Vergewaltigt oder begrapscht

Foto: Polizei
Der sexuelle Übergriff auf ein 14-jähriges Mädchen in Bozen ist alarmierend – auch wegen der medialen Aufbereitung. Der Leitartikel von Herausgeber Arnold Tribus.
Die Nachricht über den sexuellen Übergriff eines extrakommunitären Mitbürgers aus Pakistan, denn um einen solchen soll es sich dem Vernehmen nach handeln, hat in der Stadt blankes Entsetzen ausgelöst. Wohl auch deshalb, weil es sich beim Opfer um ein 14-jähriges Mädchen handelt, eine Schülerin, die auf einer Bushaltestelle wartete, um nach Hause zu fahren. Sie wurde dann von dem Mann angesprochen und in die Büsche hinter dem Haltehäuschen gezerrt, wo sich der Bösewicht in einer unkontrollierten Sexttacke an dem Mädchen zu vergehen versuchte. Das Mädchen konnte sich aber befreien und um Hilfe rufen, der Mann wurde gleich verhaftet und sicherlich ist er auch vom Herrn Quästor ausgewiesen worden. Es handelt sich um einen 40-jährigen Mann, der seit 20 Jahren in Italien lebt, er war zuerst in Varese, dann in Verona in der Gastronomie tätig und ist seit einem Monat in Bozen, wo er bei einem Freund untergekommen ist. In Bozen hat er auch gleich Arbeit gefunden.
Nun lesen wir tagtäglich in den nationalen Medien über Femizide, vor einigen Tagen hat der 19-jähige Jashan Deep Bashan seine 16-jährige Freundin Sara Centelleghe mit 11 Stichen einer Schere erstochen, sie hatten gestritten. Das ist nur ein Beispiel. Mit der „Vergewaltigung“ im Stadtviertel Casanova-Kaiserau ist Bozen auch in der schwarzen Chronik der nationalen Medien gelandet, auch Verkehrsminister Matteo Salvini hat den Fall aufgegriffen, um die Richter anzugreifen, die auch dieses Mal die „ausländische Ressource“ im Land halten wollen.
Interessant an der ganzen Sache ist aber, dass sei es die lokalen, als auch die nationalen von einer Vergewaltigung sprechen, einem stupro a Bolzano. Die Aufregung in Bozen war groß, zu Recht, hätte es sich tatsächlich um eine Vergewaltigung gehandelt. Ein Lega-Gemeinderat hat sofort die chemische Kastration gefordert, dem stellvertretenden Landeshauptmann Galateo ist nichts Besseres eingefallen, als Bürgermeister Renzo Caramaschi und die Grünen für die Schweinerei verantwortlich zu machen, als ob es dort, wo die Rechte regiert, keine Sexualdelikte gäbe. So eine Dummheit. Was Caramaschi mit den sexuellen Pulsionen eines Pakistani zu tun hat, muss man mir erst erklären. Für die Sicherheit sorgt der Staat.
Es ist nachvollziehbar, dass sich das Volk aufregt, man denke nur an die psychologischen Auswirkungen, die eine solche Tat auf das junge Mädchen haben wird. Die Empörung ist noch größer, wenn unsere Leute Opfer von Übergriffen Extrakommunitären, Einwanderern oder Asylbewerbern werden, weil sie in unser Land kommen, um der Not und der Gewalt in ihren Herkunftsländern zu entfliehen, entsprechend haben sie sich im Gastland zu benehmen.
Was aber an dieser Geschichte genauso alarmierend ist wie der sexuelle Übergriff, ist die mediale Aufbereitung. Am ersten Tag war es noch ein sexueller Übergriff, schändlich genug, am Tag darauf wurde daraus schon eine Vergewaltigung, obwohl es den, laut Aussagen der Staatsanwaltschaft, gar nicht gegeben hat. Da hat sich die Presse was einfallen lassen, um eine starke Schlagzeile zu haben. Da wurde eine Vergewaltigung konstruiert, die keine war, ein Skandal um des Skandales wollen, um das Volk in Unruhe und Angst zu versetzen. Der Protest wurde dann vor allem von den Rechten ausgenutzt, um gegen Ausländer zu hetzen, der Fall eignete sich, um rassistische Plakate zu zeigen.
Vor einigen Jahren hatten wir auch den Fall einer Fake-Vergewaltigung, wo ein 15-jähriges Mädchen sagte, es sei an der gelben Brücke der Eurac von einem Nigerianer vergewaltigt worden. Das Entsetzen war groß, die ganze Stadt hatte den Aussagen des Mädchens geglaubt, es bedauert und in allen möglichen Formen ihren Unmut, ihren Zorn zum Ausdruck gebracht. Nach langen Ermittlungen stellte sich heraus, dass das Mädchen alles erfunden hatte.
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