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„Betriebe wurden getäuscht“

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Unter der Darlegung falscher Tatsachen sammelte eine Sozialgenossenschaft in der Gemeinde Eppan von Betrieben Spendengelder für Defibrillator-Säulen. Es ist nicht der erste Vorfall im Raum Überetsch.

von Christian Frank

Seit geraumer Zeit ist es das Ansinnen der Gemeinde Eppan, mehrere Defibrillator-Säulen auf dem Gemeindegebiet zu errichten, die in einem medizinischen Notfall Leben retten können. Als die Sozialgenossenschaft „Solution Società Cooperativa Sociale“ mit ihrem Projekt „SOS Cuore“ an die Gemeinde herantrat, schien es wie eine passende Fügung. Die Sozialgenossenschaft gab an, die Umsetzung der AED-Säulen in Frangart und St. Pauls mithilfe von Spendengeldern von lokalen Betrieben zu ermöglichen. Die Gemeinde stellte daraufhin ein Schreiben aus, in dem um Unterstützung für diese Initiative gebeten wurde, und betraute somit die Sozialgenossenschaft mit diesem Vorhaben.

Daraufhin erhielten mehrere Eppaner Unternehmen einen sonderbaren Anruf. Der Anrufer stellte sich als Vertreter der Gemeinde Eppan vor und bat um ein Treffen bezüglich der Spendenaktion. Am anderen Ende der Leitung befand sich jedoch kein Mitarbeiter der Gemeinde, sondern die Sozialgenossenschaft. Vor Ort wurden die Eppaner Betriebe dann mit einem Vertreter der Sozialgenossenschaft konfrontiert, der die Unternehmer recht zügig zum Unterzeichnen eines Vertrages drängte, wie die SVP-Gemeinderätin Petra Prackwieser berichtet.

„Bei diesen Gesprächen wurden zwei Schreiben angeführt: jenes der Gemeinde und ein weiteres des Weißen Kreuzes“, erklärt Prackwieser. Die Gemeinderätin, selbst langjähriges Mitglied des Weißen Kreuzes, nahm Rücksprache und stellte fest, dass keine Zusammenarbeit zwischen der Sozialgenossenschaft und dem Weißen Kreuz Überetsch bestand. Bei dem Schreiben, das bei den Treffen mit den Betrieben vorgelegt wurde, handelte es sich lediglich um eine Empfehlung, die das Weiße Kreuz an die Gemeinde gerichtet hatte und aufzeigte, wo die Anbringung der AED-Säulen sinnvoll wäre.

„Immer wieder erwähnte der Vertreter dieser Sozialgenossenschaft den Namen des Sektionsleiters des Weißen Kreuzes Überetsch und betonte eine enge Zusammenarbeit“, verrät Prackwieser. Davon ist dem Sektionsleiter jedoch nichts bekannt. Die Art und Weise, wie die Genossenschaft die Spenden eintrieb, erscheint fragwürdig, und die Höhe der geforderten Spendengelder gibt Anlass zur Skepsis.

Laut Prackwieser belaufen sich die über einen Zeitraum von sechs Jahren angesetzten Zahlungen auf mehr als 14.000 Euro pro Säule. „Das ist eine horrende Summe. Das Weiße Kreuz bietet Säulen mit derselben Leistung für gerade einmal 6.000 Euro an“, moniert die Gemeinderätin und mutmaßt: „Die überschüssigen Gelder kommen vermutlich der Genossenschaft zugute.“ Die Aufregung ist groß, und so wurde der Bürgermeister bei der letzten Gemeinderatssitzung damit konfrontiert.

„Der Zweck ist lobenswert, doch diese Vorgehensweise ist es keineswegs. Ich will der Sozialgenossenschaft nicht direkt Betrug unterstellen, doch es ist eine seltsame Geschichte“, so Prackwieser.

Darauf angesprochen, entschuldigte sich Bürgermeister Wilfried Trettl und gab an, nichts über das Ausmaß der Spendengelder gewusst zu haben. Was ihm jedoch zu Ohren gekommen war, ist, dass sich die Sozialgenossenschaft im Namen der Gemeinde ausgab. Daraufhin ordnete er an, dies künftig zu unterlassen. „Sobald ich erfahren habe, dass sich diese Genossenschaft als Gemeinde ausgab, ermahnte ich deren Vertreter und stellte klar, dass dies ein inakzeptables Verhalten ist“, so Trettl.

Prackwieser fragt sich, warum die Gemeinde das Projekt nicht selbst in die Hand nimmt, und fordert nun Konsequenzen: „Hier wurde man augenscheinlich getäuscht. Mit diesen Sponsorengeldern hätten doppelt so viele Säulen realisiert werden können.“

Der Bürgermeister stellt diesbezüglich klar, dass es nicht der Gemeinde obliegt, eine solche Aufgabe zu übernehmen und Spendengelder für Defibrillator-Säulen zu sammeln sei ihr ohnehin untersagt. Zudem merkt er an, dass zwar das Weiße Kreuz Überetsch keinen direkten Austausch mit der Sozialgenossenschaft hatte, jedoch sehr wohl die Landeszentrale.

Laut der Gemeinderätin haben bereits einige Betriebe gutgläubig die Verträge unterschrieben. Als sie diese annullieren wollten, erhielten sie sofort vonseiten der Sozialgenossenschaft ein „aggressives Anwaltsschreiben“. Bürgermeister Trettl will nun die Reißleine ziehen und die Zusammenarbeit mit der Genossenschaft auflösen. „Es wäre ein guter Zweck, aber wenn diese Genossenschaft solchen Wucher betreibt und eine Polemik entfacht, werde ich sie zurückziehen“, verlautet Trettl.

Der gesamte Umstand wirkt wie ein Déjà-vu. Bereits im Sommer berichtete die Tageszeitung über einen identischen Vorfall in der Gemeinde Nals. Auch damals war dieselbe Sozialgenossenschaft involviert. Die Betriebe mussten schlussendlich zahlen.

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