Die Aufdringlichen
Angebliche Vertreter von Hilfsorganisationen sammeln auf öffentlichen Plätzen Unterschriften und Spenden – und werden oft sehr aufdringlich. In Brixen werden Gegenmaßnahmen ergriffen.
von Erna Egger
Es ist eine andere Form des Bettelns und das Phänomen nimmt zu: Angebliche Mitglieder von internationalen Hilfsorganisationen oder NGOs positionieren sich – oft auch mit einem Stand – auf viel besuchten Plätzen, bitten um Unterschriften für eine Maßnahme – und dann um eine Spende. „Es handelt sich um ein verstecktes Betteln“, sagt Brixens Bürgermeister Andreas Jungmann. Dabei werden sie oft sehr aufdringlich. „Gerade bei größeren Events, wie dem Altstadtfest, oder auch jetzt, während des Weihnachtsmarktes häuft sich die Präsenz dieser Organisationen“, stellt Vizebürgermeister Ferdinando Stablum fest. Aufgrund zahlreicher Beschwerden und Kontrollen wurde festgestellt, dass diese Spendensammler den Fußgängerverkehr behindern und die Lebensqualität beeinträchtigen. „Es handelt sich nicht um Vereine aus der Provinz. Diese Personen geben sich zumeist als Mitglieder internationaler Hilfsorganisationen aus, wobei es schwierig ist, zu verifizieren, ob deren Aussagen der Wahrheit entsprechen“, so Stablum.
Jungmann ergänzt: „Wir können diese Tätigkeit nicht verbieten, aber wir können sie regeln.“
Daher hat die Gemeinde beschlossen, dieses Sammeln von Unterschriften und Spenden mit Maßnahmen einzuschränken. Vom 14. November 2024 bis zum 31. März 2025 ist das ambulante Sammeln im gesamten Stadtgebiet verboten. Unterschriftensammlungen sind nur an festgelegten Orten und Zeiten sowie nach Erhalt einer gemeindlichen Genehmigung erlaubt.
„Derartige Maßnahmen haben wir bereits in den vergangenen Jahren ergriffen, jetzt wurden weitere Einschränkungen erlassen“, so Jungmann.
Apropos Betteln: Vor Jahren war das organisierte Bitten um Almosen in den Städten ein großes Thema. Die Bettler reisten mit Zügen an oder wurden mit Kleinbussen nach Brixen chauffiert.
Die Gemeinde Brixen hat daraufhin eine Verordnung mit Verboten und Auflagen erlassen, um diese Form des Bettelns zu unterbinden und um die Belästigung der Passanten auf öffentlichen Flächen einzuschränken. Einige Aktionen mit Polizeikräften folgten. „Dieses Phänomen hat jetzt spürbar nachgelassen, Brixen scheint für diese organisierten Bettler nicht mehr interessant zu sein“, so Jungmann.
Die frühere Brixner Stadträtin Elda Letrari hat damals in Zusammenarbeit mit der Organisation für eine Solidarische Welt OEW und dem Haus der Solidarität eine Bettelakademie ins Leben gerufen. Ein Pilotprojekt, das für viel Polemik gesorgt hat. Sie hat den Bedürftigen vermittelt, unaufdringlich um Geld zu bitten und dafür zu danken – auch um die Akzeptanz der Bevölkerung zu erlangen. Zudem wurde den Bettlern Sprachunterricht in Deutsch und Italienisch gegeben. Seit der Corona-Pandemie gibt es das Pilotprojekt nicht mehr.
Letrari konnte aus zeitlichen Gründen die Bettelakademie nach der Pandemie nicht mehr starten. Alexander Nitz, ehemaliger Mitarbeiter im Haus der Solidarität, sagt: Die Anzahl der Bettler habe abgenommen. „Daher haben wir auch nicht ausreichend Schüler gefunden, die daran teilnehmen wollten.“
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Kommentare (2)
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dn
Schüler gäbe es genug, die wollen aber lieber aufdringlich sein.
brutus
…genau so aufdringlich wie Politiker vor Wahlen!