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„Wir brauchen Solidarität“

Der Beauftragte des Gemeinderates für Menschen mit Behinderung Ulrich Seitz weist darauf hin, dass im Stadtgebiet rund 3.500 Menschen mit einer schwerwiegenden Beeinträchtigung leben.

Eine Gesellschaft ist nur dann inklusiv, wenn sie Teilhabe und Andersartigkeit zulässt. Hierzu braucht es Solidarität und Unterstützung von Anfang an.

Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember verweist der Beitrat für Menschen mit Behinderung der Stadtgemeinde Bozen auf die vielen wichtigen Ergebnisse, die er durch sein Engagement und den engen Austausch mit den zuständigen Stadtratsmitgliedern, insbesondere mit Sozialstadtrat Juri Andriollo, erreichen konnte. Zu den wichtigsten Errungenschaften zählen die Taxigutscheine für Menschen mit Behinderung, die „Easy Toilet“, der Ausbau des leistbaren Wohnens mit Begleitung, die Stärkung der beruflichen Integration und der behindertengerechten Mobilität sowie der Ausbau der Freizeitangebote. Erfreulicherweise ist es auch gelungen, wertvolle Kontakte zu anderen Partnerorganisationen aufzubauen.

Das städtische Sozialressort konnte in den letzten vier Jahren unter der Leitung von Stadtrat Andriollo wichtige Maßnahmen umsetzen. So wurde in der Baristraße ein sozialpädagogischen Tageszentrum für Jugendliche mit einer mittelschweren Behinderung eröffnet. In der Drususstraße wurden zwei Wohngemeinschaften und Werkstätten geschaffen. Der Bau des Gebäudes im Mariaheimweg, in welchem drei Wohngemeinschaften für Menschen mit einer mittelschweren bis schweren Behinderung errichtet werden, wurde ebenfalls genehmigt. Die Wohneinheiten in der Alessandriastraße wurden renoviert. Dort wurde auch ein neues Wohnheim bzw. eine neue Wohneinrichtung geschaffen.

Der Beauftragte des Gemeinderates für Menschen mit Behinderung Ulrich Seitz weist darauf hin, dass im Stadtgebiet rund 3.500 Menschen mit einer schwerwiegenden Beeinträchtigung leben, die zu Hause gepflegt werden und verschiedenste Formen von Hilfe benötigen. Und es sind beileibe nicht nur Menschen in einem sehr fortgeschrittenen Alter, sondern immer öfter auch jüngere Personen, die über eine lange Zeit von ihren Angehörigen betreut werden. Dies stellt eine große Belastung für die pflegenden Angehörigen dar, die nicht selten dazu führt, dass sich die Pflegenden isolieren und selbst Gefahr laufen zu erkranken.

„Körperliche und geistige Beeinträchtigung gibt es viel häufiger, als man gemeinhin denkt. Wenn Menschen im Rollstuhl sind, einen Blindenhund mitführen oder ein Downsyndrom haben, ist die Beeinträchtigung sofort erkennbar. Viele andere Arten von Beeinträchtigung jedoch entziehen sich unserer direkten Wahrnehmung“, so Seiz.

Menschen mit Behinderungen brauchen Chancen. Doch die Vorurteile halten sich hartnäckig. Deshalb, so die Beiratsvorsitzende Lisl Strobl, „brauchen wir Verbündete, und zwar in der Gesellschaft wie auch in Wirtschaft, Verwaltung und Politik, die gemeinsam mit uns dafür kämpfen, dass Barrieren abgebaut werden und keine neuen entstehen. Eine inklusive Gesellschaft lebt durch ihre Vielfalt und ihre Fähigkeit zur Akzeptanz. Sie schließt alle ein.“

Strobel betont: „Menschen mit Behinderung haben Rechte, Wünsche, Fähigkeiten und Bedürfnisse haben, wie wir alle. Nur durch Aufklärung, Gleichberechtigung, Barrierefreiheit und vor allem durch Teilhabe am Leben in all seinen Facetten kann es wirkliche Inklusion geben. Wenn Menschen gemeinsam durchs Leben gehen, im Kindergarten und in der Schule wie auch im Beruf und in der Freizeit, können die Barrieren in den Köpfen und Ausgrenzung erst gar nicht entstehen. Die körperliche oder geistige Beeinträchtigung ist also nur ein Teil des Problems. Noch größer sind die Barrieren in unserem Umfeld. Es reicht nicht, den Betroffenen Therapien anzubieten. Es geht auch um den Umgang der Gesellschaft mit Menschen, die eingeschränkte Fähigkeiten oder andere Fähigkeiten haben als die, die wir gewohnt sind. Bisher funktioniert das Zusammenleben im besten Fall so, dass sich Menschen mit einer Beeinträchtigung an die Welt der Nicht-Behinderten anpassen. Wenn jedoch Behinderungen von Anfang an mitgedacht werden, im Kindergarten, in der Schule, im Wohnungsbau, am Arbeitsplatz und in der Freizeit, können viele Menschen ein großes Stück Freiheit und Teilhabe hinzugewinnen.“

„Wir brauchen Solidarität, Unterstützung und Chancengleichheit, und das von Anfang an“, so Sozialstadtrat Andriollo. „Die frühkindliche Förderung, die inklusive Schule, die Schaffung geeigneter Ausbildungsplätze für Jugendliche und die Aufklärung der Eltern sind hier erste, wesentliche Schritte in diese Richtung.“

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