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Arme Jugend

Alfred Ebner

Die Rentnergewerkschaft kritisiert die mickrige Rentenerhöhung des Staates sowie einen eklatanten Kaufkraftverlust der älteren Bevölkerung. Ihre Hauptsorge gilt jedoch der jungen Generation.

von Christian Frank

Im Zuge des Generalstreiks, der von den Gewerkschaften CGIL und UIL ausgerufen wurde, schloß sich auch die Rentnergewerkschaft des AGB mit einer Protestkundgebung an. Die Situation, so findet Alfred Ebner, Generalsekretär der Rentnergewerkschaft, sei prekär. Während die derzeitigen Rentner finanziell von den gestiegenen Lebenshaltungskosten dahingerafft werden, verdunkelt sich zusehends die Aussicht der jungen Generationen auf eine sichere Rentenperspektive.
„Es gibt mehrere Schieflagen bei den Renten. Wir werden auf die Straße gehen, um konkrete Antworten von einer Regierung zu fordern, die sich nicht für die wirtschaftlichen und sozialen Säulen des Landes einsetzt: Arbeit und Rente“, moniert Ebner. Die Sorgen der Rentner sind denen der Arbeitnehmer nicht unähnlich. Die Inflation schmälert die Kaufkraft, und staatlichen Abkommen fehlt die Differenzierung der lokalen Lebensrealitäten.
„Unsere Renten in Südtirol sind viel weniger wert als jene in Kalabrien. 1.000 Euro hierzulande und im Süden Italiens sind nicht dasselbe“, zeigt Ebner auf. In diesem Sinne sieht er auch das Vorhaben der Regierung, im Rahmen des Haushaltsgesetzes die Mindestrenten um drei Euro zu erhöhen, als Farce.
„Diese drei Euro sind nicht mal der Rede wert. In Südtirol kann man davon nicht einmal zwei Kaffee trinken“, spottet Ebner. Der Gewerkschafter fürchtet um die Kaufkraft der älteren Bevölkerungsschicht. So ähnlich die Sorgen der Rentner denen der aktiven Arbeitnehmer auch sein mögen, hebt Ebner ein entscheidendes Detail hervor: „Bei staatlichen Abkommen zu Arbeitnehmern können Zusatzabkommen getroffen werden, um das Gehalt aufzubessern. Bei der Rente ist das nicht der Fall.“

Auch wenn zahlreiche Rentner nach ihrem Pensionseintritt weiterhin berufstätig sind, holt Gevatter Zeit einen jeden ein, findet Ebner. Früher oder später ist die Rente zwingend das alleinige Einkommen – und dann wird es oft eng. Dem Gewerkschafter zufolge müsste auf das Konsumverhalten der Rentner gezielt eingegangen werden.
„Rentner haben ein etwas anderes Kaufverhalten als eine Durchschnittsfamilie. Beinahe alle Ausgaben beziehen sich auf Lebensmittel, die besonders von den Preiserhöhungen betroffen sind“, so Ebner. Aus diesem Grund fordert die Rentnergewerkschaft, dass der typische Warenkorb eines Rentners bei der Kalkulation inflationsbedingter Beitragserhöhungen berücksichtigt wird.
„Daran kann man es am besten ermessen“, findet der Gewerkschafter.

Wenn es um die Verarmung im Alter geht, spielen darüber hinaus laut Ebner häufig Unwissenheit und Scham eine Rolle.
„In Südtirol gibt es einige Sozialleistungen, die man in Anspruch nehmen kann. Einerseits herrscht jedoch oft Unwissenheit über diese Angebote, andererseits schämen sich viele, sie zu beanspruchen. Es gibt so viele, die nicht damit klarkommen, dass sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben und plötzlich trotzdem nicht mehr über die Runden kommen“, weiß Ebner. Auch sollten, so der Gewerkschafter, die Beschränkungen der Sozialleistungen überdacht werden, da viele Rentner knapp über den zulässigen Einkommenswerten liegen und sich dennoch in prekären finanziellen Situationen befinden.

Größer als die Sorge um die derzeitigen Rentner ist jedoch jene um die jüngeren Generationen, bedauert Ebner.

„Momentan kann man noch mehr oder weniger von der Rente leben, doch ich frage mich wirklich, wie es mit den kommenden Generationen aussieht“, bangt Ebner. Der Gewerkschafter bemerkt, dass sich die Umstände zusehends verändert haben und das System der beitragsbedingten Rente dabei gegen den Nachwuchs spielt: „Früher fand man relativ schnell eine durchschnittliche Arbeit mit Festanstellung. Bei einer normalen Karriere wurden einem bei Pensionseintritt immer noch 70 Prozent des letzten Lohnes zuteil.“
Diese Realität ist in dieser Form nicht mehr anzutreffen, findet Ebner.
„Heutzutage fängt jemand meist unter prekär bezahlten Bedingungen an und bekommt erst spät eine feste Anstellung. Oft wird ein langjähriges Studium vorausgesetzt. Wenn jemand deshalb nicht regelmäßig Beiträge eingezahlt hat, steht es schlecht um ihn. Am Ende des Arbeitslebens hat man ein bestimmtes Einkommen und einen entsprechenden Lebensstandard und bekommt höchstens 40 Prozent davon.“
Die Rentenaussichten verschlechtern sich zusehends, findet der Gewerkschafter. Während man sich früher noch auf eine Mindestrente verlassen konnte, fällt auch dies für junge Generationen im Zuge des beitragsbezogenen Rentensystems weg.

„Es braucht unbedingt Garantien. Wenn jemand ständig arbeitet, hat er ein Recht darauf, die Gewissheit zu haben, dass er nicht unter einen bestimmten Rentenbetrag rutscht. Es wäre auch möglich, dass jemand nur noch eine 100-Euro-Rente bekommt“, lamentiert Ebner.
Die Rentnergewerkschaft fordert deshalb eine soziale Komponente im Rentensystem, die eine mindestrentenähnliche Zusicherung verspricht. Die anhaltende Unsicherheit untergräbt die Motivation der Jungen, findet Ebner.
„Viele Junge sind demotiviert. Warum sollen sie einzahlen, wenn am Ende sowieso nichts dabei rausschaut? Ich könnte heutzutage niemandem sagen, wann er in Rente gehen kann und wie viel er bekommt. Das hängt heute von der Kapitalaufwertung, der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und dergleichen ab“, moniert Ebner.

Für den Gewerkschafter ist es essenziell, dass es zu einem Schulterschluss zwischen junger und alter Generation im Rentenkampf kommt: „Es lohnt sich heute, für die Rechte der momentanen Rentner zu kämpfen. Denn die Rechte, die man heute aushebelt, holt man morgen nicht mehr zurück.“

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