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Lebensabschied im Wandel

Die Art, wie Beerdigungsfeier gestaltet werden, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Zwischen Stadt und Land gibt es große Unterschiede.

von Hanna Platzer

Jeder Mensch hat das Recht auf eine würdevolle Verabschiedung. Die Kirche bietet ihren Glaubensmitgliedern verschiedene Möglichkeiten an, wie eine Beerdigung gestaltet werden kann.

Dekan Bernhard Holzer der Dom-Pfarre Maria Himmelfahrt in Bozen berichtet, dass die Gläubigen seiner Pfarrei sehr viel Wert darauf legten, wie die Trauerfeier gestaltet wird. In den letzten Jahren habe sich aber die Art und Weise, wie eine Beerdigung gehalten wird, stark verändert.

„Unsere Gesellschaft hat mit der Zeit immer häufiger alternative Bestattungsformen akzeptiert“, so der Bozner Dekan. In Bezug auf die Begräbniskultur hat Holzer in den letzten Jahrzehnten die verschiedensten Entwicklungen innerhalb der Katholischen Kirche miterlebt.

„Besonders die Feuerbestattungen werden immer häufiger bevorzugt, sei es von den Angehörigen, als auch von den Verstorbenen,“ so Holzer. Grund hierfür sei, dass diese Form der Bestattung oft als moderner und individueller wahrgenommen werde. Die Einäscherung biete mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Trauerfeier. So kann eine Urne leichter an einem Ort der eigenen Wahl begraben werden. Diese Bestattungsform ist kostengünstiger und platzsparender als die traditionelle Erdbestattung, weiß Dekan Holzer.

Der Deutschordenspater Olaf Wurm, seit 25 Jahren Pfarrer von Wangen am Ritten und seit 15 Jahren in Oberinn, hat da andere Erfahrungswerte: In ländlichen Gebieten würden Beerdigungen sehr traditionell abgehalten und dementsprechend die Erdbestattung bevorzugt. Mit der Erdbestattung werde nämlich die Auferstehung Jesu in Verbindung gebracht. Außerdem legten die Angehörigen und die Dorfbewohner hohen Wert darauf, dass das Grab des Verstorbenen mit Blumen geschmückt wird und dort gebetet werden könne.

Auch bei der Gestaltung der Beerdigung hat der Bozner Dekan Holzer zum Teil große Unterschiede zwischen Stadt und den ländlichen Gebieten in Südtirol festgestellt: „Im Dorf spielt die Tradition und die strikte Liturgie immer noch eine wichtige Rolle“. Während in den Dörfern das Vorbeten ein grundlegender Teil der Trauerfeier sei, werde dieser Dienst bei rund der Hälfte der Beerdigungen in Anspruch genommen.

Landpfarrer Olaf Wurm sagt, in den Dörfern existiere eine solidarische Verbundenheit der Gemeinde. Wenn ein Bürger verstirbt, sei es in den ländlichen Gebieten üblich, dass von jeder Familie ein Familienmitglied bei der Beerdigung teilnimmt, egal in welcher Beziehung man zu den Verstobenen gestanden hat. Er hat es laut eigener Aussage bisher nicht erlebt, dass bei einer Beerdigung allein die Angehörigen anwesend waren.

In den Städten sei das immer wieder der Fall, berichtet Holzer. Als Lösung schlägt der Dekan den Angehörigen vor, die Beerdigung im Zuge der täglichen Messen um 9.00 Uhr abzuhalten. „Es ist eine traurige Angelegenheit, wenn nur eine Hand voll Trauergäste bei der Beerdigung teilnehmen“, betont der Domdekan. Oder, wie es am Oberauer Friedhof bereits vorgekommen ist, gar keine.

„Die Kirche nimmt auch zur Kenntnis, dass auch andere Formen der Trauerfeier immer populärer werden, beispielsweise die freie Verabschiedung“, sagt Holzer

Bei einer freien Beisetzung muss die Trauerfeier nicht von einem Priester gehalten werden, sondern kann von einem ausgebildeten Trauerredner begleitet werden. „Die heutige Gesellschaft ist nicht mehr strikt an den traditionellen Glaubensstrukturen gebunden. Die Bürger haben keinen starken Bezug zur katholischen Kirche und präferieren eine Verabschiedung ohne kirchliche Orientierung“.

Ob freie oder traditionelle kirchliche Trauerfeier, die Trauernden suchten weiterhin die Unterstützung der Seelsorgeeinheit. „Die Seelsorge ist ein sehr wichtiger Bereich, und ich sehe immer wieder, dass dieses Angebot mit viel Dankbarkeit angenommen wird“, betont der Dekan.

Die Katholische Kirche hat auf die veränderten Bedürfnisse der Trauernden u.a. damit reagiert, indem sie in den letzten Jahren eigenes Personal für die Seelsorge ausgebildet hat. Außerdem wurden in einigen Südtiroler Gemeinden Trauergruppen ins Leben gerufen. Sie begleiten die Trauernden vor, während und auch nach der Beerdigung.

Für persönliche Gespräche mit den Angehörigen bleibe wegen des Priestermangels und der damit verbundenen Zuteilung weiterer Pfarreien den Pfarrern wenig Zeit, sagen Holzer und Wurm unisono. Ein Treffen zur Abwicklung der Trauerfeier gehöre aber immer dazu.

Landpfarrer Wurm rechnet mit weiteren Veränderungen der Begräbniskultur. „Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Wenn Menschen glauben, sie müssen auf einen anderen Weg beerdigt werden, sollen sie dies auch tun. Wir als Kirche sollen auch kein Machtmonopol auf Beerdigungen besitzen“.

Er ist sich aber dessen bewusst, dass die Kirche bei der Abwicklung des Lebensabschieds weiterhin eine wichtige Rolle hat. Vielleicht ihre wichtigste.

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