„Ich hatte Angst“
Das mutmaßliche Opfer der Gruppenvergewaltigung von Gröden wird per Video vier Stunden lang vom Landesgericht angehört.
von Thomas Vikoler
Diesmal klappte es mit der Übersetzung (vom Finnischen ins Italienische) und auch die Video-Schalte vom Bozner Landesgericht nach Helsinki funktionierte. Auf dem Bildschirm im Gerichtssaal B ist eine junge Frau zu sehen, die rund vier Stunden lang zu den Ereignissen des 18. Jänner 2023 zwischen Wolkenstein und einem Hotel unterhalb des Panider Sattels in der Gemeinde Kastelruth befragt wird.
Es geht um die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung von Gröden, zu der drei Kosovaren zwischen 23 und 28 Jahren vor Gericht stehen.
Das Opfer, das auch als Nebenklägerin im Prozess auftritt und auf Anweisung des Gerichts angehört wird, habe mehr oder weniger ihre Aussagen aus dem Beweissicherungsverfahren vom Mai 2023 wiederholt, erklärten die Verteidiger der drei Männer nach der Verhandlung. Allerdings mit Erinnerungslücken, wenn es um die Details ging.
Wie viele Männer waren im Auto an sexuellen Handlungen beteiligt? Wie viele in dem Personalzimmer des Hotels anwesend? Die Zeugin habe dazu keine genauen Details nennen können.
Und warum tauschte sie mit einem der Angeklagten nach dem Sex im Hotel die Handynummer aus bzw. tippte ihm die ihre in sein Smartphone? „Ich hatte Angst“, erklärte die Frau. Überhaupt habe sie im Verlauf der Nacht große Angst gehabt, so die Zeugin.
Sie sagte auch, dass es in Finnland nichts Ungewöhnliches sei, dass eine Frau sich nachts mit drei Männern auf den Weg mache. Finnland sei ein sicheres Land.
Einer der drei Angeklagten, ein 23-jähriger Kellner, hatte vor kurzem am Landesgericht ausgesagt, die Initiative zur gemeinsamen Autofahrt mit der Einladung zum Sex („Can we have fun?“) sei von der Touristin aus Finnland ausgegangen. Man sei zunächst gemeinsam zu einer Tabaktrafik gefahren, um an einem Automaten Präservative zu kaufen. Die sexuellen Handlungen seien, jedenfalls in seiner Anwesenheit, einvernehmlich erfolgt.
Nun geht das verkürzte Verfahren (das den Angeklagten im Falle einer Verurteilung ein Drittel Strafnachlass einbringen würde) in seine Schlussphase. Auf der nächsten Verhandlung an 14. März werden drei Zeugen der Verteidigung angehört, darunter die Chefin des Hotels unterhalb des Panider Sattels. Sie wird u.a. zu den Aufzeichnungen der Überwachungskameras angehört, welche das mutmaßliche Opfer beim Verlassen des Hotels mit ihrem Handy in der Hand zeigen.
Das Urteil in diesem umkämpften Prozess – die Verteidiger bemühen sich insbesondere, den Vorwurf der Gruppenvergewaltigung zu entkräften -soll dann am 9. Mai fallen.
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