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SVP auf Partnersuche

Startschuss der Meraner SVP in den Gemeindewahlkampf: Das Edelweiß will das Bürgermeisteramt zurückerobern und reicht den Grünen die Hand. Parteichefin und Vizebürgermeisterin Katharina Zeller im Interview.

Tageszeitung: Frau Zeller, im SVP-Stadtkomitee wurden am Montag die ersten Weichen für die Gemeindewahlen im Mai kommenden Jahres gestellt. Wohin führt die Reise?

Katharina Zeller: Der Anspruch ist, das Bürgermeisteramt zurückzuholen. Die oberste Priorität der SVP Meran ist allerdings, morgen eine gut funktionierende Stadtregierung auf die Beine zu stellen, wenn wir von der Wählerschaft den Auftrag dazu erhalten. Deshalb möchten wir diesmal bereits im Vorfeld das Gespräch mit den progressiven und uns thematisch nahestehenden Kräften suchen. Das Ziel ist, parteiübergreifend Projekte voranzubringen, ohne dass politische Dynamiken die Arbeit der Stadtregierung hemmen.

So wie dies immer öfter mit den jetzigen Koalitionspartnern La Civica und Alleanza per Merano geschieht?

Es ist nicht zu leugnen, dass die Zusammenarbeit mit dieser Regierung besser sein könnte. Wichtige Projekte werden eingebremst und ich frage mich warum. Wir sollten für die Stadt und nicht für die Wählerstimmen arbeiten. Ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Deshalb gilt es nun die Voraussetzungen zu schaffen, damit wir es beim nächsten Mal besser machen.

Sie sprechen von „progressiven Kräften“. Wen meinen Sie damit?

Ich denke da an die Parteien und Listen, die sich im Zentrum bewegen: Team K, Grüne, PD usw.

Präferenzen?

Wenn ich das Programm der Grünen mit unserem vergleiche, dann gibt es da sehr viele Übereinstimmungen. Deshalb haben wir im Stadtkomitee auch gesagt: Wenn wir morgen die Möglichkeit bekommen, die neue Stadtregierung zu bilden, dann sind die Grünen inhaltlich sicher unser erster Ansprechpartner. Wir haben ähnliche Zukunftsvisionen und es besteht deshalb die realistische Möglichkeit, gemeinsam etwas für die Stadt voranzubringen.

Sicher, dass Sie damit nicht Ihre Stamm-Wählerschaft vergraulen?

Es braucht natürlich Gespräche um zu verstehen, was eine gute Lösung sein könnte. Aber schauen wir uns den Rechts-Trend in Europa an: Wenn wir es hier in Meran schaffen würden eine starke Koalition zu präsentieren mit einem Programm, das von SVP und Grünen mitgetragen wird, dann würde das sicherlich positiv aufgenommen. Wir könnten als progressives bürgerliches Zentrum auftreten. Und wenn wir bereits vor den Wahlen einen gemeinsamen Nenner finden, dann hat dies den großen Vorteil, dass wir schon beginnen können ein Projekt auf die Beine zu stellen. Wir könnten dadurch vermeiden, dass im Wahlkampf viel Porzellan zerschlagen wird. Es tut niemandem gut, wenn man sich monatelang in den Medien mit Dreck bewirft.

Eine Fortsetzung der Koalition mit den Grünen wäre bereits 2020 möglich gewesen. Der „Anti-Rösch-Pakt“ zwischen Civica, Alleanza und SVP hat dies verhindert und die Liste Rösch sitzt auf der Oppositionsbank…

Das war vor meiner Zeit und die SVP von heute hat damit nichts zu tun. Ich hätte mir bereits beim letzten Mal gewünscht, dass es anders läuft, aber wir waren neu und unsere Mitsprachemöglichkeiten begrenzt. Allerdings hätten auch die Grünen Kompromisse eingehen können: Die Halbzeitlösung mit Ex-Stadträtin Madeleine Rohrer wäre für alle hinnehmbar gewesen, mit Rohrers Wahl in den Landtag ist diese Option am Ende ja ohnehin eingetreten. Aber das ist Vergangenheit und wir möchten in die Zukunft blicken.

Was, wenn die Grünen im Mai 2025 erneut stärkste Kraft werden? Würden Sie sich dann in dieser Konstellation auch mit dem Amt der Vizebürgermeisterin zufrieden geben?

Entscheidend ist für mich, dass wir gemeinsam die besten Lösungen für Meran bieten. Wenn die Zusammenarbeit konstruktiv ist und die inhaltlichen Ziele stimmen, ist die genaue Position zweitrangig.

Sollte Madeleine Rohrer tatsächlich vom Landtag wieder zurück in die Gemeindepolitik wechseln: Könnten Sie sich mit ihr eine weibliche Doppelspitze für Meran vorstellen?

Auf jeden Fall. Sie ist eine kompetente Frau und es gab bereits einen ersten informellen Austausch.

Was wird Bürgermeister Dario Dal Medico dazu sagen, wenn Sie ihn de facto noch vor dem Ende der Legislatur vom Karren werfen?

Wir schließen ja niemanden aus. Es ist allerdings nützlicher, wenn wir schauen, wie es möglichst gut für diese Stadt weitergeht.

Es gab mit den aktuellen Regierungspartnern auch ethnische Divergenzen, z.B. bei der Finanzierung der Nachmittagsbetreuung in den Schulen. Inwieweit spielt dies eine Rolle?

Diese Diskussion deutsch/italienisch kam in den letzten drei Jahren leider immer wieder auf, nicht nur bei der Nachmittagsbetreuung, sondern auch bei der Finanzierung der Vereine usw. . Ich halte sie für total sinnlos und dachte eigentlich, dass diese Debatten überholt sind.

Sie selbst scheinen derzeit medial omnipräsent und haben sich mit „Katha &…“ auch ein eigenes digitales Format ausgedacht. Ist der Meraner Wahlkampf auf Sie zugeschnitten?

Im Gegenteil, wir treten als Team auf, denn nur so ist das Ganze überhaupt machbar. Ich tue lediglich meinen Job als Parteichefin: unsere Linie kommunizieren und aufzeigen, wofür wir stehen, nämlich für ein inklusives weltoffenes Meran.

Bei der Wahlkostenabrechnung war die SVP beim letzten Mal die Spesen-Queen. Wie gefüllt ist die Kriegskassa diesmal?

In die Kommunikation investieren wir laufend, daher ist es schwer eine Summe zu nennen. Die SVP in Meran muss wieder aufholen und dafür werden wir etwas Geld in die Hand nehmen müssen, auch wenn wir die Spesen in Grenzen halten wollen.

Nach Ihrem politischen Quereinstieg 2021 werden Sie bei den nächsten Gemeindewahlen das erste Mal politisch „benotet“. Was erhoffen Sie sich?

Seit meinem Amtsantritt habe ich eine große Verantwortung für diese Stadt gespürt und ich kann ruhigen Gewissens sagen, dass ich alles gegeben und sehr viel gearbeitet habe. Ich habe versucht, die Partei wieder aufzubauen. Die Rückmeldungen, die ich erhalte, sind positiv, weil wir als Team viel bei den Menschen sind.

Interview: Karin Gamper

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Kommentare (5)

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  • stanislaus

    … vielleicht sollte sich die Landes SVP ein paar Tips in Meran holen…

  • pingoballino1955

    Zuerst holt sich die SVP bewusst den politischen Teufel ins Haus und jetzt plötzlich seid ihr empört????? Wie naiv seid ihr eigentlich in Meran???Der Zug der Rückforderung für euch ist BERECHTIGT politisch nicht tragbar! Wer ist rechter als rechts ihr Svp‘ ler habt euch die “ fratelli und Co.in die Landesregierung geholt! Zuerst tricksen,dann “ blärrn“ ???

  • gulli

    „Wir sollten für die Stadt und nicht für die Wählerstimmen arbeiten.“
    wenn Politiker/innen dies tun würden, müssten sie nicht solche Aussagen treffen:
    „Der Anspruch ist, das Bürgermeisteramt zurückzuholen.“

  • andreas

    Großer Fehler die Rohrer wieder ins Spiel zu bringen, da diese das Problem Merans war und außer ihre paar Wähler, keiner eine solche Ideologin haben will.

    • schwarzesschaf

      Ja die Verbieten bald das atmen in Meran und erinnern wir uns mal an die umweltfreundlichen ledluftballons und die entfernung der Parkplätze vor öffentlichen Ämtern wenn ihr schon wollt das die stadt leer wird dann gebt die Ämter in die industiezone und ein Direktbus dort hin dann muss keiner mehr in die stadtmitte

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