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Die Milchmädchenrechnung

Die Bürgerliste Eppan unterstellt dem genehmigten Projekt Kiosk Gand einen horrenden Quadratmeterpreis von 10.000 Euro. Ortsvorsteher Martin Haller wehrt sich dagegen und rechnet nach.

von Christian Frank

Vergangenen Monat wurde das Projekt zur Errichtung des Kiosk Gand in der Eppaner Gemeinderatssitzung behandelt. Das Unterfangen, welches als Struktur der Nahversorgung und als sozialer Treffpunkt von Seiten der SVP vorangebracht wurde, traf nicht nur auf Einverständnis und sorgte für eine rege Debatte. Der Eppaner Bürgermeister Willfried Trettl selbst zeigte sich skeptisch. Er brachte Zweifel vor, ob das Projekt den urbanistischen Vorgaben entsprechen würde, und sah das Vorhaben auch als keine sonderliche Priorität an. Auch aus den Reihen der Gemeinderäte wurden Klagen über hohe Investitionskosten für das Projekt laut. Zudem wurde beanstandet, dass der begonnene Bürgerbeteiligungsprozess erst im Oktober abgeschlossen werde. Dem gegenüber standen die Gemeinderatsfraktionen SVP und Appiano Unita, welche die Wichtigkeit dieser Investition untermauerten.

Schlussendlich wurde das Projekt mit 16 Ja-Stimmen, sechs Enthaltungen und drei Nein-Stimmen von einer parteiübergreifenden Mehrheit genehmigt. „Ich bin der festen Überzeugung, dass es uns gelingen wird, diese innovative Struktur gemeinsam mit den Gandlerinnen und Gandlern zu einem Treffpunkt für alle Anrainer zu machen,“ äußerte sich der Ortsvorsteher Martin Haller resümierend.

Die gewonnene Abstimmung blieb jedoch nicht ohne Seitenhieb der Bürgerliste Eppan. In einer Gemeindeblattausgabe vom Oktober erhebt die Fraktion nämlich den Vorwurf, dass die Kosten für die Errichtung des Kiosk Gand horrende Ausmaße annehmen würden. Es wurde ein Quadratmeterpreis von 10.000 Euro genannt.

Mit dieser Unterstellung begab sich die Bürgerliste in eine Diskussion, in welcher der Ortsvorsteher Martin Haller Heimvorteil innehat. Als einer der Geschäftsführer von Elektro Haller sieht sich Haller in seinem beruflichen Alltag mit allerlei Elektroinstallationen bei Neubauten konfrontiert und ist demnach in den Geschicken des Bauwesens routiniert. „Da es im öffentlichen Bauwesen in Südtirol sehr genau hergeht und Mathematik eine Tatsache ist, muss diese Behauptung klargestellt werden,“ konstatiert Haller. Der Ortsvorsteher räumt ein, dass solche Werte unterschiedlich errechnet werden können, je nachdem, ob man die reinen Baukosten oder eine Gesamtsumme inklusive der Planungskosten und gesetzlichen Mehrwertsteuer heranzieht. Er selbst stellt eine der Bürgerliste widersprechende Rechnung auf Basis der offiziellen Werte der entsprechenden öffentlichen Beschlüsse auf und zeigt sich damit bemüht, den Vorwurf als Milchmädchenrechnung zu enttarnen.

„Im Haushalt 2023 und 2024 sind 520.000 Euro für das Kiosk Gand vorgesehen. Laut Beschluss sind 48 Quadratmeter im oberirdischen Bereich und 67,28 Quadratmeter im unterirdischen Bereich vorgesehen, also eine Gesamtfläche von 115,28 Quadratmetern. Daraus ergibt sich ein Wert von 4.510,75 Euro pro Quadratmeter. Berechnet man nur die reinen Baukosten, so liegt der Wert bei 3.252,00 Euro.“ Haller gesteht zwar ein, dass die Kosten nichtsdestotrotz hoch seien, kritisiert jedoch, dass diese immerhin weniger als die Hälfte des von der Bürgerliste kolportierten Wertes betragen. „Es sollte die Aufgabe einer seriösen Gemeindepolitik sein, genau zu analysieren, richtig zu rechnen und vor allem die Bürger korrekt zu informieren,“ beanstandet Haller.

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