„Müssen viel lauter werden“
Die Meldungen von Gewalt betroffenen Frauen haben auch im Wipptal zugenommen. Das Anti Gewalt Netzwerk Wipptal ist für sie eine Anlaufstelle: Welche Hilfe geboten wird und welche Aktionen gestartet werden.
von Erna Egger
Seit 2022 ist das Anti Gewalt Netzwerk Wipptal aktiv. „Das erste Jahr haben wir unseren Schwerpunkt auf Informationsverbreitung gelegt, im jetzigen zweiten Jahr haben wir gezielt die Aktion ‚Wege aus der Gewalt‘ gestartet“, schildert die Koordinatorin Miriam Fassnauer.
Das AGNet Wipptal, angesiedelt bei den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft Wipptal, ist eine Anlaufstelle für Frauen in Gewaltsituationen (Infonummer: 0472/726027 oder die Notfallnummer des Frauenhausdienstes Brixen: 800601330).
„Heuer traten die Meldungen gehäuft auf: Es meldeten sich 15 betroffene Frauen aus dem Wipptal. Sie werden vom Netzwerk an die Beratungsstelle der Frauen oder den Frauenhausdienst Brixen weitergeleitet. Es meldeten sich ebenso rund 25 Menschen, die nicht direkt betroffen waren – Verwandte, Nachbarn oder besorgte Freunde. Sie holten sich Informationen, wie sie reagieren sollen. Es geht oft um Zivilcourage.“
Die Zunahme hat sie nicht überrascht. Wie Fassnauer sagt, bräuchte es direkt im Wipptal nicht ein eigenes Frauenhaus, in den bereits bestehenden Strukturen müssen die Plätze aufgestockt werden, was zurzeit diskutiert wird. Im Wipptal bräuchte es jedoch eine Beratungsstelle. „Die Errichtung dieser wurde uns in den nächsten Jahren in Aussicht gestellt“, so Fassnauer.
Die Ziele des AGNet Wipptal in den nächsten Jahren: „Vermehrt werden wir auf Präventionsarbeit setzen und in die Mittel- und Oberschulen gehen. In den ländlichen Gebieten werden wir Aktionen mit den Ordnungskräften und Hausärzten starten.“
Unmittelbar hat das AGNet Wipptal eine gemeinsame Sensibilisierungswoche in Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft Wipptal, der Gemeinde Sterzing und der Tourismusgenossenschaft Sterzing Pfitsch Freienfeld auf den Weg gebracht.
Rund um den Aktionstag der Vereinten Nationen zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November findet die Initiative „Wipptal bekennt Farbe – Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ statt.
Die Aktionstage von 23. bis 27. November wurden bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Dort wurde betont: Offiziellen Schätzungen zufolge werden 35 Prozent aller Frauen und Mädchen zumindest einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Im Durchschnitt wird in Italien jeden dritten Tag eine Frau ermordet.
Bürgermeister Peter Volgger unterstrich: „Für mich ist Gewalt ein absolutes No-Go. Gewalt ist eine Respektlosigkeit gegenüber anderen, die durch nichts zu entschuldigen ist.“
Er zeigte sich überzeugt: „Wir müssen viel lauter werden.“ Volgger bot dem Netzwerk an, eine künftige Straße in diesem Sinne zu benennen. Weiters schlug vor, die Jugend zu beauftragen, an den Eingängen von Sterzing das Symbol „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ aufzumalen: „Um nicht nur im November zu predigen, sondern damit unsere Initiative sichtbar bleibt.“
Stadträtin Verena Debiasi hob hervor, dass die wertvolle Informations-, Sensibilisierungs- und Präventionsarbeit bereits positive Ergebnisse zeigt. Monika Reinthaler, Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Wipptal, unterstrich, dass die Aktion „Wipptal bekennt Farbe“, deutlich mache, dass im Wipptal viel Engagement gegen geschlechtsspezifische Gewalt besteht.
Brigitte Mayr, Direktorin des Sozialdienstes der Bezirksgemeinschaft Wipptal, erklärte: „Wir fordern die gesellschaftliche Mitverantwortung und rufen dazu auf, deutlich ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und ihren Kindern zu setzen.“
Angelika Runggaldier vom Stadtmarketing Sterzing betonte, dass dies erst der erste Schritt in einem fortlaufenden Engagement gegen Gewalt an Frauen sei.
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.