Der finale Kampf
Spätestens am 18. November will die Bozner SVP über die Bürgermeisterkandidatur entscheiden. Obwohl der neue Stadtobmann Andreas Berger sich bereits festgelegt hat, stehen weitere Optionen im Raum.
von Thomas Vikoler
Im vergangenen Frühjahr hatte der damalige Stadtobmann Dieter Steger, inzwischen Parteiobmann, eine Idee: Eine Vorwahl für die Bestimmung des Bürgermeisterkandidaten bei den Gemeinderatswahlen 2025, um sich einen basisdemokratischen Anstrich zu geben und damit die politische Partizipation zu fördern. Auch der damalige Vizebürger (und nunmehrige Landesrat) Luis Walcher unterstütze den Vorschlag.
Abgestimmt hat der Koordinierungsausschuss über diesen bisher aber nicht. Geht es nach dem neuen Stadtobmann, Gemeinderat Andreas Berger, soll das auch so bleiben. „Ich halte Vorwahlen für nicht notwendig, da wir bereits mit Vizebürgermeister Stephan Konder einen geeigneten Kandidaten haben, der gut arbeitet“, bestätigt Berger seine Position.
Allerdings sorgte er damit parteiintern für einige Irritation. Warum hat sich der neue Vorsitzende des Koordinierungsausschusses vor der ersten Sitzung unter seiner Leitung zu einer derart wichtigen Frage bereits festgelegt?
„Ich war, als der Vorschlag für eine Vorwahl gemacht wurde, nicht in der Sitzung“, sagt Berger.
Es gibt aber dennoch Anzeichen dafür, dass auf der nächsten Zusammenkunft der rund 40 Mitglieder des Koordinierungsausschusses am kommenden Montag das Thema Vorwahl zur Sprache kommt. Mehrere Ortsgruppen favorisieren diese Lösung bzw. wollen verhindern, dass der Bürgermeisterkandidat auf der übernächsten Sitzung am 18. November (ursprünglich für den 11. November vorgesehen) per Akklamation bestimmt wird. So wie es der neue Stadtobmann offenbar vorhat.
Nach Informationen der TAGESZEITUNG planen mehrere Ortsgruppen eine Intervention zugunsten der zweiten Vertreterin der SVP im aktuellen Stadtrat, Wirtschaftsstadträtin Johanna Ramoser. Die mögliche Mitbewerberin Konders, die sich zuletzt mit ihrem Sprach-Kampf in den deutschen Grundschulen stark exponiert hat, wird von den Ortsgruppen Bozen Dorf, Zwölfmalgreien, Altstadt, Rentsch und Gries unterstützt.
Ramoser selbst will zu ihren Ambitionen, Bürgermeisterkandidatin bei den nächsten Wahlen zu werden, nichts sagen. „Warten wir erst einmal ab, was am Montag passiert“. Anfang dieses Jahres, nach dem Wechsel von Luis Walcher in den Landtag, hatte Ramoser ihre Bewerbung für das zweithöchste Amt in Bozen vor der entscheidenden Sitzung zurückgezogen. Diesmal, so heißt es aus der Partei, werde sie sich nicht so leicht geschlagen geben. Es sei Zeit für eine Frau auf den Posten, der seit der Nachkriegszeit von der SVP besetzt wird.
Der aktuelle Vizebürgermeister Konder bestätigt seine Bewerbung und betont, dass es nun am Koordinierungsausschuss liege, was mit dieser geschieht.
Denkbar ist auch, dass die Bozner SVP sich auf eine Art Kompromiss einigt: Es wird auf eine Vorwahl verzichtet – tatsächlich birgt diese das Risiko einer starken Stimmenzersplitterung – und es kommt am 18. November im Koordinierungsausschuss zu einer Abstimmung Konder gegen Ramoser bzw. etwaigen anderen Bewerbern.
„Nach der Sitzung am 4. November sollen sich die Ortsgruppen beraten, wie sie es machen wollen“, sagt Stadtobmann Berger.
Es dürfte also spannend werden. Klappt die Nominierung auf der übernächsten Sitzung, wäre die SVP die erste Partei, die ihre Bürgermeisterkandidatur festlegt.
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Kommentare (1)
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heracleummantegazziani
Eine Partei schaufelt sich selbst das Grab. Aber vielleicht sind ja Schillers Zeilen „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“ ein gutes Omen.
Mit Sicherheit hat aber Heinrich Heine recht, wenn er schreibt, die Tiroler sind von unergründlicher Geistesbeschränktheit.