasserreserven nicht aufgefüllt werden. Schnee schützt auch Gletscher und Böden vor Schmelze und Verdunstung. Weniger Schnee hat nicht nur Auswirkungen auf den Wintersport, sondern auf alle Aktivitäten und Prozesse, die auf Wasser angewiesen sind. Das kann in der politischen Planung zur Wasserverfügbarkeit nicht mehr ignoriert werden.“
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Kommentare (6)
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gulli
Ist eh egal, dann bauen wir halt noch ein paar Speicherbecken.
criticus
Am 10. August 1906 gab es in Sulden eine Gletscherkonferenz, wobei Prof. Finsterwalder aus München mitteilte, dass der Gletscher zurückweicht. Man sprach damals auch schon über die globale Erwärmung. Bei dieser Konferenz konnten die Sildener erstmals Autos besichtigen.
Werte gutbezahlte Eurac-Doktoren, da gab es wohl 118 Jahre vor euch „Fachleute“. Bitte nicht immer wieder das Rad neu erfinden!
bernhart
Sehr interessante Studie,nur braucht es dazu keine EURAC,dass der Schneefall abgenommen hat weiss jedes Kind,wenn diese Aufzeichnungen stimmen , dann kann nicht der heutige Bürger für die Welterwärmung verantwortlich ist.
Es lebe die Eurac mit den ganzen Superschlauen
hallihallo
die haben nichts zu tun und bringen alle 2 monate die allerneuste studie. wir sind aber froh, wenn wir mehr sonne genießen dürfen.
schade daß die studie 2020 endet. 2021 hat es unmengen an schnee gegeben.
sukram
Was würde Elon Muks daraus lernen.
1) die Eurac abschaffen
2) das ersparte Geld dafür verwenden, um Windräder auf die Berge mit weniger Schnee stellen. So die Umwelt schützen, weniger Öl importieren, und den Wohlstand des Volkes verbessern.
asd
@sunkram Es standen mal Windräder auf den Bergen am Brennerpass. Ein paar dunkelgrüne haben sich dafür eingesetzt, dass die wieder abgebaut wurden. Damit der Strom ja nicht zu billig wird.