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Beeindruckende Leistungsschau

Michael Lösch hat ein kurzweiliges und unterhaltsames Stück Spielmusik mit dem Titel „Schlagzeilen“ komponiert, das man gerne noch einmal hören möchte. (Foto: Daniel Betelle)

Experimentelles, Kurzweiliges, Theatralisches und Minimalistisches: Beim 4. Konzert des Festivals Zeitgenössischer Musik glänzten  sechs Vorzugsschüler des Konservatoriums als Interpreten grundverschiedener Stile und Spieltechniken.

Sechs Vorzugsschüler des Konservatoriums, das sich heute „Musikuniversität“ nennt, fortgeschrittene Schüler der Klassen von Roberto Gander, Klarinette, Pepito Ros, Saxophon, und Gianmaria Romanenghi, Schlagzeugklasse. Sie boten im 4. Konzert des Festivals Zeitgenössischer Musik eine beeindruckende Leistungsschau als Interpreten grundverschiedener Stile und Spieltechniken.

Am Beginn präsentierte sich der Klavier spielende Schlagzeuger Max Calanducci, Schüler von Gianmaria Romanenghi. Er spielte das von Simon Öggl vor ein paar Jahren komponierte Stück „falten“ für Klavier und Live-Elektronik, ein eher brachiales Werk, das aus tiefen Bässen aufsteigt, einen Bolero-Rhythmus anstimmt und dann die Klangwolke aus Tastenwerk und Innenanschlag der Saiten über Lautsprecher wieder ausspuckt.

Ganz anders die neue Komposition von Michael Lösch, die Gianmaria Romanenghi mit den sechs Schülern einstudiert und notengetreu zur Freude des Publikums und des Komponisten aufgeführt hat. Lösch hat ein kurzweiliges und unterhaltsames Stück Spielmusik mit dem Titel „Schlagzeilen“ komponiert, das man gerne noch einmal hören möchte.

Das folgende Stück „Tema“ stammt vom künstlerischen Leiter des Haydn-Orchesters, Giorgio Battistelli, laut Romanenghi ein Stück, das Schlagzeug und Literatur zusammenführen möchte. Es wurde von dem jungen temperamentvollen Musterschüler Luca Cassini interpretiert. Er gab die Ein-Mann-Nummer, einen musiktheatralischer Sketch des im zeitgenössischen Musiktheatertrieb erfolgreichen Battistelli, wie einer wieder, der mit einer Taschenspieler-Nummer verblüffen will. Er steigerte sich in sie hinein und hatte das Publikum auf seiner Seite.

Das abschließende Werk, das Paradestück „Workers Union“ des Holländischen Minimalisten Louis Andriessen, bestätigte die musikalische Bravour  des Dirigenten Romanenghi und, als ob es noch eines Beweises bedurft hätte, dessen pädagogische Strahlkraft, die er als Inhaber, seit 25 Jahren, des Percussions-Stuhles im Konservatoriums zahllosen Schülern zugute kommen ließ, die heute ihrerseits in den Südtiroler Musikschulen die neue Schlagzeuger-Generation heranbilden

Das Kultstück der Avantgarde von Louis Andriessen ist als Improvisation angelegt, das Ausfüllen der Notensysteme ist weitgehend den Spielern und dem Leader überlassen, da die Systeme, laut Information des Festivalleiters nur kurze oder mittlere Phrasen vorsehen, die weder Tonleitern oder konventionelle Wendungen sein dürfen und bis maximal sechsmal wiederholt werden dürfen. Und dennoch konnte man nicht die Spur von Zufall und Beiläufigkeit feststellen. Maestro Romanenghi agierte wie ein Puppenspieler, der alle Spieler im Blick und in der Hand hatte und sie akustisch und dynamisch steigernd bis zum heftigen Höhepunkt führte. Das zahlreiche Publikum folgte interessiert den Darbietungen und spendete reichlichen Beifall. (sh)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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