„Habe viel Herzblut reingesteckt“
Roland Griessmair darf nicht nochmal als Bürgermeister kandidieren. Was er über die Entscheidung des Regionalrats denkt und wie seine persönliche Zukunft nun aussehen wird.
Tageszeitung: Herr Griessmair, der Regionalrat hat entschieden, dass Bürgermeister mit über 15.000 Einwohnern und damit auch Sie nur zwei Amtszeiten hintereinander absolvieren dürfen. Sind Sie sehr enttäuscht über die Entscheidung?
Roland Griessmair: Enttäuschung ist der falsche Ausdruck dafür. Ich finde es schade, weil ich viel Herzblut in diese Arbeit reingesteckt habe. Mit dem nächsten Jahr war ich 30 Jahre lang im Gemeinderat mit viel Freude tätig. Es gibt einige Vorhaben, die ich noch gerne abgeschlossen hätte, für andere Dinge werden wir noch Zeit haben. Allerdings kann diese Projekte auch jemand anderes bearbeiten, wenn ich nicht mehr weitermachen darf.
Sie haben in Vergangenheit angedeutet, dass eine Entscheidung gegen eine eigenständige Regelung schlecht für die Autonomie ist…
Auf jeden Fall. Wir sind eine autonome Provinz und wenn man als solche nur mehr staatliche Regelungen abschreiben kann, hat das mit Autonomie nicht viel zu tun. Nebenbei verstehe ich aber, dass eine politische Situation entstanden ist, in der andere Dinge wichtiger waren als die Zukunft der Gemeinde Bruneck. Trotzdem akzeptiere ich die Entscheidung.
Sie werden in Ihren Beruf als Ingenieur zurückkehren?
Ja, ich habe einen Beruf, für den ich in Vergangenheit auch kritisiert wurde. Im Laufe meiner Amtszeit wurden die Spielregeln zwei Mal geändert, sodass ich direkt davon betroffen war. Das eine war das Berufsverbot, das andere jetzt die Mandatsbeschränkung. Das drückt einfach aus, wie hoch die Rechtssicherheit ist. Ich bin aber natürlich nicht von der Welt. Wenn man glaubt, dass ich für eine geordnete Übergabe sorgen soll, mache ich das natürlich.
Sie werden also bei der Suche nach einem Nachfolger mithelfen?
Ich wäre froh, wenn eine geordnete Übergabe gelingt. Grundsätzlich liegt mir Bruneck am Herzen. Ich muss mich aber nicht einmischen und habe mit viel Freude vieles weitergebracht. Jeder, der auf Bruneck schaut, kann bestätigen, dass sich viel entwickelt hat. Es kann aber auch Mal genug sein. Das Pensum, das ich in den letzten Jahren in der Gemeinde abgespult habe, war wirklich hoch. Da macht es nichts aus, wenn ich statt halb fünfmal um acht Uhr aufstehe.
Haben Sie bereits entschieden, ob Sie für den Gemeinderat kandidieren werden?
Dafür ist es noch zu früh, bis gestern war eine erneute Kandidatur als Bürgermeister immerhin noch möglich, daher habe ich mir noch keine Gedanken dazu gemacht.
Wie blicken Sie auf Ihre Amtszeit zurück?
Es ist interessant. Ich stelle fest, dass mich mehr Leute anrufen als nach meiner ersten Wahl als Bürgermeister. Das bedeutet wohl, dass nicht alles schlecht war. Es gab keine größeren Fehler oder Streitereien. Ich glaube, ich gebe ein Haus weiter, dass viele klare Strategien hat und ohne Schulden dasteht.
In Bruneck zirkulieren bereits einige Namen als mögliche Nachfolger. Haben Sie einen Favoriten?
Wir haben in der SVP einige gute Leute und ich bin mir sicher, dass es gelingen wird, einen guten Nachfolger zu finden. Es ist aber nicht meine Aufgabe, meinen Nachfolger auszusuchen. Es bleibt eine Wahl und kein Erbrecht.
Interview: Markus Rufin
Ähnliche Artikel
Kommentare (2)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
andreas
Der US Präsident darf nur 2 Wahlperioden regieren und der Typ hält sich für unersetzlich….
Irgendwie wird diese Kaste immer lächerlicher, aber wenigstens hat man etwas zum Lästern.
besserwisser
das muss ja fast froh sein dass es den zentralstaat gibt, sonst bleiben uns unsere dorfkaise ewig erhalten. im überetsch soll es eine bürgermeisterin geben die diese woche ihren 50.geburtstag in der gemeinde feiert (seit 1974 sic!!!!). Und sie will wieder kandidieren, es gibt noch viel zu tun (in 50 jahren nicht geschafft alles zu erledigen :-))…
unersetzlich sind sie! alle!