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Männerwelten

Kubricks „Full Metal Jacket“ gegen den Krieg

Ob mitten im Krieg, nah an der Antarktis oder im Zweikampf mit dem fortschreitenden Alter. Männerwelten sind gerne heldenhaft.

Von Renate Mumelter

Full Metal Jacket

„Einen der gemeinsten aber auch wahrsten Filme über die Mechanismen des Tötens“, nennt ihn das Filmportal Prisma. 1987 war Stanley Kubricks „Full Metall Jacket“ erschienen und verstörte und empörte. Er zeigt den Ausbilder Sergeant Hartmann, der seine Rekruten grob fertig macht, damit sie dann im Vietnam-Einsatz etwas taugen. Das ist schwer auszuhalten, aber in Zeiten wie den unseren, wo Krieg meist nur als leere Worthülse in den Nachrichten wahrgenommen wird, umso wichtiger. Selten nämlich ist heute von traumatisierten Soldaten oder Kriegsopfern die Rede, und die Toten bleiben Zahlen.

Kubrick war ein genialer Filmemacher (2001: Odyssee im Weltall, A Clockwork Orange, Barry Lyndon, Shining), dem man sogar zugetraut hatte die Mondlandung für die US-Regierung im Studio inszeniert zu haben. Ab 21.10. ist der grausame Kubrick-Film in den Plexx-Kinos zu sehen.

Megalopolis

Ebenfalls in die Plexx-Kinos kommt ein Film, dessen Regisseur sich früher einmal virtuos mit dem Soldatsein in Vietnam befasst hat (Apocalypse Now, 1979).  Diesmal aber hat Francis Ford Coppola das Großspurige im Blick. Sein „Megalopolis“, der von der Kritik gar nicht gut aufgenommen wurde, ist in den Plexx-Kinos zu sehen.

Das Trento Film Festival

kommt auch großklotzig daher. In seiner Bozen-Ausgabe gibt es „The Great White Whale“, den Gewinner des Goldenen Enzians der Stadt Bozen, in dem viel Wind geht. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn es wird von der Eroberung von Big Ben erzählt, einem 2.745 hohen vergletscherten Vulkan auf der Insel Heard nahe der Antarktis liegt. Schon um die Insel zu erreichen, mussten 1963 und 1964 Abenteuer bestanden werden. Und bis dahin ist alles okay. Interessant ist auch das dokumentarische Material im Film. Das sind bewegte Bilder von der  Expedition, die allerdings mit Erinnerungen der Überlebenden zusammengebaut werden. Und dann  vertraut Regisseur Michael Dillon das Erzählen einem Expeditionsteilnehmer an, der sich als Barde versteht und da wird’s mühsam und der Film langatmig und mythisierend. Ein etwas nüchternerer Schnitt wäre wohltuend gewesen.

Ähnliches gilt für „L’età sperimentale“ von Marco Zingaretti über den Schriftsteller und Bergsteiger Erri De Luca, der windsoundbegleitet klettert und von seinem Alter und seinem Altern erzählt (De Luca ist Jg. 1950). Zu sehen am 22. Oktober im Filmclub begleitet von einem Gespräch und einer Signierstunde mit Erri De Luca.

Anywhere Anytime

Wesentlich interessanter ist die Filmmusik von „Anywhere Anytime“, jenem Film der Settimana della Critica, der am Montag im Filmclub zu sehen ist. Regisseur ist Milad Tangshir, der in den 2000er Jahren mit der iranischen Rockgruppe Ahoora erfolgreich war. Tangshirs musikalisches Knowhow steckt auch in „Anywhere Anytime“, dem Film, der von Issa erzählt, einem Geflüchteten, der um Arbeit bangt und alles tut, um etwas Geld zu verdienen. Realistisch und einfühlsam und weit weg von den Männerwelten. Produziert wurde der Film übrigens von der Vivo-Film, die im letzten Jahr beim BolzanoFilmfestivalBozen zu Gast war. Nur am Montag.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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