Du befindest dich hier: Home » News » Das GIS-Missverständnis

Das GIS-Missverständnis

Foto: 123RF

Die vorgesehene Erhöhung der GIS für Urlaub auf dem Bauernhof sorgte für umgehende Kritik von Franz Locher. Dafür gibt es jedoch laut Parteikollegen Sepp Noggler keinen Anlass.

von Christian Frank

Die Maßnahmen des Landeshaushalts, die der Landeshauptmann vor Kurzem promulgierte, ließen aufhorchen. Insbesondere die Änderungen bei der Gemeindeimmobiliensteuer (GIS) rückten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die GIS soll demnach für Kurzzeitvermietungen an touristische Gäste in den Gemeinden nicht mehr niedriger ausfallen als für Langzeitvermietungen. Somit soll auch die Besteuerung von Kurzzeitvermietungen mindestens 0,56 Prozent betragen.

Neben dieser geplanten Änderung war es vor allem die Äußerung des Tourismuslandesrates Luis Walcher über den Urlaub auf dem Bauernhof, der auf Protest traf. Auch Urlaub auf dem Bauernhof solle demnach höher besteuert werden. Für den SVP-Landtagsabgeordneten Franz Locher ist dies ein Unding, zumindest wenn man es pauschal betrachtet.

„Kategorisch spreche ich mich nicht dagegen aus, aber wenn wir von GIS sprechen, dann müssen wir über die touristisch hochentwickelten Gemeinden sprechen“, erklärt Locher. Ihm widerstrebt jedoch eine erhöhte Besteuerung bei den Berggebieten: „In den Berggebieten herrschen sehr kurze Saisonen. Urlaub auf dem Bauernhof wurde ursprünglich deshalb eingeführt, um landwirtschaftlichen Betrieben unter die Arme zu greifen und so die Existenz des Betriebs zu sichern.“

Locher merkt an, dass die 0,2-prozentige Besteuerung, die derzeit bei Urlaub auf dem Bauernhof angewandt wird, bereits ein Entgegenkommen ist, da diese Dienstleistung im Rest Italiens steuerbefreit ist.

„Über die 0,2 Prozent wurde nie diskutiert, das akzeptiert auch die Landwirtschaft. Aber eine höhere Besteuerung bei Berggebieten ist kompletter Nonsens, diesen Handel werden wir nicht eingehen“, konstatiert Locher. Der Landtagsabgeordnete plädiert für einen gestaffelten Steuerkoeffizienten, der sich nach Erschwernispunkten richtet. Bei 75 Erschwernispunkten gilt derzeit nämlich bereits eine Befreiung der GIS.

„Man könnte ja ab 40 Erschwernispunkten eine 0,2-prozentige Besteuerung veranlassen und über 75 die Befreiung beibehalten“, sinniert Locher. Das würde bedeuten, dass unter 40 Erschwernispunkten der 0,56-prozentige GIS-Satz gelten würde. Dabei ergeben sich für Locher weitere Fragen, die ihn zurück zur Notwendigkeit der Identifizierung von touristisch hochentwickelten Gebieten führen.

„Was soll man beim Obst- und Weinbau machen? Da gibt es keine Erschwernispunkte. Soll man hier überall 0,56 Prozent besteuern oder nur bei touristisch hochentwickelten Gemeinden?“, fragt sich Locher. Er beobachtet weiterhin ein eklatantes Ost-West-Gefälle in Südtirol, was die touristische Rentabilität des Landes betrifft. Wo das Panorama weniger pittoresk, die Skimöglichkeiten eingeschränkt und die Bergtouren nicht den Dolomiten gleichkommen, bleibt auch der Andrang aus, so Locher.

Für den Parteikollegen und ebenfalls Landtagsabgeordneten Sepp Noggler ergibt sich Lochers Protest als überflüssig, denn dieser, so Noggler, habe nichts zu befürchten.

„Die Erhöhung beim Urlaub auf dem Bauernhof stimmt so nicht, wie sie kommuniziert wurde. Wir haben in unserer Klausurtagung im September bereits vereinbart, dass die Berglandwirtschaft außen vor bleibt und nicht von der Erhöhung der GIS betroffen ist“, stellt Noggler klar und witzelt: „Das muss der Herr Locher vermutlich vergessen haben.“
Bei Lochers Gegenvorschlag, soll es sich im Grunde, laut Noggler, um genau jenen Inhalt handeln, welcher die Klausurtagung bereits besprochen hat.

Auch Noggler betont die Wichtigkeit, der Berglandwirtschaft diesen Zusatzerwerb weiterhin in gewohnter Form zu ermöglichen: „Es wurde alles bereits ausgehandelt, und der Landeshauptmann wird sich auch daran halten, was besprochen wurde.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • andreas

    Natürlich sollen alle Obst- und Weinbauern mit Urlaub auf dem Bauernhof mit 0,56% besteuert werden.
    Die zahlen schon für ihre Produkte kaum Steuern und haben teilweise Villen mit Schwimmbad und Sauna gebaut.

    Ein Kurtatscher Bauer sagte mir mal, dass er es ungerecht findet, dass er mit seinen Ferienwohnungen, Trauben und Äpfel so bevorzugt wird, da er sehr gut verdient und durchaus auch mehr Steuern zahlen würde.
    Die Obstbauern, welche so tun als würden sie mit ihren Trauben und Äpfel die Welt versorgen und die 4% Steuern sogar noch zu hoch sind, sind asoziale Pfeifen.

    • laura

      Also da kennt sich jemand wieder aus. Von den 4% reden wir von der Mwst. die immer der Endkonsument bzw. Käufer der Produkte bezahlt und in Italien ist es gestaffelt:4,10,22%. Für den Produzent ist es ein reiner Durchlaufposten, den man eventuell verrechnen kann, je nach Steuersystem, aber bezahlen tut die Mwst. immer der Käufer du Weisheit, wenn auf die Äpfel 22% drau wären wären die halt um 22% teurer ohne das der Bauer was davon hat oder nicht….

      • andreas

        Ca. 4% auf den Ertrag, jedenfalls hat der Vinschger gejammert, dass er bei € 200.000,00 Einnahmen € 8.000,00 Steuern zahlen muss.
        Ich hab ihm angeboten, ihm € 50,00 zu geben, dass er wenigstens am Abend mal mit der Frau pizzaessen gehen kann, der arme Tropf.

        Und nichts für ungut, ich weiß durchaus, wie die MwSt. funktioniert, aber Danke für die Erklärung.

      • ostern

        @laura
        …und was halten Sie von der IRPEF
        (Einkommensteuer), soweit Sie sie kennen? Der Bauer soll beinahe keine Steuern zahlen, aber jedmögliche Zuschüsse(Beiträge) erhalten, von denen ein Normalbürger nur träumen kann.
        DAS IST DIE SVP!!!!!

  • @alice.it

    Bauern 0,20, Privatvermieter 1,20, richtig so?.

  • franz19

    Wieso sollen Bauern in Berggebiete weniger zahlen…???
    Manche Urlaub auf den Hof haben Auslastungen von über 80% und lachen über die anderen Vermieter…
    Bauern in Gröden,Gadertal,Sexten ,S.Vigil und andere in Scheigebiete und Dolomiten lachen die Welt aus…Wir sind eine reines Svp ,wo die Bauern nicht Steuern zahlen damit Sie immer brav SVP wählen und die Steuern der kleinen Arbeiter abkassieren und auf hohen Fuss leben !!!

    • rumer

      @franz
      ja, bei Gröden, Corvara und Bruneck hast du Recht. Aber bei 95% von Südtirol NICHT.
      Und wer eine gute Auslastung hat, macht viel Umsatz und zahlt dementsprechend viel Steuern. Es braucht keine GIS, diese ist nämlich ungerecht, da sie nicht auf dem Gewinn basiert.

      • franz19

        Ja,aber auch der Bauern mit seinen Wohnungen verlangt eine gute Straße, schneeräumung im Winter und all das was andere im Gemeindegebiet brauchen…und die Gis ist eine Gemeindesteuerer!!!
        Ich bin überall in Südtirol mit der Arbeit unterwegs und ich kann dir garantieren, auch die abgelegenen Höfe sind sehr gefragt,mit ihrer Lage und zum Teil mit selbstgemachte Produkte.
        Sonst frag ich mich wer finanziert diese Ferienwohnungen, zum großteils 2 Auto und sowieso 2-3 Traktoren, neue Hofmaschinen,neuer Stadel usw…
        Der Steuerzahler???

        • rumer

          @franz
          nein, das finanzieren die Bergbauern selber, indem sie noch einen zweiten Job haben.
          Ich bin kein Bergbauer, ich möchte dort oben nicht leben. Bin aber froh, dass sie da oben bleiben.
          Wenn du neidig bist, meld dich doch mal als freiwilliger Erntehelfer. Danach bist du geläutert.

    • meintag

      Wie ich Gestern schon bei dem Marteller Bauern erwähnt habe gibt es von der EU Beiträge für die Grünflächen. Sobald ich Antwort von einem Bekannten bekomme stelle ich es online. Soviel zu den echten Bergbauern.

      • rumer

        @meintag
        was willst du uns sagen? Dass ein Marteller Bergbauer Geld von der EU bekommt?
        Langweilig !!!!
        Jeder Sizilianer bekommt für eine steinige Schafweide 1000 Euro pro Hektar.
        Die Bergbauern in Martell können von solchen Summen nur träumen.

        • meintag

          Habe leider noch keine Antwort bekommen. Du aber scheinst informiert willst aber keine Infos herausrücken. Du weisst Wie wir in Südtirol solche Leute heissen?

          • rumer

            @meintag
            Welche Infos?
            Dass man, wenn man nicht mäht, keine Beiträge für das Mähen mehr bekommt, ist doch selbstverständlich. Muss ich dir das erklären?
            Meinst du es gibt da keine Kontrollen?

  • romy1988

    Also doch keine GIS für die Bauern? Schade, ich dachte schon, es gäbe endlich mehr Gerechtigkeit.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen