Haydns „Schöpfung“ in Brixen und Bruneck
Das Collegium Musicum Bruneck mit den Solisten Ilse Eehrens, Sopran, Fabio Trümpy , Tenor Konstantin Wolff Bass/Bariton und die Streicherakademie Bozen unter der Leitung von Georg Egger führen in Brixen und Bruneck Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ auf.
Das Oratorium „Die Schöpfung“ stellt nicht allein einen entscheidenden Höhepunkt in der kompositorischen Laufbahn Joseph Haydns dar, sondern markiert gleichzeitig eine maßstabsetzende Zäsur in der Geschichte des Oratoriums überhaupt. Auf der Wende zum 19. Jahrhundert brach Haydn mit der traditionellen Vorherrschaft der Arien, räumte dem Chor eine deutlich größere Bedeutung ein und ebnete so den Weg zu einem neuen Chororatorium – eine der maßgeblichen Säulen des aufstrebenden bürgerlichen Konzertlebens. Die Handlung ist nach Händelschem Vorbild dreigeteilt. Der erste Teil schildert mit der Erschaffung der Erde, der Pflanzen und des Firmaments die ersten vier Tage der Schöpfung, im zweiten Teil kommen die Geschöpfe hinzu. Der dritte Teil thematisiert das Leben der ersten Menschen Adam und Eva und gipfelt – und damit das gesamte Oratorium – in zwei abschließenden großen Lob- und Dankeschören. Der Text, nach einem englischen Original übersetzt vom Präfekten der Wiener Hofbibliothek Baron van Swieten, vereint die Prosatexte der Schöpfungsgeschichte in der Übersetzung der Luther-Bibel mit betrachtenden und kommentierenden Auszügen aus John Miltons „Paradise Lost“.
Musikalisch besonders reizvoll sind in der Schöpfung die Kontraste, mit denen Haydn in den Abschnitten des Chores arbeitet. Dabei stehen kunstvoll ausgeschmückte Fugen im virtuosen Stil schlichten und innigen Passagen gegenüber. Zudem verwendet Haydn oft ein dialogisches Verhältnis von Solostimmen und Chor. Alle Vokalstimmen dienen förmlich der Erzählung der Schöpfungsgeschichte und die Hierarchie zwischen Solostimmen und Chorstimmen wird zu einem gemeinsamen Lob vereint. Die Schöpfung zeigt auch durchaus volksmusikhafte Züge, die im Wechselspiel zur kunstvollen und meisterhaften Instrumentation der Gesamtarchitektur des Werks diesem eine große – im Zusammenspiel aller Kräfte – empfundene Menschlichkeit verleihen.
Die Schöpfung ist auch ein Werk, in dem sich eine Zeitenwende manifestiert. Sie bildet förmlich eine Zusammenfassung aller kompositorischen Erfahrungen und Möglichkeiten des Komponisten. Haydns große Erfahrung im Bereich der italienischen Oper, seine virtuose und detailreiche Behandlung des Instrumentalsatzes und die Neuerungen der Klangsprache der Wiener Klassik lassen die Schöpfung zu einer Art Gesamtschau der Musik des 18. Jahrhunderts werden.
Die Konzerte finden am Samstag, 19. Oktober um 18.00 im Dom von Brixen und am Sonntag, 20. Oktober um 18.00 in der Pfarrkirche von Bruneck, statt.
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