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Die Grünbrücke

Südtirols erste Wildtierbrücke am Kniepass in der Gemeinde St. Lorenzen soll Unfälle verhindern und Tiere schützen.

Eine Grünbrücke ist ein künstlich errichteter Übergang über Verkehrswege, über den Tiere gefahrlos die Straße überqueren können und so ihre natürlichen Wanderbewegungen machen können. Südtirols erste Wildtierbrücke wird unter der Regie der Landesabteilung Tiefbau am Kniepass in der Gemeinde St. Lorenzen gebaut und wurde nun vorgestellt.

Mobilitäts- und Infrastrukturenlandesrat Daniel Alfreider, der gemeinsam mit Jägern Ideator des Vorhabens ist, zeigte sich stolz auf das innovative Projekt der Landesabteilung Tiefbau: „Bei unseren Projekten für das Verkehrsnetz achten wir immer darauf, auch das Umfeld sensibel mit einzubeziehen.“ In den vergangenen zehn Jahren hatte es in dem kurzen Abschnitt am Kniepass knapp 30 Unfälle mit Wildtieren gegeben. Damit gehöre dieser Abschnitt zu den gefährlichsten in Südtirol und soll nun für Mensch und Tier sicherer werden, so Alfreider.

„Grünbrücken werden dort eingesetzt, wo Lebensräume von wildlebenden Tieren massiv durch die Zerschneidung durch stark befahrene Verkehrswege beeinträchtigt werden“, erläuterte der Landesrat für Land- und Forstwirtschaft Luis Walcher: „Untersuchungen haben gezeigt, dass auch kleine Tiere wie Igel, Hase oder Fuchs oder Reptilien und Insekten große Grünbrücken nutzen.“

Bürgermeister Martin Ausserdorfer zeigte sich zufrieden, dass das erste Projekt dieser Art in der Gemeinde St. Lorenzen verwirklicht wird und dankte der lokalen Jägerschaft, die sich auch dafür starkgemacht habe, und den Grundbesitzern.

„Dieses ämterübergreifende Projekt zeigt, wie wir auch im Straßenbau wichtige Synergien mit lokalen Bedürfnissen schaffen können“, sagte Florian Knollseisen und verwies auf die Bedeutung des Projekts für die Verkehrssicherheit und die ökologische Wiedervernetzung. Neben der neuen Grünbrücke wird auch eine Kriechspur für langsam fahrende Fahrzeuge angelegt. Der Straßenquerschnitt wird angepasst. Martin Moser vom Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost erläuterte die Details der zum Projekt gehörenden Verlegung der Rienz. Durch die Verlegung könne das Bachbett renaturiert werden.

Seit Aufzeichnung der Wildunfälle seien 28 davon vor allem mit Rotwild im Bereich des Kniepassecks registriert worden, berichtet der Erste Mitarbeiter des Landesamtes für Wildtiermanagement Dominik Trenkwalder. Dieser Abschnitt sei als einer der zehn gefährlichsten Straßenabschnitte im ganzen Land erkannt worden. Zudem sei auch hinsichtlich der Wildökologie festgestellt worden, dass der Bereich am Kniepass ein bedeutender Korridor sei.

Aufbauend auf dieser Wildunfallstatistik und auch auf anderen wissenschaftlichen Modellierungen wurde die Notwendigkeit einer Grünbrücke in diesem Abschnitt der Pustertaler Straße festgestellt. Als Grundlage wurden auch die Ergebnisse des Projekts Plan To Connect des Instituts für Regionalentwicklung am Forschungszentrum Eurac Research herangezogen, das sich die Verknüpfung des ökologischen Netzwerkes zum Ziel setzt, um damit die biologische Vielfalt und die Ökosystemfunktionen aufrechtzuerhalten.

Ein Ingenieurteam Bergmeister aus Vahrn stellte die Details zum Projekt vor. Damit wild lebende Tiere die Brücke annehmen, muss die Infrastruktur bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Eine Grünbrücke von überregionaler Bedeutung wie diese muss laut Leitlinien auf europäischer Ebene mindestens 60 Meter breit sein. „Um sicherzustellen, dass die Tiere, in diesem Fall Rotwild, Rehwild und Füchse, die Brücke annehmen, werden zuvor ihre Wanderbewegungen z.B. mit Fotofallen genau erhoben. Es werden auch die im Lebensraum typischen Sträucher und Bäume auf der Brücke gepflanzt und Grünflächen angelegt“,  erklärt der Direktor der Landesabteilung Tiefbau Umberto Simone. Bereits kommenden Herbst solle mit dem Bau begonnen werden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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