Protokoll gegen Menschenhandel
Ein neues Protokoll soll das Phänomen des Menschenhandels bekämpfen. Das Projekt „Alba“ begrüßt das Protokoll.
Schon vor dem eigentlichen 18. Europäischen Tag gegen den Menschenhandel wurde ein neues, wichtiges Protokoll unterzeichnet, das einen grundlegenden Schritt im Kampf gegen diese Form der Gewalt darstellen soll.
Das Protokoll geht auf die Erkenntnis zurück, dass auch in der Region Trentino- Südtirol zahlreiche Strafverfahren Personen betreffen können, die selbst Opfer von Menschenhandel, Gewalt oder schwerer Ausbeutung sind. Das erfordert die frühzeitige Identifizierung von Personen, die Opfer dieses schweren Verbrechens sein könnten. Dieses Phänomen ist so schwerwiegend und mit Gewalt behaftet, dass es Juristen, Anwälte und Richter dazu veranlasst hat, diese Fälle künftig mit einem völlig neuen Ansatz zu behandeln. Die Justiz wird die Annahme der Grundsätze des bedingungslosen Schutzes und der Nichtbestrafung in Betracht ziehen und das Konzept der Beweisführung ändern. Das Protokoll bestätigt die Zusammenarbeit zwischen dem Gericht von Trient, den Autonomen Provinzen Trient und Bozen, den Anwaltskammern, dem UN-Flüchtlingshilfswerk, der Universität Trient, der nationalen Beratungsstelle zur Bekämpfung des Menschenhandels und den Einrichtungen des dritten Sektors, die zum Projekt „Alba“ gehören, das die Opfer des Menschenhandels schützt. Dazu gehören die Vereine „La Strada-Der Weg“, Volontarius, Consis, Centro Italiano Femminile und Punto D’Approdo.
Die neue Vereinbarung gibt allen beteiligten Akteuren bessere Instrumente und Verfahren an die Hand, um in einem frühen Stadium potenzielle Opfer zu erkennen und die Weitergabe von Informationen oder Erkenntnissen zu erleichtern. Wenn die Schwere des Phänomens die Justiz dazu veranlasst hat, ihren Modus Operandi zu überdenken, geht die Überlegung dahin, wie ebenfalls gezielte und unmittelbare Interventionen in den Bereichen Wohnen, Gesundheit und Soziales gewährleistet werden können. Vor allem aber, wie das Risiko eines erneuten Menschenhandels oder einer institutionellen erneuten Viktimisierung eingedämmt werden kann, das vor allem durch die Schwierigkeit eines bürokratischen Verwaltungssystems bestimmt wird. So kann man dem Phänomen begegnen, welches durch Metamorphosen und die ständige Innovation gekennzeichnet ist, zu der das kriminelle Netz fähig ist. Die Ausbeutung in Unterkünften, die verstärkte Ausbeutung der männlichen Arbeitskraft, die häusliche Isolation sind die neuen Grenzen des Phänomens, die eine gefährliche soziale Kontamination voraussetzen, ob unbewusst oder nicht.
Ein Beispiel für alle ist die kapillare Ausbreitung des Phänomens krimineller Netzwerke, die auch in unserer Provinz Räumlichkeiten oder Unterkünfte mieten, um die verschiedenen Formen der Ausbeutung in ihren unterschiedlichen Ausprägungen auszuüben. Die Daten bestätigen die Entwicklung dieses Phänomens. Im Jahr 2023 wurden im Projekt „Alba“ 60 Personen erfasst, darunter 3 Minderjährige. Eine Zahl, die im Jahr 2024 mit 61 Personen am 30.09.24 bereits weiter ansteigt. Im Jahr 2023 wurden 38 Personen aufgenommen und betreut, diese Zahl steigt auch im aktuell laufenden Jahr. (Quelle: Nationale Beobachtungsstelle zur Bekämpfung des Menschenhandels Sirit). Das Phänomen des Menschenhandels muss daher ständig beobachtet und untersucht werden, um neue Kompetenzen und bessere Interventionsformen zu entwickeln.
In diesem Sinne entwickelt sich auch das Projekt „Alba“ ständig weiter, um seine beiden grundlegenden Ziele zu erreichen: die Umwandlung gefährdeter Personen in Personen, die in der Lage sind, ihr eigenes soziales und berufliches Lebensprojekt zu entscheiden und neu zu gestalten, und die Verbreitung eines immer größeren Wissens über das Phänomen durch Sensibilisierungs- und Informationsmaßnahmen für die Bevölkerung, insbesondere für die Jugend.
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