„Ein Ende mit Schrecken“
Gescheitert: Die museumobil Card wird es ab Jänner 2025 nicht mehr geben. Die Gästekarte wird künftig nur mehr die Mobilität umfassen. Die Hintergründe zu einem Zwist zwischen Museumsbetreiber, Touristiker und Mobilitätskonsortium.
von Erna Egger
Robert Gruber hat das Schreiben vor einigen Wochen vielen Hotelbetrieben und Tourismusorganisationen im unteren Eisacktal zukommen lassen. Der Inhalt: „Die museumobil Card wird es künftig nicht mehr geben, nur mehr die Mobilcard wird fortbestehen.“ Der Präsident des Museumsvereins Bergwerk Villanders wollte informieren, weil auch Unwahrheiten verbreitet worden seien, sagt er.
Aber von Anfang an: Die museumobil Card wurde immer – obwohl sehr umstritten – auch von der Politik als Erfolg verkauft. Sie vereint zwei Angebote für Touristen: Sie ist Fahrschein für alle öffentlichen Verkehrsmittel und zugleich Eintrittskarte für einen Besuch in rund 80 Museen in ganz Südtirol.
Die Beherbergungsbetriebe zahlen für dieses Angebot einen eigenen Nächtigungsbetrag, der unabhängig von der Ortstaxe ist.
Seit dem Jahr 2022, seit dem Beschluss der Landesregierung, fungiert das Mobilitätskonsortium Südtirol (MoKo) als einheitliche Koordinierungsstelle für die Gästekarte in Südtirol. Mitglieder sind die Tourismusorganisationen. Geschäftsführerin im Konsortium mit Sitz in Bruneck ist Sophia Oberjakober, Andreas Dorfmann ist Präsident.
Zwischen Tourismusorganisationen, Museen und MoKo hängt der Haussegen schon seit über einem Jahr schief.
Im Brief an die Tourismustreibenden erklärt Gruber:
„Wir möchten einen Moment innehalten und auf die Entwicklung des Museumscard-Systems (MMC) seit seiner Einführung vor 15 Jahren zurückblicken. In dieser Zeit hat das System hervorragend funktioniert (…)
Ab 2025 wird es dieses System bei uns nicht mehr geben. Der Grund für diese Entscheidung liegt in den deutlichen Änderungen im System in den letzten zwei Jahren. Auf Druck einiger Tourismusvertreter wurde die Landesregierung dazu gebracht, einen einheitlichen Beschluss für ganz Südtirol zu erlassen, der vorsah, dass die Museen in die meisten touristischen Angebote inkludiert werden. Diese Veränderung führte zu einer Verschiebung der Eintrittszahlen: Viele Gäste, die zuvor den normalen Eintrittspreis zahlten, wechselten zum MMC-System. Dies führte dazu, dass den Museen teilweise nur noch knappe 40 Prozent des regulären Eintrittspreises ausbezahlt wurden.
Bei der Landesregierungssitzung vom 22. Oktober 2024 wurde im Rahmen des Promemoria zur MuseumsCard vorgeschlagen, die MuseumsCard mit Wirkung vom 1. Januar 2025 außer Kraft zu setzen (…)
Für uns ist es schwer nachvollziehbar, dass in letzter Zeit zunehmende Kritik von einigen Tourismusverantwortlichen gegenüber den Museen und dem Museumsverband geäußert wurde. Oft wird den Museen und Museumsbetreibern vorgeworfen, dass sie nicht mit dem Tourismus zusammenarbeiten wollen. Solche Aussagen müssen seitens der Museen vehement zurückgewiesen werden (…)
Ein ausgewogenes und nachhaltiges System ist sowohl für Museen als auch für die Tourismusbranche unerlässlich. Dabei werden wir auch sicherstellen, dass Einheimische nicht benachteiligt werden.
Wir vom Bergwerk Villanders stehen Ihnen gerne für weitere Gespräche, Überlegungen oder auch für individuelle Abkommen mit einzelnen Tourismusverbänden oder Touristikern zur Verfügung und hoffen, dass wir gemeinsam eine Lösung finden, die den Bedürfnissen aller gerecht wird.
Glück Auf
Die Geschäftsleitung.“
Kurzum: Der Beschluss der Landesregierung ist nur mehr eine reine Formsache. „Ich habe bereits ein Promemoria in der Landesregierung eingebracht, wonach eine Aussetzung der museumobil Card ab 2025 und eine Neuverhandlung erfolgt. Dem Promemoria wurde zugestimmt“, bestätigt Museumslandesrat Philipp Achammer. Mit Ende Dezember ist die museumobil Card Geschichte.
Dass es zwischen Touristikern, MoKo und Museumsbetreiber brodelt, ist bereits seit einiger Zeit bekannt.
Mit der Änderung des Systems und dem Inkludieren der Museen in die museumobil Card erfolgte eine Senkung des Nächtigungsbeitrags von 35 auf 20 Cent bzw. heuer auf 22 Cent für die Museen. Im Gegenzug wurde den Museen eine Zunahme der Besucher versprochen, wodurch ein Ausgleich der Auszahlungssumme hätte erfolgen sollen. „Es gab aber 2023 kaum eine Besuchersteigerung, wie es immer geheißen hat. Es gab fast ausschließlich eine Verlagerung der Besucher“, stellt Sabine Unterholzner, Präsidentin des Museumsverbands, klar. Sie sitzt seit einem Jahr in der Steuerungsgruppe.
Die Zahlen: Der Nächtigungsbeitrag, bezahlt durch Beherbergungsbetriebe, betrug 2023 insgesamt 2.400.000 Euro. 4.400.000 Euro wurden durch die Eintritte mit MMC generiert. Damit ergab sich 2023 eine Auszahlung von 53 Prozent an die Museen. Die Steigerung der Gesamtbesucher in den Museen lag 2023 insgesamt nur bei ca. sieben Prozent, die Steigerung bei der museumobil Card (MMC) lag indes bei 82 Prozent. „Somit ist eindeutig: Es fand nur eine Verlagerung vom ‚normal zahlenden‘ Besucher zu Besuchern mit MMC statt“, so Unterholzner.
Die heurigen Zahlen liegen noch nicht zur Gänze vor. Aber es zeigt sich bereits jetzt, dass der Prozentsatz des Auszahlungspreises an die Museen pro Eintritt nochmal tiefer sein wird. „Im ersten Halbjahr 2024 lag dieser bei 48 Prozent, im Vergleich dazu: Im ersten Halbjahr 2023 lag er bei 73 Prozent“, so Unterholzner.
Die Museen habe sich ihre Rechnung gemacht: Mit diesen Auszahlungspreisen pro Eintritt können sie nicht rentabel arbeiten. „Man hat uns aber lange Zeit nicht ernst genommen und vertröstet. Es wurde immer wieder behauptet, dass wir sehr viel mehr Besucher haben, wodurch sich die Auszahlungen wieder ausgleichen, was nicht stimmt“, so Unterholzner.
Die Verhandlungen verliefen ungut: „Das MoKo hat die Mitglieder intransparent informiert und immer wieder Falschaussagen getätigt. Es heißt beispielsweise, wir hätten ein Angebot abgelehnt, das uns jedoch nie unterbreitet wurde. Seit Anfang Juli wurden wir weder von Tourismusseite noch vom MoKo kontaktiert.“
Nun ist der endgültige Bruch erfolgt: Ab Jänner wird es die museumobil Card nicht mehr geben. Die Gästekarte wird künftig nur mehr die Mobilität umfassen. Die Landesregierung wird diesen Beschluss in einer der nächsten Sitzungen fassen.
Hierzu Unterholzner: „Die Museen sind froh, dass dies endlich vorbei ist. Es ist ein Ende mit Schrecken.“
Die Reaktion der Tourismusorganisationen: „Es ist kompliziert“, sagt Werner Zanotti, Geschäftsführer der Brixen Tourismus Genossenschaft. Auch er war bei der Verhandlungsrunde mit dabei. Er ergänzt: „Ich habe kein Verständnis, dass es im September nicht zu einer neuen Verhandlungsrunde für 2025 gekommen ist, wie ursprünglich im Juli vereinbart. Nicht der Tourismus, sondern die Museen haben die Gesprächsbereitschaft entzogen.“
In Brixen habe man seit 15 Jahren die Museen in der Gästekarte als Ganzjahresprodukt inkludiert. „Es ist schade, dass nun eine Säule wegbricht. Aber bei uns wird immer eine Tür für Gespräche offen sein“, so Zanotti.
„Ein Aussetzen war unausweichlich“, kommentiert Landesrat Achammer. „In der jetzigen Form finde ich sie nicht sinnvoll und so funktioniert die museumobil Card nicht.“ Den Museen müsse ein fixer Auszahlungspreis garantiert werden.
Die Museen planen inzwischen an einer neuen Karte, man will sich jedoch Zeit lassen: Achammer sagt hierzu: „In diesem Fall plädiere ich eher für einen Vorteilspreis und nicht auf kostenlos. Die Frage ist, ob der Tourismus mitzieht. Mal sehen, was herauskommt.“
Unterholzner ergänzt: „Und unser großes Anliegen ist es, auch ein Angebot für Einheimische zu schaffen. Weil auch negative Stimmung herrschte.“
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Kommentare (1)
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andreas
Mit Steuergelder subventionierte oder sogar gebaute Institutionen, wurden hier zum Vorteil der Hoteliere unter Wert an die Touris verscherbelt und die Einheimischen durften den Spaß mit Bezahlung des normalen Eintrittpreises noch mitfinanzieren.
Der Ötzi ist eigentlich eine Attraktion und unseren Chefstrategen, von was auch immer, fällt nichts blöderes ein, als den Touris den Eintritt fast zu schenken, um dann wegen den starken Zulauf ein neues, mit Steuergelder finanziertes, Museeum für über 20 Millionen Euros zu fordern/planen.
Also dümmer geht immer, da braucht man eigentlich nur Kommentare von ummgumma oder leser zu lesen, aber in der Hauptsaison eine solche Karte anzubieten und sich dann auch noch über Overtourismus zu beschweren, ist schon selten dämlich.
Und ein Schuler und Alfreider wollten dann auch noch den Vorteil einer Südtirolcard mit peinlichen Milchmädchenrechnungen erklären.