„Make Tourists Pay“
In Brixen wurde die erste Kundgebung der neuen Initiative „Make Tourists Pay“ abgehalten. Weitere Protestaktionen in anderen Gemeinden werden folgen.
Um 18:00 Uhr versammelten sich am Dienstagabend etwa 75 Menschen in der Brixner Innenstadt. Sie forderten die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol, finanziert durch eine touristische Mobilitätsabgabe.
Initiator dieser ersten Kundgebung war die vor kurzem gegründete Initiative „Make Tourists Pay“. Über 1,5 Stunden zog die Gruppe von 75 Personen vom Bahnhof zum Domplatz.
Durch verschiedene Redebeiträge wurde das Anliegen der Gruppe klar: Sie fordert die kostenlose Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol. Statt wie bisher, das ganze durch Steuergelder und Ticketeinnahmen zu finanzieren, sollen die Ticketeinnahmen komplett gestrichen und durch eine Mobilitätsabgabe von zwei Euro pro Tourist:in und Nacht ersetzt werden. Das bringe nicht nur finanzielle Entlastung für die Bevölkerung, sondern auch eine Verbesserung der Tourismusgesinnung, so Julia Weissteiner aus Vintl. Sie und Moritz Holzinger sind die Sprecher der Initiative.
Holzinger über die Ziele und die weiteren Kundgebungen.
Tageszeitung: Herr Holzinger, sind Sie mit der Anzahl der Teilnehmer zufrieden?
Moritz Holzinger: Ja, sehr. Es sind viel mehr gekommen, als erwartet. Wir haben wenig Werbung gemacht und diese ausschließlich über die Social Media. Ich habe im Vorfeld gesagt, dass ich mit 13 Leuten für das erste Mal zufrieden wäre, die Optimisten unserer Gruppe rechneten mit 60 Teilnehmer. Mit 70 bis 80 Teilnehmernwurden unsere Erwartungen übertroffen. Vertreten waren alle Altersgruppierungen.
Welches Ziel verfolgen Sie?
„Make Tourists Pay“ ist eine Gerechtigkeitsbewegung. Wir fordern die Landesregierung auf, eine Mobilitätsabgabe von zwei Euro pro Tourist pro Nächtigung einzuführen. Wir sind ein Hochpreisland: Daher können die Touristen diese Abgabe von zwei Euro sicher verkraften. Und mit diesem fairen Betrag könnte hierzulande viel bewirkt werden. Hierzu möchte ich betonen: Es geht nicht um die Erhöhung des Südtirol Guest Pass. Den dieser ist nur optional, die Hotels können, müssen bei diesem System aber nicht mittun. Mit dem Guest Pass zahlen die Touristen heute 60 Cent Flatrate pro Tag, um die Öffis zu nutzen. Das ist eigentlich eine Unverschämtheit. Jeder Südtiroler zahlt im Durchschnitt einen Euro pro Tag und muss zusätzlich ein neues Ticket zahlen. Diese Nächtigungsabgabe müsste wie die Ortstaxe erfolgen.
Was soll erreicht werden?
Zurzeit verzeichnet Südtirol 36 Millionen Nächtigungen jährlich. Mit dieser Nächtigungsabgabe könnte man 72 Millionen Euro einnehmen. Aktuell werden Einnahmen von 45 Millionen verzeichnet, die durch die Einzelfahrscheine bei Bussen und Zügen, bezahlt von Einheimischen und Touristen, und durch den Südtirol Pass generiert werden. Mit der Einführung der Mobilitätsabgabe hätte man noch 27 Millionen Euro jährlich übrig. Mit dem neuen System könnten dann Einheimische und Touristen die Öffis kostenlos nutzen, was wirklich eine Motivation wäre, das Auto stehenzulassen. Ein problemloses Umsteigen wäre möglich, das ganze Abstempeln der Fahrkarten ist nicht mehr nötig. Vor allem würde sich dann aber auch die Tourismusgesinnung verbessern. Die meisten Menschen in Südtirol sind nicht gegen den Tourismus, aber es gibt Übertourismus. Und die Einheimischen sind von Touristen genervt. Mit der kostenlosen Nutzung der Öffis könnte man die Tourismusgesinnung wirklich verbessern. Und mit den zusätzlichen 27 Millionen könnten die Bus- und Zugfahrer besser gezahlt werden, die Öffis könnten weiter ausgebaut werden.
War die Kundgebung in Brixen eine einmalige Initiative oder folgen weitere?
Nach diesem Erfolg werden weitere Kundgebungen folgen, vor allem in den touristischen Hochburgen.
Kommentare (38)
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